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Anonymer User
2,5
Veröffentlicht am 3. November 2020
Überlanger Gerichtsthriller (fast zweieinhalb Stunden) vom großen Otto Preminger, der etwas zäh geraten ist und nur von den großartigen Darstellern vor einem totalen Reinfall gerettet wird. Der anspruchsvolle Titel übertreibt etwas in diesem dialoglastigen Old-Old School Streifen. Das scharfe Schnittchen Laura (Lee Remick) ist angeblich ‘vergewaltigt‘ worden (das Wort wurde 1959 nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert). Ihr Ehemann Frederick (Ben Gazzara) hat daraufhin den Übertäter aus Rache erschossen. Rechtsanwalt Biegler (James Stewart) verteidigt ihn. Die Figuren sind gut gewählt und kommen als Charakterstudien plastisch rüber. Laura trinkt und macht jeden an, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Biegler stilisiert sie zum Hausmütterchen um mit Hut und Hornbrille. Frederick ist cholerisch und übertrieben eifersüchtig. Zum Team von Bieglers Kanzlei gehören noch seine Sekretärin Maida (Eve Arden), die er nicht entlassen kann, weil er ihr noch Gehalt schuldet. Dann ist da noch ein alter Kollege Parnell (Arthur O’Connell), der sympathische Säufer versucht trocken zu bleiben und hilft seinem alten Freund Biegler. Da der Ausgang klar ist, (Freispruch wegen einer dissoziativen Reaktion oder einem unwiderstehlichen Impuls) bleiben nur noch zwei Bemerkungen. James Stewart spielt hier mal Klavier (also mimt so auf Tastenakrobatik) und einmal sitzt Duke Ellington leibhaftig neben ihm am Flügel. Das Wort Vergewaltigung war damals tabu. Man sprach von Unannehmlichkeiten, die Laura gehabt haben soll und für das corpus delicti ein Höschen traute man sich nicht ein passendes Wort zu finden. Auch die gesamte Vergewaltigung hat uns Preminger vorenthalten. Für heutige Verhältnisse ist das Trockenschwimmen in der Wüste. So ‘gschamig‘ waren in den 50er Jahren die Fundis in Amerika und sind es bis heute geblieben.