Das Buch "Tintenherz", von vielen als Fantasy-Bestseller verehrt, musste ich nach der Hälfte zuklappen und habe es seitdem nicht mehr weitergelesen. Mir gefiel die Handlung nicht, Funkes Art zu Schreiben sagte mir nicht zu und einige Längen traten auf. Trotzdem machte mich die Vorschau zum gleichnamigen Film sehr neugierig und ich freute mich auf einen schönen Filmabend. Überraschenderweise konnte "Tintenherz" als Kinostreifen meine Erwartungen noch um ein Vielfaches übertreffen. Was "Eragon" und "Der Goldene Kompass" in den letzten Jahren durch schwammige Inszenierungen nicht schafften, macht dieser Film perfekt: Er entführt uns in eine andere Welt, die uns packt, amüsiert und mitfiebern lässt. Die Geschichte ist sehr detailgetreu umgesetzt, die Figuren sehen fast genauso aus, wie man sie sich vorgestellt hat und man merkt den Machern die Liebe zum Projekt in jeder Filmminute deutlich an. "Tintenherz" ist, trotz zwei grandiosen, großen Actionsequenzen kein überbordendes Effektespektakel geworden, sondern eine wunderschöne Geschichte mit viel Herz, Humor und Zeit zum Staunen. Es gibt nicht eine einzige langweilige Sekunde und die Optik ist nahezu unglaublich perfekt. Die Effekte sind selbstverständlich grandios, aber das ist für eine Produktion diesen Ausmaßes auch ganz natürlich. Angesichts dieser Perfektion kann man nur hoffen, dass "Tintenherz" ein weltweiter Erfolg wird, damit wir auch die anderen beiden Bücher als wunderschöne Verfilmung in den nächsten Jahren auf der großen Leinwand sehen dürfen. Einer der wichtigsten Aspekte einer Romanverfilmung ist es, die Charaktere glaubwürdig darzustellen. Natürlich kann man es nie allen Lesern recht machen, da jeder beim Lesen des Buches seine ganz eigene Vorstellung von den Figuren hat, doch mit "Tintenherz" ist dies ausnahmslos gut geglückt. Brendan Fraser ist als Buchbinder Mo die Perfekt-Besetzung und schlägt sich als Held des Abenteuers mit viel Charme ähnlich klasse wie in der Mumien-Trilogie. Andy Serkis ist als fieser Bösewicht Capricorn herrlich gemein und setzt seine Rolle als intrigante und hinterhältige Gestalt aus den "Herr der Ringe"-Filmen sehr gut fort. Ebenfalls gefallen tut Jim Broadbent als "Tintenherz"-Autor Fenoglio. Das Treffen mit seinen selbst geschriebenen Romanfiguren ist witzig und rührend, und Broadbent besitzt genau die passende Statur und Präsenz für diese wunderbare Rolle. Helen Mirren als re-solute Tante Eleanor gefällt ohne Abstriche, wobei sie mit am meisten für die humoristischen Momente im Film sorgt. Die wohl beste Leistung des Streifens bringt der große Paul Bettany als schwer einzuschätzender Staubfinger. Seine Performance hinterlässt einen großartigen Eindruck und man sieht Bettany in jeder seiner Szenen an, wie viel Spaß ihm der Dreh wohl gemacht haben muss. Die Hauptrolle des Kindes übernimmt Newcomerin Eliza Bennett. Sie spielt sehr gut und ohne Fehler und passt auch optisch perfekt in die Rolle der Meggie. Aus ihr könnte in späteren Hollywood-Jahren noch etwas werden, denn allein in "Tintenherz" kann man sie schon mit ähnlich grandiosen Kinder-Leistungen einer Emma Watson vergleichen.
Fazit: "Tintenherz" ist DER perfekte Familienfilm für die Vor-Weihnachtszeit, und ich wage zu sagen, eine perfekte Adaption des Buches. Die Handlung wurde sehr schön und packend wiedergegeben und die Darstellerriege macht ganz besonders viel Laune. Im Grunde gibt es rein gar nichts zu bemängeln, und ich drücke die Daumen für eine Herstellung der Fortsetzungen ganz fest!