Die hilfreichsten KritikenNeueste KritikenUser mit den meisten KritikenUser mit den meisten Followern
Filtern nach:
Alle
omaha83
70 Follower
202 Kritiken
User folgen
3,0
Veröffentlicht am 25. Februar 2010
Auch beim zweiten mal sehen waren die Fakten und die Geschichten, die erzählt werden wieder erschreckend, aber leider verpasst es die Dokumentation, den Zuschauer zu unterhalten. Ich weiß, das ist nicht wirklich die Aufgabe einer Doku, aber eine Geschichte so ganz ohne Höhepunkte ist auch nicht ganz das wahre. Nichts desto trotz ist der Film sehr erschreckend.
Dieser Film belegt ungewollt eine These von mir: Michael Moore und Morgan Spurlock haben nicht wirklich den Dokumentarfilm fürs Publikum neu belebt, sie haben lediglich einen eigenen Stil dessen etabliert. Der besteht aus der schlichten Taktik nicht einfach nur Fakten herunter zu beten sondern all jenes irgendwie vergnüglich und möglichst witzig zu verpacken. Selbst dann (oder gerade dann) wenn das Thema eher unerfreulicher Natur ist. Dies hätte dieser Film bitter nötig gehabt. Leider ist das pure und sture Aufzählen von Fakten und das beständig deprimierende Gerede involvierter Leute heute nicht mehr genug – und das nennen eines bestimmten Faktes gleich zu Beginn wirkt auf mich nicht wirklich informativ sondern reißerisch. Aber was solls: bei einer solchen Fülle Informationen schaltet jeder irgendwann ab, der eine früher, der andere später. Bei mir wars ziemlich früh – was aber nicht heißt dass ich einige der genannten Fakten nicht als wahr oder bedeutend werte.
Fazit: Ziemlich krasse Fakten, leider bierernst und schleppend aufgearbeitet!
Ich finde den Film in jeder Hinsicht sehenswert, da er direkt die Bedienungen, die unseren täglichen Konsum ermöglichen, aufzeigt. Ob man diese nun als gut oder schlecht bewertet, bleibt einem selbst überlassen. Regisseur Erwin Wagenhofer macht darüber keine direkte Aussage. Er zeigt lediglich mit einfachen Bildern, wie unser Essen gemacht wird. Das dabei weder Effekte, musikalische Untermalung oder sonstige besondere filmische Stilmittel verwendet werden ist beabsichtigt, da so das Thema in den Vordergrund rückt. Auch finde ich es in Ordnung, dass der Film keine Anweisungen gibt, was man persönlich besser machen kann, damit setzt man sich im Idealfall spätestens nach Ende des Films sowieso selbst auseinander. Die Umstellung von Nestlé Produkten auf biologische Produkte aus der eigenen Region wäre zum Beispiel ein möglicher Anfang für viele, der für jeden einfach zu verwirklichen ist. Eine weitere Möglicheit wäre manche Produkte ganz wegzulassen, was einem aus westlicher Dekadenz schwer fallen mag. Aber westliche, neoliberale Dekadenz ist sicherlich auch ein Thema, das Wagenhofers Bilder kritisieren sollen. Die massive Kritik am Film bestätigt daher möglicherweise auch ein Stück weit die Berechtigung des Films. Der Film wird durch kurze, prägnante Kommentare von Jean Ziegler zusammengefasst, die zwar populistisch anmuten, aber doch einen wahren Kern haben, auch wenn man ihn nicht wahr haben will. Der Höhepunkt ist ein Interview mit dem Chef des Lebensmittelkonzerns Nestlé, der asoziale Ignoranz zu verkörpern scheint und dermaßen unreflektierte, engstirnige Aussagen von sich gibt, dass einem ein kalter Schauder den Rücken herunter läuft.
Warum industrielle Landwirtschaft so ist, wie sie ist, begründet der Film durch das Prinizip der konzerninternen Gewinnmaximierung, ohne Rücksicht auf dabei entstehende Folgen.
Das viele Sequenzen zu lange wirken ist sicherlich richtig, hat aber auch einen ganz bestimmten Effekt: Dem Zuschauer werden die Bilder, die er sieht unangenehm und er wird sich das nächste Mal wenn er ein Masthähnchen für 2,50 Euro isst, fragen, ob ein paar Euro mehr für ein regionales Biohuhn nicht eine soziale und gerechte Investition sind. Vorrausgesetzt er hat ein moralisches Gewissen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird dieser Zuschauer den Film peinlichst genau auf Schwächen untersuchen, um vom Thema abzulenken und weiter sein Konsumverhalten als gottgewollt und goldrichtig hinzustellen.