Marihuana gilt gemeinhin als weiche Droge. Deshalb ist Haschisch das einzige Suchtmittel, über das regelmäßig Komödien, genauer: Kifferfilme (zuletzt: Ananas Express), gedreht werden. Neben konstantem Drogenkonsum gehört zu den Regeln des Genres auch eine möglichst abstruse Geschichte, die als Rechtfertigung für den dargestellten Klamauk herhalten muss. Bei diesen schwierigen Voraussetzungen bedarf es schon eines klugen Kopfes, um aus einer Kifferkomödie einen guten Film zu machen. Daher wäre der Regisseur Gregg Araki eigentlich genau der richtige Mann für diesen Job. Immerhin drehte er mit Mysterious Skin zuletzt ein anspruchsvolles Drama, das sich durch eine vielschichtige Erzählform auszeichnete. Trotz passabler Darstellerleistungen scheitert „Smiley Face“ aber an einem zu überdrehten Drehbuch und schlecht platzierten Running Gags.
Jane (Anna Faris) ist ein Marihuana-Junkie. Von ihrem Mitbewohner Steve (Danny Masterson) wird sie deshalb ständig schief angeguckt, obgleich er dem gelegentlichen Drogenkonsum ebenfalls nicht abgeneigt ist. Für ein Treffen von Science-Fiction-Nerds hat Steve eine Schüssel voll „Space Muffins“ gebacken. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die bisher erfolglose Schauspielerin Jane zu einem wichtigen Casting eingeladen ist, verzehrt sie zum Frühstück ahnungslos die gesamten Muffins. Nun muss sie ihr Tagesgeschäft völlig zugedröhnt erledigen: Ihren Dealer Steve (Adam Brody) bezahlen, neue Muffins backen und die Stromrechnung begleichen, um nicht im Dunkeln zu sitzen. Doch in ihrem Zustand ist nicht einmal Auto fahren möglich. Die Pfeiler der Tiefgarage scheinen von selbst immer näher in ihre Richtung zu wandern. Ohne Motorisierung ist es für Jane ungleich komplizierter, ihren Tag zu organisieren…
Nach dem unterschätzten „Mysterious Skin“ hat sich Regisseur Gregg Akari mit „Smiley Face“ eine Auszeit in Sachen Anspruch genommen. Dabei war „Mysterious Skin“ ein eindrucksvoller Beweis für das Talent des Filmemachers, auch komplexe Geschichten packend umzusetzen. Doch das wurde nur von der Kritik gewürdigt, das Publikum verschmähte den Film. Daher entging dem Drama auch ein deutscher Kinostart. „Smiley Face“ hätte nun auch ein noch so talentierter Regisseur nicht retten können. Das Drehbuch von Dylan Haggerty ist dafür einfach zu gewollt auf abgefahren getrimmt. Zwar stecken in seinem Skript einige gute Ideen für amüsante Szenen, doch mit der Zeit wird der Humor immer krampfhafter. Beispielsweise gelingt es nicht, einen einzigen guten Running Gag zu installieren – trotz einer ganzen Reihe von Versuchen. Die Vorliebe von Janes Mitbewohner für ausgefallene Sex-Praktiken ist auch bei der dritten Wiederholung nicht plötzlich lustig. Das Skript von „Smiley Face“ schlägt den einen oder anderen Haken zu viel. Das Ergebnis wirkt, als würde vom Zuschauer erwartet, dass er sich beim Ansehen selbst ein paar Joints anzündet. Das allerdings ist natürlich kein probates Mittel, um einen Film künstlich aufzupolieren.
Seinen Witz zieht „Smiley Face“ stur aus dem Zustand seiner Protagonistin. Die ist dermaßen zugekifft, dass sie ständig zwischen eingefrorener Mimik und übertriebenem Grimassieren wechselt. Diese schmale Bandbreite deckt Anna Faris (Scary Movie 2, Lost In Translation, House Bunny) mühelos ab. Zu Beginn ist ihr ausdrucksloses „Stoned“-Gesicht auch noch durchaus amüsant. Doch dieser Effekt erlischt im Laufe der Spielzeit zunehmend. Der Zuschauer wartet bald nur noch darauf, was Jane alles falsch macht, da ihr ohnehin kaum etwas gelingt. Zu einem liebenswerten Tollpatsch wird die Figur dadurch aber nicht. So liefert Faris eine nur mittelmäßige Leistung ab – aber bei der Rolle war wohl auch einfach nicht mehr drin.
Die Geschichte beginnt mit einer vielversprechenden Rahmenhandlung, die einen Teil des Endes bereits vorwegnimmt. Doch die finale Jahrmarktszene, in der dieser Anfang dann wieder auftaucht, ist eine Enttäuschung. Hier werden alle Storyfäden, die schon einzeln nur bedingt funktioniert haben, zusammengeführt. Das endet erwartungsgemäß im Desaster. Es bleibt fraglich, warum sich Gregg Akari für diesen Klamauk entschieden hat. Vielleicht ging es ihm – ähnlich wie Robert De Niro und Al Pacino bei Kurzer Prozess – nur um das Liebe Geld.
Fazit: „Smiley Face“ ist eine simple Slapstick-Komödie mit nur wenigen guten Szenen. Glücklicherweise wird kein moralischer Zeigefinger erhoben. Stattdessen zeigt der Film in stark überspitzter Weise, wie es Dauerkonsumenten ergehen kann. Um den Film genießen zu können, muss man sich schon selbst ein paar Joints reinziehen. Wobei nicht einmal Hasch-Konsum einen gelungenen DVD-Abend garantiert.