Ich will mir jetzt so langsam mal wieder die Filme von Helge Schneider angucken. Angefangen habe ich mit seinem jüngsten "Jazzclub". Dabei stellt sich mir die Frage: Wie soll man einen Film von Helge Schneider bewerten? Klar ist sicherlich, dass man ihn liebt oder hasst. Er ist ein echtes Multitalent, ein sehr guter Musiker, Autor, Schauspieler, Komiker, Regisseur. Ich gehöre auf jeden Fall zu denjenigen, die Schneiders anarchistischen Anti-Humor mögen und lieben und deshalb gefällt mir auch "Jazzclub" ziemlich gut.
Dabei kann man den Film nicht bewerten wie andere Filme. Dies fängt schon an, wenn man die Story bewerten will. Schneider selbst hat gesagt, dass es zwar ein Drehbuch gab, aber er sich schon nach dem ersten Tag nicht mehr daran gehalten hat. Und das merkt man. Viele Szenen sind improvisiert. Man muss eigentlich sagen, dass es keine Story gibt und dass das Ganze an Belanglosigkeit nicht mehr zu übertreffen ist, aber gerade das macht es ja so witzig und nunmal typisch für Schneider.
Die Darsteller haben mir allesamt gefallen. Allen voran ist natürlich Helge Schneider zu nenne, der wie immer eine total durchgeknallte Rolle spielt. Völlig durch den Wind der Kerl. Mit seiner eigenen Art und Weise aber auch sehr sympathisch. Daneben spielt Jimmy Wood einen von Schneiders Mitmusikern und den dritten Part füllt hier Pete York aus. Daneben gibt es auch wieder zahlreiche verrückte Figuren. Da wäre der "2-Meter-2-Mark" Typ, der Typ der immer hinter seiner Tür die Nachbarn beobachtet und nebenbei nen Schnaps trinkt. Auch den Obdachlosen auf seiner Couch fand ich sehr witzig. Helge Schneider gibt es dann auch gleich noch in mehreren Rollen zu sehen, wovon die letzte, ein Außerirdischer, der wie Udo Lindenberg spricht, am lustigsten ausgefallen ist. Mir haben die Darsteller auf jeden Fall alle gefallen.
Die Inszenierung hat mir teilweise ziemlich gut gefallen. Es sind Kleinigkeiten, die mir gefallen haben. So wäre da eine lange Szene, in der nur Jazz gespielt wird. Die Kamera hält die ganze Zeit auf Helge Schneiders Kopf in Nahaufnahme und da er eine Sonnebrille aufhat, sieht man in der Sonnebrille wie sich das Piano, auf dem Helge klimpert, spiegelt. Sah sehr stylish aus. Auch die kurze Stummfilmszene fand ich gut.
Der Unterhaltungsfaktor ist gut, aber nicht perfekt. Manchmal ist es leider ein bisschen langatmig, aber das ist dem Stil des Films zu verschulden. Die Kamera bewegt sich oft gar nicht, hält einfach nur auf die Personen drauf, die belanglosen Quatsch reden. Teilweise ist dies witzig, nach einer Zeit aber etwas ermüdend. Trotzdem fühlte ich mich im Großen und Ganzen gut unterhalten.
Normale Komödienfreunde werden mit "Jazzclub" nicht gut bedient. Ich allerdings konnte des öfteren lachen. Allein wenn Schneider auf die Frage, ob er einen Tee möchte, antwortet: "Ich trink kein Tee, ich bin Atheist", reicht das um mich zum lachen zu bringen, weil es einfach wahnsinnig stumpf, aber eben witzig ist. Jazzfreunde können sich diesen Film ürbrigens auch sehr gut angucken, da es sehr viel Jazz zu hören gibt. Das bringt mich auch schon zum letzten Punkt, dem Score. Dieser ist sehr jazzig, spielt eine große Rolle und hat mir gut gefallen.
Fazit: "Jazzclub" ist Helge Schneider in Reinkultur. Wer nichts mit seinem Humor anfangen kann, wird dies auch nach diesem Film nicht können. Wer seine Filme allerdings mag, bekommt einen witzigen, teilweise sogar schon fast traurigen Helge-Schneider-Film, mit einem abgefahrenen Ende und viel Jazzmusik geboten. Mir hat es gefallen!