Daniel Craig ist der neue Bond, ein hundsgemeiner Killer. Daran hat man sich nun gewöhnt und der Begeisterungsbonus ist verschwunden. Da muss man sich schon mächtig ins Zeug legen um „Casino Royale“ zu toppen. Aber das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mit einer Vielzahl krachender Actionszenen wird dies zumindest versucht. Der schweizerische Regisseur Marc Foster, der es sich nicht nehmen ließ einen Landsmann im Film unterzubringen, schlägt bewusst eine andere Richtung ein und setzt auf Kurzweile. Elegant knüpft er direkt an dem Vorgängerfilm an. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft macht Bond Jagd auf die Bösen und wird gejagt. Etwas Neues wird in den Actionszenen nicht wirklich geboten; doch inszeniert sind sie immerhin auf höchstem Niveau. Nur wirkt nicht mehr alles ganz so handgemacht wie in „Casino Royale“.
Bei „Ein Quantum Trost“ kommt es ganz auf die Psyche des Zuschauers an, wie der Film aufgenommen wird. Actionfanatiker können sich geradezu die Finger lecken, während Andere sich von der ständigen Aneinanderreihung rasanter Verfolgungsjagden und Schießereien überrannt fühlen und dadurch innerlich abschalten könnten. Letzteres schaffte schon bei vielen Zuschauern den Eindruck, der Film sei langweilig. Einer der actionlastigsten Bonds überhaupt ist „Ein Quantum Trost“ allemal. Dies hat leider sogar zur Folge, dass kräftig eingespart wurde, was lässigen Humor, Charme, Liebesszenen und auch Logik angeht. 007 reist nonstop von einem Land zum anderen, was geradezu surreal wirkt und spurlos an ihm vorbeizugehen scheint. Da könnte man fast neidisch werden. Fest steht jedenfalls: Wer in Bregenz einen internationalen Flughafen findet, der hat direkt selbst einen Doppelnull-Status verdient.
Mathieu Amalric, der Hauptdarsteller aus dem grandiosen „Schmetterling und Taucherglocke“, gibt solide den schnöden Franzosen-Bösewicht. Seine Figur ist nicht so geheimnisvoll wie der düstere Le Chiffre aus „Casino Royale“, gelungen ist aber die Spur von Wahnsinn in seinem Blick. Olga Kruylenko alias Camille dürfte die Männerwelt zufrieden stellen. Hier bekommt man wieder mal ein besonders rassiges Bondgirl vorgesetzt. Doch auch sie ist kein reines Anhängsel, sondern eine Agentin, die ihre eigene Rechnung zu begleichen hat. Die gute alte M bekommt in der ganzen Hektik erstaunlich viele Minuten vor der Kamera. An ihr gibt es nichts zu meckern. Ihre Figur scheint manchmal das einzige zu sein, was von dem Charme von „Casino Royale“ übrig blieb.
„Ein Quantum Trost“, mit kaum mehr als 100 Minuten der bisher kürzeste Bond, ist ohne Frage ein starker Actionfilm. Dafür werden andere liebgewonnene Komponenten der 007-Reihe ziemlich zurückgedrängt. Reine Actionhelden gibt es schon genug. Von der Legende James Bond sollte man etwas mehr erwarten können. Die Tragik und Tiefe, die „Casino Royale“ neben den ebenfalls prächtigen Actionszenen so außergewöhnlich machte, wirkt hier nur wie angedeutet. Die Wahl Marc Forsters zum Regisseur bleibt fragwürdig (wie auch der ungewöhnliche Titelsong). Er versteht sein Handwerk, aber scheinbar nicht, was einen Bond ausmacht. Was einen Bond ausmacht, das wurde 2006 mit „Casino Royale“ natürlich neu definiert. Aber dann sollte man beim Nachfolger mit dem gleichen Hauptdarsteller wenigstens bei diesem Stil bleiben.