Meiner Meinung nach hebt sich der Film nicht sonderlich neben anderen Jugenddramen ("Kids", "Ken Park", "Bully" etc.) hervor, sondern stellt sich nur neben sie und bleibt damit durchschnittlich. Es stimmt, das Bildkomposition und Musikuntermalung gut miteinander harmonisch funktionieren und der Hauptprotagonist so als träumerischer Jugendlicher über die Straßen Portland´s wandelt. Gus Van Sant und Larry Clark sind für mich die beiden Regisseure, die es auch wirklich schaffen, die pubertierende Jugendlichkeit und vor allem soziale Missstände miteinander verquickt wahrheitsgemäß und berührend darzustellen. Das Leben des Hauptprotagonisten scheint wirklich nicht sehr aufregend zu sein. Trotzdem scheint der Kerl recht aufrichtig zu sein, so macht er beispielsweise mit seiner Freundin Schluss, weil er einfach gemerkt hat, das er sie nicht liebt. Während Alex diese Szene mit seiner Freundin souverän meistert, scheint er am Mord zu zweifeln und viel mehr Probleme mit seiner Schuld zu haben. Es werden Szenen aus der Familie gezeigt, unter der aber der Hauptdarsteller anscheinend weniger zu leiden hat als sein kleiner Bruder, um den er sich etwas zu kümmern scheint, was in zwei Szenen auch deutlicher wird. Ansonsten schaut Alex fern, trifft sich ab und an mit seiner Kumpeline Macy oder geht skaten. Manchmal werden auch Szenen gezeigt, in der er einfach nur da sitzt und schreibt. Die Schule wird als langweiliger Ort inszeniert. In der Schulmensa gibt es Burger und Pommes und die beiden Szenen im Unterricht erzeugen eine Einschlafatmosphäre (Was Alex auch in einer der beiden Szenen tut). Sonst sieht man ihn durch die Schule laufen oder etwas mit seiner Freundin machen. Der Sex mit ihr scheint ihn nicht zu faszinieren, so als ob er nicht daran interessiert wäre. Ob das generell bei ihm der Fall ist oder ob es tatsächlich mit dem Nichtverarbeitenkönnen des Mordes zusammenliegt wird nicht ganz klar. Der Polizeiinspektor wirkt wie eine Vaterfigur, die Alex fehlen könnte. So beginnt der Film auch ganz gut mit dem fast fürsorglichen Gespräch des Inspektors mit dem Jungen, der keine Miene verzieht und knallhart in Bezug zum Mord zu sein scheint. In Wahrheit jedoch, weint er unter der Dusche und weiss nicht richtig mit der Sache umzugehen. Er würde gern mit jemandem reden, "Die Last loswerden" und sich Rat einholen. Doch letztendlich entscheidet er sich dafür, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, d.h. den sichersten Weg in dem er kein Risiko eingeht, die Sache auf sich beruhen lässt, Gras darüber wachsen lässt, sie auf Eis legt und in sich hineinfrisst und am Ende den geschriebenen Brief verbrennt: Das einzige zeugenhafte Dokument, welches in schuldig machen könnte. Denn Alex war ganz eindeutig schuldig, auch wenn der Mord wie ein Unfall anmutete: Diese Szene ist übrigens sehr sehenswert, auch wieder in Zeitlupe gefilmt und als Alex dann vor dem zweigeteilten Mann steht, spricht volles Entsetzen und Erschrecken gleichsam einer Lähmung aus seinem Gesicht. Da sprüht ein Funken Hoffnung auf, denn damit zeigt Van Sant, das Amerikas Jugendliche noch nicht komplett verroht sind. Während Alex da so vor den zwei Hälften des Mannes steht und handlungsunfähig ist, haut sein zwielichtiger Skaterkumpel einfach ab. Doch Alex tut dies nicht, er bleibt stehen, scheint nachzudenken, zu reflektieren und emotional berührt zu sein. Überhaupt wirkt das Gesicht von dem Laienschauspieler Gabe Newins recht ausdrucksstark. Wenn er auch recht apathisch wirkt, was auch von seiner Freundin Macy ihm gegenüber erwähnt wird, so ist das auf Van Sants Regiearbeit zurück zu führen und nicht auf mangelndes schauspielerisches Talent. Denn Van Sant wollte eben genau dies: Diese fadenscheinige Oberfläche der Apathie im Gesicht Alex zeigen, unter dem es aber moralisch brodelt. Je mehr ich diese Kritik schreibe und über den Film reflektiere, desto besser gefällt er mir. Vor allem weil ich selbst auch so ein verträumter Jugendlicher war und bin. Wer dies auch war oder ist, dem sei der Film wärmstens ans Herz gelegt, denn er symbolisiert wirklich toll, auch durch die Szenen in denen Alex am Meer sitzt, oder im Auto fährt oder durch die Schule läuft diese jugendliche Romantik.