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    MA 2412 - Die Staatsdiener
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    MA 2412 - Die Staatsdiener
    Von Jürgen Affenzeller

    Hinter dem Kürzel MA 2412 steckt die Bezeichnung Magistratsabteilung 2412. Die TV-Serie rund um die Geschehnisse im Wiener Amt für Weihnachtsdekoration sorgten auf den österreichischen Bildschirmen in den letzten Jahren für Lacher. Vor allem die bissigen Wortgefechte zwischen den beiden Beamten Roland Düringer alias Ingenieur Engelbert Breitfuß und Alfred Dorfer alias Michael Weber erlangten in der Alpenrepublik Kultstatus.

    Mit dem ersten Kinofilm rund um den „nervenaufreibenden“ Alltag im Amt setzten die Macher zugleich einen Schlussstrich unter das Kapitel „MA 2412“. Doch was wohl als Höhepunkt der Serie gedacht war, entpuppt sich leider allzuschnell als halbgarer Schuss in den Ofen. Im Stil einer Filmreportage wird enthüllt, wie es zur Gründung dieser Magistratsabteilung kam und auf welchen Werdegang ihre Beamten zurückblicken. In Rückblenden kann das Publikum miterleben, wie bereits der kleine Engelbert Breitfuß von seinem verbeamteten Vater auf ein Leben in der Amtsstube vorbereitet wird, wir werden zu Zeugen, wie Michael Weber seine Planstelle im Verkehrsamt allzu ungeniert für einen lukrativen Zuverdienst nutzt und daraufhin ins Amt für Weihnachtsdekoration versetzt wird. Wir beobachten die aufreizende Sekretärin Frau Knackal (Monica Weinzettl) in ihrem früheren Job als Wurstverkäuferin, bis ihre verborgenen „Fähigkeiten und Talente“ vom Obersenatsrat (Wolfgang Böck) entdeckt und unter seine Obhut gestellt werden. Der Film bleibt aber nicht in der Gegenwart stehen. Er begibt sich weit zurück in die Vergangenheit und stellt anhand historischer Fallbeispiele die Frage nach den Wurzeln des Berufsbeamtentums. Kurze Filmausschnitte führen uns in die Steinzeit, ins alte Rom, in die Zeit Maria Theresias, zum Wiener Kongress und in die Anfangsjahre der zweiten Republik, um die jeweiligen Pendants der heutigen Beamten zu zeigen.

    In all diesen Szenen wird ein Aufwand betrieben, den das österreichische Kino selten zuvor gesehen hat: opulente Kostüme, historisch korrekte Ausstattung – mit Harald Sicheritz („Hinterholzacht“) am Regiestuhl darf sich hier ein bekennender Perfektionist regelrecht austoben. Doch wofür? Wie überflüssig der Einsatz all dieser Mittel ist, zeigt alleine schon die Tatsache, dass die wenigen starken Momente, die der Film sein Eigen nennt, in der stinknormalen Amtsstube abspielen, in der sich Weber und Breitfuß verbal an die Gurgel gehen. Und genau hier liegt der Hund begraben: So bombastisch die Optik des Filmes vermittelt wird, so blutleer entpuppt sich das Drehbuch. Erschreckend ob der Tatsache, dass für das Skript die zwei Starkabarettisten Alfred Dorfer und Roland Düringer in die Tasten hauten. Doppelt schade, dass die beiden ihren Charakteren mehr als harmlose und großteils sogar peinlich ordinäre Textzeilen in den Mund gelegt haben. Vor allem die Klischees der nichtsnutzigen Beamten und Frau Knackal als das dumme „Betthaserl“ des Obersenatsrates werden dem Publikum derart mit dem Vorschlaghammer serviert, dass jeglicher Witz, sofern überhaupt vorhanden, schon in den Hälsen der Zuschauer stecken bleibt. Zuguterletzt dürfen wir gar miterleben, wie sich die MA 2412 auf ihren Einsatz in Brüssel vorbereitet, wo sie den europäischen Kollegen vorführen wird, zu welchen Leistungen österreichische Beamte fähig sind. Ein recht guter Ansatz, der allerdings auf äußerst über- und zähflüssige Art und Weise gelöst wurde. Den Braten machen auch die kurzweiligen Gastauftritte von Harald Krassnitzer („Tatort“) und Christian Tramitz („Bullyparade“, „Der Schuh des Manitu“) nicht mehr fett.

    Während der Vorstellung, bei der im Kinosaal für eine Komödie doch sehr dezente Stille herrschte, nahm sich übrigens ein sichtlich gelangweilter Zuschauer ein Herz und rief: „Da amüsiere ich mich ja bei der Zeit im Bild (die österreichische Version der „Tagesschau“, Anm.) mehr!“ Es sollte der lauteste Lacher des Abends werden.... In Sachen Mainstream-Kino durfte man aus Österreich noch nie den großen Wurf erwarten, diese Tradition setzt „MA 2412“ problemlos fort. Vielmehr sollten sich Kinofreunde da schon den kleinen Schätzen des alpenländischen Programmkinos zuwenden, wie zum Beispiel „Böse Zellen“ von Barbara Albert. Nur so ein kleiner Tipp am Rande, der die Leser dieser Zeilen wohl einen überflüssigen Kinoabend erspart...

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