Unter Genrefans gilt Bruce Campbell als der Kult-Darsteller der Gegenwart. Als sprücheklopfender, kettensägenschwingender Supermarktangesteller Ash in Sam Raimis Tanz der Teufel-Filmen stieg er sofort zur B-Movie-Ikone auf, und auch manch ein Mainstream-Kinogänger erinnert sich sicher an seine witzigen Cameo-Auftritte in der Spider Man-Trilogie. Der große Durchbruch blieb dem neben Quentin Tarantino markantesten Kinn Hollywoods allerdings bis heute verwehrt, das Mitwirken in zahlreichen unterirdischen Trash-Produktionen machte ihn innerhalb seiner Fangemeinde aber nur noch beliebter. „My Name is Bruce“ ist nun Campbells Geschenk an all seine treuen Anhänger: In der von ihm selbst inszenierten Horror-Komödie parodiert er herrlich selbstironisch seinen Kultstatus, vergisst aber bei all den Insidergags ein wenig die restlichen Zuschauer.
Durch Zufall erwecken in dem 300-Seelen-Kaff Gold Lick vier Teenager den chinesischen Dämon Guan-di zum Leben und bezahlen dies mit Ausnahme von Jeff (Taylor Sharpe) direkt mit dem Tod. Als auch weitere Dorfbewohner Guan-di zum Opfer fallen, kommt dem Campbell-Fan Jeff die rettende Idee: Seine Ikone soll den Dämon besiegen. Und so entführt er kurzerhand Bruce Campbell, der gerade in den Dreharbeiten der üblen Trashgranate „Cave Alien 2“ steckt. Angekommen in Gold Lick, nimmt Bruce die Aufgabe unter der Annahme, es handle sich um einen Geburtstags-Gag seines Agenten, an, gibt vor den Bewohnern den toughen Helden und baggert nebenbei Jeffs Mutter (Grace Thorsen) an - bis er dann Guan-di gegenübersteht...
„Ready?” - „I made a movie in Bulgaria. I'm ready for anything.”
Dass Campbell über eine große Portion Selbstironie verfügt, steht seit seiner Autobiographie „If Chins Could Kill: Confessions Of A B-Movie-Actor“ außer Frage. In „My Name is Bruce“ legt er noch eine gewaltige Schippe drauf und gibt sich als arrogantes und unausstehliches Ekelpaket, das billigen Whiskey aus Flaschen säuft, rollstuhlfahrende Fans durch die Gegend tritt und hilflosen alten Damen das Auto klaut. Seine Frau betrügt ihn mit seinem schmierigen Agenten, der ihm wiederum nur Rollen in billigst produziertem Trash beschafft, was Bruce allerdings nicht davon abhält, sich gegenüber den Kollegen als großer Star zu präsentieren. Kurz gesagt: Es ist eine genial überspitzte One-Man-Show, die Bruce Campbell hier abzieht und die allein den Film schon sehenswert macht. Eine großartige Darbietung, die neben den drei Ash-Interpretationen und seiner Rolle als Elvis Presley in Bubba Ho-Tep zu seinen besten Leistungen zählt.
Dass der Verlauf der Handlung dabei von Anfang an bekannt ist, fällt da kaum ins Gewicht. Als weitaus störender erweist sich aber leider, dass die Qualität der Gags doch arg variiert und zwischen großartig komisch (etwa wenn Bruce nicht zu den „Cave Alien 2“-Dreharbeiten erscheint und kurzerhand durch eine Puppe ersetzt wird) und unterirdisch schlecht (wenn ein gefrusteter Assistent in das von Bruce gewünschte Erfrischungsgetränk uriniert und der Star das auch noch prima schmeckt) schwankt. Auch die vielen Insider-Gags, die sich nicht nur auf Campbells bekanntere Filme beziehen, erweisen sich als zweischneidiges Schwert: Fans werden in nahezu jedem Dialog ein Zitat wiederfinden, in praktisch jeder Einstellung gibt es eine versteckte Anspielung auf die Filmographie Campbells. Oftmals verlässt sich „My Name is Bruce“ aber zu sehr auf diese Zitate, so dass Zuschauer, die die jeweiligen Anspielungen nicht verstehen, erst eine längere Durststrecke zum nächsten „normalen“ Gag überstehen müssen.
Auch sollten sich Kinogänger über eines im klaren sein: „My Name is Bruce“ ist eine reinrassige, bisweilen auch ziemlich trashige und selten subtile Komödie, die Etikettierung als Horror-Komödie ist hier ein wenig fehlleitend. Weder ist Guan-di besonders gruselig, sondern bewusst lächerlich dargestellt, noch geht es sonderlich blutig zur Sache. Lediglich die Parodie bewährter Horror-Schemata rechtfertigt daher die Genre-Bezeichnung.
Den Nebendarstellern macht es der totale Fokus auf Campbell schier unmöglich, sich irgendwie auszuzeichnen. Grace Thorsen wird da noch am meisten Aufmerksamkeit zuteil, sie darf in ihren Szenen als Love Interest natürlichen Charme zeigen und im Zusammenspiel gut mit Campbell harmonieren. Ben L. McCain als Bürgermeister hat zwar insgesamt kaum etwas zu tun, trällert aber immerhin den ohrwurmverdächtigen Titel-Song („Guan-you, Guan-me, Guan-di“) und bleibt so im Gedächtnis. Als kleiner Leckerbissen für Fans hat Ted Raimi, der Bruder von Star-Regisseur Sam Raimi, gleich drei Rollen bekommen, in denen er mit gnadenlosem Overacting für Schmunzeln sorgt. Der restliche Cast spielt solide, tritt aber mit Ausnahme von Taylor Sharpe, der als Jeff noch einige größere Szenen bekommen hat, vollkommen in den Hintergrund.
Dem normalen Zuschauer wird, sofern er einen gewissen Trashgehalt akzeptiert, mit „My Name is Bruce“ eine ordentliche Komödie mit einem genialen Hauptdarsteller geboten, deren Gag-Trefferquote aber gerne etwas höher ausfallen hätte können. Für Bruce-Campbell-Fans ist ein Kinobesuch hingegen Pflicht, weshalb es für diese auch nur ein Fazit geben kann: Hail to the king!