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Sebastian Schlicht7
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4,5
Veröffentlicht am 6. Februar 2023
„Truth! Everybody keeps hollerin' about the truth. Well, the truth is as dirty as lies.“
„Die Katze auf dem heißen Blechdach“ ist ohne Zweifel eins der populärsten Werke von Tennessee Williams. 1955 schrieb er das großartige Theaterstück und nur drei Jahre später wurde der Stoff von Richard Brooks meisterhaft verfilmt. Der Film gilt als Klassiker, hatte sechs Oscarnominierungen und war zudem auch finanziell sehr erfolgreich. Nun konnte ich ihn endlich sehen und muss sagen: Dieser Klassikerstatus ist absolut gerechtfertigt!
Als Bricks Vater seinen 65. Geburtstag feiert, versammelt sich die ganze Familie. Doch der ehemalige Footballspieler Brick möchte davon nichts wissen und ergibt sich lieber seiner Alkoholsucht. Auch seine Frau Maggie stößt an ihre Grenzen, denn Brick lässt niemanden an sich ran. Ein dunkles Geheimnis scheint ihn zu zerfressen, während sein Vater sich mit dem Rest der Familie herumschlagt. Die hoffen nämlich auf ein ordentliches Erbe von ihrem reichen Vater…
Man merkt sofort, wenn ein Theaterstück verfilmt wird, denn vor allem die Dialoge sind viel natürlicher und schärfer als in so vielen Hollywood-Drehbüchern. Und niemand macht Tennessee Williams da was vor. Seine Figuren verhandeln echte, authentische Situationen, hören sich zu und antworten auf Fragen anderer Charaktere auf natürliche Art. Umso erstaunlicher, dass der Film trotz des Hays Code (der zwischen 1934 und 1967 die Filme in Hollywood sehr konservativ machte) brisante und komplexe Themen anspricht. Leider wurde die Thematik von Bricks homosexueller Neigung durch diesen Hays Code größtenteils zunichte gemacht, weswegen Williams auch sagte, dass man sich den Film nicht ansehen sollte. Subtile Anspielungen darauf sind aber dennoch zu finden und sicherlich ihrer Zeit voraus (der Film erschien ja 1958). Dennoch fühlt sich „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ so viel erwachsener und reifer an als viele andere Filme der Zeit.
Die Figuren sind allesamt vielschichtig und faszinierend zu beobachten. Vor allem die drei Hauptdarsteller, Elizabeth Taylor, Paul Newman und Burl Ives, sind wahnsinnig gut. Sie geben ihren Figuren eine Seele, eine Ernsthaftigkeit und eine Vielschichtigkeit. Vor allem bedienen sie Williams´ Dialoge mit starker Präzision sodass man an den Lippen der Darsteller hängt.
Auch die Inszenierung von Regisseur Brooks ist stark. Die Art wie er das Haus und seine Etagen nutzt (besonders den zugestellten Keller) und auch die anstrengenden Kinder von Bricks Bruder Gooper, geben der Geschichte eine besondere Würze.
Schick gefilmt ist das Ganze von William H. Daniels mit guter Musikuntermalung von Charles Wolcott.
Fazit: „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ hat sich seinen Status als Klassiker absolut verdient. Ein tolles Stück, das kraftvoll und mit Biss verfilmt wurde, vor allem für die damalige Zeit. Zeitlos und mitreißend!