„’Der Clown’ ist einer der aufwändigsten, jemals in Europa produzierten Actionfilme“, heißt es vollmundig im Presseheft zu Sebastian Viggs Kinoversion der erfolgreichen RTL-Action-Serie. Das Ergebnis, welches das Licht der deutschen Leinwände erblickt, spricht allerdings eine andere Sprache. Die gute Nachricht zuerst: „Der Clown“ kann als Lehrfilm für sämtliche Stuntschulen Deutschlands herhalten. Die schlechte Nachricht: Zu einem unterhaltsamen Kinoerlebnis gehört mehr als bombastische, völlig überdrehte Stunts. Die Dialoge und Schauspielleistungen sind so hundsmiserabel, dass der Film auf jeder Trash-Party ein echtes Highlight wäre. C-Movie-Machwerke wie diese haben durchaus ihre Berechtigung, aber nicht im Kino, dafür wurden schließlich Privat-TV-Sender wie RTL gegründet.
Vor vier Jahren warf ein traumatisches Erlebnis den so genannten „Clown“ Max Zander (Sven Martinek) aus der Bahn. Der ehemalige Undercover-Agent, der sich als moderner Robin Hood für den Kampf gegen das Böse eingesetzt hatte, hängte die Clownsmaske, die er bei seinen Einsätzen trug, nach dem Tod seiner Freundin Claudia (Diana Frank) an den Nagel. Sie kam bei einer Aktion ums Leben. Seitdem arbeitet Max als Wachmann in einem Einkaufszentrum und hat sich zurückgezogen. Erst als Claudias Schwester, die attraktive TV-Journalistin Leah (Eva Habermann), bei einem Überfall auf einen Waffentransport den Gangstern Zorbek (Götz Otto) und Mona (Xenia Seeberg) in die Quere kommt und entführt wird, aktiviert sein alter Kumpel Dobbs (Thomas Anzenhofer) den furchtlosen Kämpfer für das Gute wieder. Er will dem finsteren Zorbek, der auch seine Freundin damals umbrachte, das Handwerk legen...
Zwei Pilotfilme und 44 TV-Folgen mit guten Quoten machen aus der RTL-Action-Serie „Der Clown“ eine Erfolgsgeschichte. Somit schien der Weg für Produzent Hermann Joha, der beim ersten Fernsehfilm auch Regie führte, auf die große Leinwand logisch. Die sympathische Stunt-Legende, die einigen aus der DSF-Show „Stuntteam“ bekannt sein dürfte, setzt dabei auf die gleichen Zutaten, die bereits die Serien-Folgen stützten: knallige Action am laufenden Band, knackige Sprüche und sinnbefreite Stories, die „Der Clown“ mehr zu einem Action-Märchen, denn zu einem ernstzunehmenden Genre-Vertreter machten.
Durch das recht beachtliche Budget von acht Millionen Euro war allerdings mehr Geld für noch spektakulärere Action-Szenen und Stunts vorhanden. Doch leider ist dies auch das einzige Pfund, mit dem TV-Regisseur Sebastian Vigg, der bereits einige Serien-Folgen inszenierte, wuchern kann. Die durchgehend hochnotpeinlichen Dialoge sind für zahlende Kinobesucher dagegen ein Schlag ins Gesicht bzw. an die Ohren. „Gefalle ich dir?“, fragt Ober-Bösewicht Götz Otto Xenia Seeberg, seine standesgemäße Gangsterbraut aus dem Klischeekatalog. „Natürlich, aber nur weil du jetzt reich bist. Gold macht geil!“, schmollt die in knappen Leder-Outfits Gewandete zurück. Von Peinlichkeiten dieser Güte hat „Der Clown“ reichlich zu bieten. Dass sowohl Charaktere wie auch Stunts, die sich auf internationalem Niveau bewegen, hoffnungslos überzeichnet sind, wäre gerade noch zu akzeptieren, aber wenn sich eine strunzdumme Sprechblase an die nächste reiht, reißt dem Betrachter irgendwann der Geduldsfaden. Wer sein Hirn nicht gleich an der Kinokasse abgibt, hat es schwer.
Der Cast rekrutiert sich nur aus zweit- bis drittklassigen TV-Darstellern. Das ist noch kein Verbrechen, aber wenn diese Mimen dann von einem absurden Drehbuch (von Timo Berndt) im Schlaglicht der Lächerlichkeit allein gelassen werden, erhöht das den Spaßwert nicht unbedingt. Leid tun kann einem lediglich Götz Otto („Schindlers Liste“, „Der Untergang“), der es nach seinem passablen Auftritt in „James Bond – Der Morgen stirbt nie“ zu einigen internationalen Produktionen gebracht hat. Er muss als Erz-Schurke der alten Schule chargieren, als gäbs kein Morgen mehr. „Clown“ Sven Martinek ergeht es nicht viel besser, allenfalls sein Sidekick Thomas Anzenhofer kann wenigstens bei einigen seiner vielen Oneliner etwas Freude verbreiten. Für das Auge der männlichen Betrachter, also die Hauptzielgruppe, wird mit Eva Habermann und Xenia Seeberg eine ordentliche Portion Eye Candy serviert. Während sich Habermann so wacker es eben möglich ist, schlägt, mutiert Seeberg, die übrigens mit Martinek verheiratet ist, zu einer schmollmündigen Witznummer. Sie bekam mit Abstand die dämlichsten Textzeilen auf den Leib geschrieben und muss diese Schmach auf der Leinwand ausbaden. Herzliches Beileid.
In einem Action-Spektakel wie „Der Clown“ nach so etwas wie Logik zu suchen, macht natürlich keinen Sinn, aber wenigstens Grundzüge dessen sollten ansatzweise vorhanden sein. Doch wenn Gangster Zorbek und sein kleines Team die Deppen von der Bundeswehr in Bataillonstärke sowie Spezial-Kommandos der Polizei wie Vollidioten aussehen lassen und aus einem Hochsicherheitstrakt tonnenweise Gold herauskarren, darf herzhaft gelacht werden. Da hilft auch die schicke Optik, die einige nette Split-Screen-Mätzchen aufbietet, nichts mehr.
Als Film, der nach den Kriterien einer Kinoproduktion beurteilt werden will, ist die Action-Kirmes „Der Clown“ eine glatte Lachnummer. Der Versuch, Hollywoodkino zu imitieren, scheitert in seiner Gesamtheit kläglich. Bestenfalls als Action-Persiflage ist das krude Machwerk mit Abstrichen konsumierbar, aber so war es sicher nicht gedacht, obwohl die Action-Sequenzen gnadenlos over the top sind. So liegt die Vermutung nahe, dass sich die Macher sympathischerweise selbst nicht allzu ernst nehmen. Aber zu einer unterhaltsamen Parodie fehlt halt doch noch einiges... Wie fragt der maskierte Clown Max sich doch bei einem Blick in den Spiegel: „Warum hat mir eigentlich niemand gesagt, dass ich so bescheuert aussehe?“ Aber keine Sorge, Sven Martinek ist hier nicht der einzige, der sich die Narrenkappe aufgesetzt hat...