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    Coronado
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Coronado
    Von Morton Gudmonsdottir

    Die Tage des großen Special-Effects-Kinos sind zwar noch nicht vorbei, aber in letzter Zeit erwartet das Publikum etwas mehr als sinnentleerte Geschichten, die um krachende Action gestrickt werden. Das ist leider bei Marc Weigert und Volker Engel noch nicht angekommen. Die f/x-Spezies von Roland Emmerich („Independence Day“, „Gozilla“) wollten mit dem Abenteuerfilm „Coronado“ den großen Coup landen. Sie packten ihren Low-Budget-Actioner, der unter der Regie von Claudio Fäh entstand, voll mit Effekten und hofften, damit eine moderne Kleinausgabe von Indiana Jones zu kreieren. Doch so gefällig die Special Effects auch teilweise sind, so dämlich und witzlos ist die Handlung, so dass „Coronado“ als trashiges Abenteuer scheitert.

    Im Mittelpunkt steht Claire (Kristin Dattilo), verwöhnte Tochter aus gutem Hause in Los Angeles. Sie ist glücklich mit Will (Michael Lowry) verlobt, der sich gerade auf einem Business-Trip in der Schweiz befindet. Claire folgt ihm, um gemeinsam mit Will ein paar romantische Tage in Zürich zu verbringen. Doch zu ihrer großen Überraschung kann Claire weder die Firma, noch ihren Verlobten finden. Als einzigen Hinweis entdeckt sie Reiseunterlagen, die auf Wills Namen ausgestellt sind. Reiseziel: Ein kleines zentralamerikanisches Land namens Coronado. Claire ist wild entschlossen, ihren Verlobten zu finden und das große Abenteuer beginnt. Auf der Flucht vor den Soldaten des größenwahnsinnigen Diktators (John Rhys-Davies) verbündet sie sich mit einem raubeinigen Journalisten (Clayton Rohner) und findet sich bald auf wackeligen Dschungelbrücken und in riesigen Maja-Tempelhöhlen, die den Rebellen des Landes als Versteck dienen.

    Unter der Führung von Roland Emmerich gewannen die Special-Effects-Profis Marc Weigert und Volker Engel 1997 mit „Independence Day“ den Oscar. Im Jahr 2000 gründeten die beiden ihre eigene Produktionsfirma und erkoren „Coronado“ zu ihrem ersten Projekt aus. Das Konzept, das schon Emmerich („The Day After Tomorrow“) groß machte: Billige Spezial-Effekte, die wesentlich teurer aussehen als sie sind, sollen den Film tragen. So schickten Weigert und Engel den Schweizer Kurzfilmer Claudio Fäh mit einem schmalen Budget von fünf Millionen Dollar ins Rennen. Durch ihre enormen Fertigkeiten auf dem Spezial-Effekt-Sektor sieht „Coronado“ jedoch teurer aus, als er war. So weit, so gut. Doch hätten Weigert und Engel besser ein wenig mehr Wert auf ein ausgefeiltes Drehbuch gelegt. Das, was sie für „Coronado“ zusammenschusterten, ist bestenfalls eine billige Trivial-Variante von Indiana Jones - quasi Indy im Groschenroman-Format.

    Da Emmerich auf große Schauspielernamen auch nie Wert gelegt hat, übernehmen seine Ex-Untertanen auch dieses Konzept. Nur, dass hier alles noch drei Nummern kleiner ausfällt. Der No-Name-Cast aus abgehalfterten B-Stars und untalentierten C-Mimen ist nicht der Rede wert, wobei Kristin Dattilo als Leading Lady noch die passabelste Figur abgibt. So hölzern die Dialoge sind, so ungelenk stolpern die Akteure größtenteils durch die Kulissen. Die Running Gags zünden nicht, die trockene Komik wirkt aufgesetzt und richtige Spannung kommt erst im Schlussdrittel auf. Wer erwartet, dass „Herr der Ringe“-Veteran John Rhys-Davies noch etwas herausreißen kann, wird enttäuscht. Er taucht erst spät auf und ist nicht länger als fünf Minuten auf der Leinwand zu sehen.

    Bedingt durch das kleine Budget mussten die Drehbuchschreiber und Produzenten Weigert und Engel Abstriche machen. Die meisten Aufnahmen entstanden im Studio, die Hintergründe wurden oft später digital eingefügt, was leider auch gelegentlich zu erkennen ist. Die Sequenz auf der gigantischen Holzbrücke weiß zum Beispiel durchaus zu gefallen, aber später übertreiben es die Special-Effects-Gurus wieder und setzen ihre Handlung der Lächerlichkeit preis, indem die Effekte zu sehr over the top geraten. Den größten Spaß an „Coronado“ liefert der Umstand, dass es sich um ein reinrassiges Trash-Movie handelt. Auf Story und gute Darsteller wird konsequent verzichtet, aber auf der Leinwand soll es richtig rund gehen. Panzer und Jeeps fliegen durch die Luft, es kracht und zischt an allen Ecken und Enden, dazu ein paar Genre-Zitate und fertig ist die Fast-Food-Unterhaltung auf B-Niveau. Das hat einen nicht zu verhehlenden Charme. Wer seine Freude am gepflegten Trash hat, wird mit „Coronado“ bestens bedient. Doch was nach knapp 90 Minuten bleibt, ist die Erkenntnis, dass das Trio Fäh, Weigert und Engel mit dem Konzept „Coronado“ gescheitert sind. Einen erfolgreichen Film für fünf Millionen Dollar zu drehen, ist sicherlich nicht unmöglich, aber dafür sollten sie das nächste Mal mit etwas, das einem tauglichen Drehbuch näher kommt, antreten. Sonst endet es wie bei „Coronado“. In Deutschland verirrten sich am Startwochenende 7.482 Zuschauer in die Lichtspielhäuser und der Film verpasste gar den Einstieg in die Top 20.

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