Kirk und Picard in einem Film! Ein Traum für Trekker wird wahr. „Star Trek - Treffen der Generationen“ bringt die beiden beliebtesten Captains des „Star Trek“-Universums zusammen und lässt sie Schulter an Schulter kämpfen. Leider ist das Ergebnis nicht wirklich zufriedenstellend.
Etwas kommt aus der Tiefe des Raumes auf uns zu. Was ist es? Wieder mal eine unbekannte Sonde, die der Erde das Leben schwer machen will? Nein, ganz falsch. Eine Flasche Champagner ist es, die zur Taufe am Rumpf der nagelneuen Enterprise „B“ zerschellt. Nachdem erst in Star Trek - Zurück in die Gegenwart die neue Enterprise A vorgestellt worden war (und damit die Enterprise mit den kürzesten Dienstdauer war), wird nun das neue Flagschiff der Sternenflotte aus dem Raumdock entlassen. Mit an Bord des Jungfernfluges: eine Crew, die augenscheinlich noch nicht trocken hinter den Ohren ist, jede Menge Presse und die lebenden Legenden Kirk (William Shatner - sichtlich gealtert), Chekov (Walter Koenig) und Scotty (James Doohan), die als Zaungäste zum Nichtstun verurteilt sind. Aber dabei bleibt es selbstverständlich nicht. Kaum aus dem Dock gestartet, erhält die Enterprise B den Hilferuf eines havarierten Raumschiffes und eilt zur Rettung. Und die gestaltet sich als schwierig, da praktisch alles, was nützlich wäre, erst nächste Woche installiert werden soll. Flugs werden die Überlebenden des Schiffes, das im Dunstkreis eines rätselhaften Energiebandes in Raumnot geraten war, an Bord gebeamt, unter ihnen auch ein gewisser Dr. Soran (Malcolm McDowell), der darüber augenscheinlich gar nicht glücklich ist. Doch auch die Enterprise wird von dem Energiewirbel in Mitleidenschaft gezogen. Kirk selbst hetzt durchs Schiff, um die Sache wieder einmal gerade zu biegen, verschwindet aber im Chaos spurlos. Ein großes Loch im Rumpf zeigt es überdeutlich: Der legendäre Captain hat bei dem Versuch, Leben zu retten, sein eigenes verloren.
Siebzig Jahre später. Nun hat die Crew um Picard Dienst. Und auch sie trifft auf den eingangs geretteten Dr. Soran. Der experimentiert an merkwürdigen Dingen herum und zerstört schließlich sogar ganze Sonnen. Warum? Schnell wird klar, dass es dem Doktor nur darum geht, dorthin zu gelangen, wo er bereits gewesen ist, nämlich in das Energieband, „Nexus“ genannt, um dort wie im Paradies leben zu können. Hineinfliegen kann er nicht, also muss er die Gravitationskräfte im All verändern, damit das Band zu ihm kommt. Picard persönlich versucht, den Irren an dem für sein Vorhaben notwendigen planetarischen Genozid zu hindern, wird aber mit ihm in den Nexus hineingesogen. Und trifft dort auf einen Verbündeten: Kirk, ebenfalls gerade dort angekommen.
Nachdem die Original-Crew in Star Trek - Das unentdeckte Land demonstrativ zum Abmustern geschickt worden war, hieß es nun für die Verantwortlichen, die „Next Generation“ nach sieben erfolgreichen TV-Staffeln auf die große Leinwand zu heben. So ganz haben sie aber den Box-Office-Qualitäten der Picard-Crew nicht getraut, deshalb musste noch mal von der alten Garde Schützenhilfe geleistet werden, jedenfalls von denen, die sich nicht von Mini-Auftritten abschrecken ließen. Das Problem: Die Picard-Mannen dienten bekanntermaßen 70 Jahre nach Kirk & Co. Da hieß es für die Drehbuchautoren, Kreativität zu beweisen. Das war schließlich in der TV-Serie schon zwei Mal gelungen. Dort hatte man sowohl den Charakteren Spock als auch Scotty zu Auftritten verholfen, mal erklärt durch die überlange Lebensdauer von Vulkaniern, mal durch eine noch nach Jahrzehnten aktive Transporterschleife. Jetzt also musste Kirk noch mal ran.
Die Geschichte, die dem einzigen Zweck, dem Treffen der beiden Captains dient, wirkt konstruiert und geradezu an den Haaren herbeigezogen. Der Nexus, um den es zu gehen scheint, hat fantastische Kräfte, lässt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinanderprallen und ist Gefängnis und Paradies zugleich. Logik kann man hier getrost zur Seite schieben, scheinen sich die Drehbuchautoren gesagt zu haben. So es ist echt schwierig, hinein zu gelangen (mit einem Raumschiff geht es nicht, rein beamen geht auch nicht - wohl aber raus gebeamt werden!), heraus zu gelangen und gleichzeitig in der Zeit zurückzureisen, ist aber kein Problem. Anders ist es nicht zu erklären, dass Picard die Prügelei mit Soran wiederholen darf, diesmal aber seinen „großen Bruder“ mitbringt, den er praktischerweise im Nexus getroffen hat. Die Schlusskonfrontation findet aber nicht im Nexus statt, sondern in der Realität. Verwirrt? Zu Recht. Das ist „Star Trek“ nicht würdig. Man darf schon etwas Intelligenteres erwarten. Und wenn im Nexus praktisch alles möglich ist, wen würde man lieber zu einem großen Kampf mitbringen: den alten Zausel Kirk oder doch lieber Worf?
Kirk und Picard, welche dramaturgischen Möglichkeiten hätten diese beiden Charaktere geboten! Und was ist herausgekommen? Eine simple Keilerei und Schießerei, bei der dann auch pflichtgemäß Kirk sein Leben lässt. William Shatner antwortete später, angesprochen auf eine Spock-mäßige Wiederauferstehung: „Ich tötete ihn und ich tötete ihn gut.“ Dem kann nur widersprochen werden. Unspektakulärer kann man eine Legende nicht aus einem Franchise entfernen. Und einen Helden der Föderation irgendwo auf einem unwichtigen Planeten unter ein paar Steinen zu verscharren, missfällt ebenso, zumal Spocks Sterbeszene und Beerdigung in „Star Trek – Der Zorn des Khan“ durchaus bewegend ausgefallen waren.
Unerwartet schwermütig ist dieser Film geworden. Da lässt man Picards Verwandte auf der Erde flugs über die Klinge springen, damit Picard im Nexus auf die Probe gestellt werden kann: Familienleben oder Pflicht? Langatmig wird da eine weinerliche Familienszene zelebriert. Lange philosophische Gespräche mit Guinan (Whoopi Goldberg), der „Higgins“ von „Star Trek“ - schon überall gewesen und alles mitgemacht -, geben der Filmdynamik den Rest. Kirk geht mit der Situation deutlich unverkrampfter um, sucht die zweite Chance, erkennt aber, dass es im Nexus keine echten Risiken gibt und dass eine Existenz dort nicht erfüllend sein kann. Das sind aber keine echten inneren Konflikte, die gemeistert werden, es wird keine persönliche Geschichte erzählt. Und der Schurke entpuppt sich als waschechter Soziopath, dem die beiden Captains nur zufällig im Weg stehen. Das ist kein guter Widersacher, wie es Khan oder Chang in den Vorgängerfilmen gewesen waren, da hilft auch Malcom McDowells geradezu chargierendes Spiel nicht.
Als besonderer Schauwert dient der Untergang der Enterprise D, dem Holiday-Inn des Alpha-Quadranten. Der hat bei der Produktion allen offenbar so gut gefallen, dass man beschloss, das Schiff gleich zwei Mal abstürzen zu lassen. Was macht es da schon, dass ausgerechnet zwei unterbelichtete Klingoninnen die Enterprise in die Knie zwingen sollen, die schon in der TV-Serie keinen Stich gegen unser Lieblingsschiff bekommen haben? Und da auch das Holodeck allen so gut gefällt, muss es für eine völlig sinnentleerte Eröffnungsszene auf einem Schiff aus dem 18. Jahrhundert herhalten. Weiteres Versatzstück aus der Serie, das untergebracht werden muss: Data (Brent Spiner) und sein elender Emotionschip, der schon im TV hinreichend thematisiert worden war. Der hat natürlich eine Fehlfunktion und kann nicht ausgebaut werden (was sich bis zum nächsten Film natürlich ändert), wodurch Data zu einer echten Memme wird.
Die „Next Generation“ funktioniert ähnlich wie die Original-Crew. Standen dort Spock, „Pille“ und Kirk für Hirn, Herz und Faust gilt etwas Ähnliches für die Brückenbesatzung der Enterprise D. Dort steht Data für kühle Logik, Riker (Jonathan Frakes) für das Herz und Picard für den vermittelnden Verstand (oder um des mit Freud zu sagen: Über-Ich, Es und Ich). Dementsprechend sind auch ihre Plätze vergeben: Die Figur des Picard wirkt dann am stärksten, wenn er auf der Brücke stehend die Befehle gibt (legendär: „Make it so!“). Riker ist dagegen der Mann für das Handfeste. Wenn es ums Prügeln oder Küssen geht, sollte er die erste Wahl sein. Es ist unklug, diese Figuren zu vertauschen. Doch genau diesen Fehler macht das Drehbuch. Viel dynamischer wäre es gewesen, entweder Kirk mit Riker auf Soran losgehen oder aber - viel besser - Picard mit Kirk gemeinsam auf zwei Schiffen eine Krise bewältigen zu lassen. Zeitreisen sind doch bei „Star Trek“ üblich und es wäre nicht das erste Mal, dass sich zwei Enterprises verschiedener Epochen begegnen.
Durch das Drehbuch kommen daher auch die durchweg zu großartigen Leistungen fähigen Schauspieler nicht dazu, ihr Können zu zeigen. Am meisten scheint noch William Shatner seinen Spaß zu haben, die Mannen der Enterprise D stehen aber meist nur rum, ohne die Handlung maßgeblich zu fördern. Weder Drehbuch noch Regie wissen so recht, was sie mit ihnen anfangen sollen. Aber es ist nicht alles schlecht. Was neben den akzeptablen Spezialeffekten und dem streckenweise aufblitzenden Humor noch positiv zu bemerken ist, ist die Original-Tonspur. Interessanterweise gilt für die Genres der Science Fiction oder Fantasy der Leitsatz: Je fantastischer das Thema, desto besser das Englisch. Das ist bei „Harry Potter“ und - teilweise - bei „Star Wars“ so, hier ist es nicht anders. Es ist das pure Vergnügen, Patrick Stewart oder Brent Spiner im Original zuzuhören. Präziser kann man Englisch nicht sprechen. Und bei Gelegenheit kann man dann noch entscheiden, welcher schottische Akzent einem besser gefällt, der falsche von James Doohan oder der echte von Patrick Stewart (der einen Franzosen spielt!).
Insgesamt also zwar leidlich unterhaltend und als Doppelfolge der TV-Serie akzeptabel, letztlich aber ein Film der verschenkten Möglichkeiten. Wie es besser geht, wird im nächsten Teil des Franchises gezeigt.