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    Tödlicher Anruf
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Tödlicher Anruf
    Von Christoph Petersen

    Hollywood-Remakes von asiatischen Gruselstreifen sind eine vorübergehende Strömung, deren Ende wohl kaum einer bedauern wird. Was 2002 mit Gore Verbinskis The Ring noch vielversprechend begann, entwickelte sich in den folgenden Jahren mit dem nicht mehr ganz so starken Sequel The Ring 2, Der Fluch, Der Fluch – Der Grudge 2, Dark Water und zuletzt Pulse immer mehr zu einem sicheren Flop-Lieferanten. Und da die Werke nicht nur an Qualität verloren, sondern auch an den Kinokassen nach und nach immer weniger absahnten, werden 2008 nun die voraussichtlich letzten Ausläufer dieser Modeerscheinung unsere Leinwände heimsuchen – wobei wohl einzig und allein A Tale Of Two Sisters, das US-Remake von Ji-woon Kims grandiosem Psycho-Horror aus dem Jahre 2003, ein gewisses Maß an Vorabbeachtung verdient. Den Anfang macht nun aber zunächst einmal der Horror-Thriller „Ein tödlicher Anruf“ des französischen Regisseurs Eric Valette, der auf dem ebenfalls in Deutschland gestarteten japanischen Thriller The Call von Kultfilmemacher Takashi Miike basiert. Das Ergebnis ist dabei gar nicht mal so unterirdisch, wie man vielleicht erwarten durfte. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass das Remake bis in die letzte Faser absolut überflüssig ist.

    Innerhalb weniger Tage stirbt eine ganze Reihe von Studenten ungewöhnliche, überraschende Tode. Alle haben vorab eine Sprachnachricht auf ihrer Mobil-Mailbox vorgefunden, die ihnen den genauen Zeitpunkt ihres Ablebens vorausgesagt hat. Die Psychologie-Studentin Beth Raymond (Shannyn Sossamon), die auch zwei gute Freunde an den Handy-Fluch verloren hat, beschäftigt sich näher mit den scheinbar unerklärlichen Vorkommnissen. Dabei kommt heraus, dass Beths Mitbewohnerin Taylor (Ana Claudia Talancón) aller Voraussicht nach das nächste Opfer sein wird. Doch die Polizei nimmt die eingeschüchterten Mädchen nicht für voll. Lediglich der Cop Jack Andrews (Edward Burns) glaubt die Geschichte, da auch seine Schwester auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Die Ermittlungen führen zu der Familienmutter Marie Layton (Rhoda Griffis), die ihre Kinder misshandelt haben soll, bevor sie bei einem Feuer in einer Nervenklinik verbrannt ist. Taylor nimmt unterdessen ihr Schicksal selbst in die Hand und will an sich und ihrem Handy vor laufenden Kameras einen Exorzismus vornehmen lassen…

    Auf der Suche nach verwertbarem Asia-Grusel gehen die Ansprüche der amerikanischen Remake-Produzenten offenbar stetig bergab. Mit „Ein tödlicher Anruf“ ist nun – zumindest was die Auswahl des Ausgangsstoffes angeht - ein neuer Tiefpunkt erreicht. Denn schon der originale The Call ist bestenfalls durchschnittliches Genrekino, bei dem Kultregisseur Takashi Miike (Audition, Master Of Horror: Imprint) auf seine üblichen (und natürlich erwünschten) Sonderlichkeiten verzichtete und stattdessen einen unbefriedigenden Ausflug in den Mainstream unternahm. Zynisch ausgedrückt ist „Ein tödlicher Anruf“ so immerhin das erste Asia-Remake seit The Ring, das es mit seinem Vorbild aufnehmen kann. Genau wie Miikes Thriller ist nämlich auch die US-Version kein Totalausfall, sondern vielmehr ein uninspirierter 08/15-Grusler von der Stange, der ohne eigenständiges Profil daherkommt.

    Die Story um die tödlichen Handy-Nachrichten ist ein offensichtliches Ringu-Rip-Off. Dabei macht das aus dem Fernseher krabbelnde Geistermädchen in Sachen Gruselpotential allerdings deutlich mehr her als ein schnöde klingelndes Telefon (mal sehen, wie Hostel-Regisseur Eli Roth bei seiner 2009 startenden Stephen-King-Verfilmung „Cell“ mit diesem Problem umgeht). In „Ein tödlicher Anruf“ wird diesem Manko mit einem Trick begegnet: Die Todeskandidaten fangen nach Empfang der Sprachnachricht an, zu halluzinieren. So werden doch noch Geister, Zombies und jede Menge kriechendes Getier in dem Film untergebracht – das ist zwar vollkommen beliebig, aber zumindest durfte sich die CGI-Abteilung so nach Lust und Laune austoben. Sobald eine Handvoll von Beths Freunden in den ersten 20 Minuten auf abwechslungsreiche Weise das Zeitliche gesegnet hat, beginnt die Zeit der Ermittlungen. Dabei erweisen sich Hintergründe und Auflösung als stimmig, kommen aber ohne nennenswerte Höhepunkte aus. Lediglich die Mystery-TV-Show-Parodie hat etwas Eigenes zu bieten, das nicht schon fünf Minuten nach dem Abspann zwischen den Erinnerungen an 100 ganz ähnliche Horrorfilme verloren gegangen ist. Und die an nennenswerten Ausschlägen arme Spannungskurve steigt auch erst in den abschließenden zehn Minuten kurzzeitig auf ein kribbelndes Niveau an.

    Auch für die Besetzung gilt: Die Schauspieler reißen den Film nicht rein, holen aber auch nicht sonderlich viel aus ihm heraus. Shannyn Sossamon (Ritter aus Leidenschaft, 40 Tage und 40 Nächte, Sin Eater, Liebe braucht keine Ferien), die einst auf einer Geburtstagsparty von Gwyneth Paltrow von einem Casting-Agenten entdeckt wurde, füllt ihre Rolle in der ersten Stunde angenehm zurückhaltend aus – ist ruhender Pol statt Scream-Queen. Eine Performance, die dem Zuschauer eine Menge nerviges Gekreische erspart, ihn aber auch nie wirklich mitreißt. Als hilfsbereiter Cop steht Sossamon Edward Burns zur Seite. Doch auch der erfahrene Schauspieler (Der Soldat James Ryan, 15 Minuten Ruhm, Confidence, 27 Dresses) und Regisseur (Seitensprünge in New York) kommt nicht so recht in die Puschen. Selbst als er die halbverfaulte, aufgeblähte Wasserleiche seiner Schwester identifiziert, bleiben Emotionen bei ihm absolute Mangelware. Ähnliches gilt auch für Ray Wise (Good Night, And Good Luck, The Flock), der als schleimig-schmieriger TV-Moderator ruhig noch vielmehr hätte aufdrehen dürfen.

    Fazit: „Ein tödlicher Anruf“ hat vielen anderen Horror-Thrillern seiner Kategorie voraus, dass er weder dümmlich noch nervig geraten ist. Allerdings ist er auch nicht sonderlich spannend. Und obwohl er nicht zu den allerschlechtesten Vertretern seines Genres zu rechnen ist, fügt sich der Film so doch nahtlos in die Reihe der überflüssigen Asia-Remakes ein, die in den vergangenen Jahren unsere Leinwände überfluteten.

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