Meine Freude war groß als ich damals erfuhr, dass Rob Zombie ein Remake von "Halloween" macht. Er stellt für mich einfach einen begabten Regisseur dar. Nun habe ich den Film das erste Mal in der Unrated-Version gesehen, aber davor auch schon zwei Mal in der Kinofassung. Immer noch unterhält mich "Halloween" gut und ich finde dieses Remake wirklich gelungen.
Die Story weicht dabei nicht unerheblich vom Original ab. Michael Myers, das Böse in reiner Form, wird entmystifiziert. Er bekommt einen Grund, warum er so ist, wie er ist. Gerade das Ungewisse vom Original, wo er anscheinend keinerlei Motiv hatte, wird ihm nun geraubt und manch einen Fan wird das bestimmt nicht gefallen. Ich allerdings fand es gut, denn Rob Zombie hatte da wohl seine eigene Idee und warum sollte man auch ein Remake drehen, wenn alles so bleibt, wie man es bereits gesehen hat?
Die erste Stunde von "Halloween" hat es mir besonders angetan. In den ersten zwei Dritteln hiervon sieht man nämlich wie Michael Myers aufgewachsen ist. Er lebt in einer richtigen White-Trash-Familie. Sein Ersatzvater behandelt ihn schlecht, auch seine Schwester mobbt ihn und seine Schulkameraden behandeln ihn auch nicht gerade nett. Hier hat der Film seine besten Momente, denn das Ganze wurde einfach unglaublich gut, beklemmend und sehr intensiv rübergebracht. Auch danach, wenn Dr. Loomis sich mit dem jungen Michael Myers befasst, ist der Film noch sehr intensiv und total packend. Im letzten Drittel der ersten Hälfte kommt es dann zu Myers' Ausbruch aus der Anstalt und auch dies wurde sehr gut umgesetzt.
Danach beginnt die zweite Hälfte. Hier werden dann kurz die neuen Charaktere eingeführt und hier hat "Halloween" dann leider auch ein paar Längen. Er stellt hier plötzlich einen ganz normalen Slasher dar, zwar immer noch solide gemacht aber teilweise auch etwas monoton und langatmig.
Die Darsteller spielen allesamt gut. In der ersten Hälfte sieht man z.B. Sheri Moon Zombie, welche eine gute Leistung abgibt. Der junge Myers wird von Daeg Faerch auch überraschend gut und überzeugend rübergebracht. Richtig gut fand ich die Besetzung des Dr. Loomis, denn Malcolm McDowell passt sehr in diese Rolle und spielt toll. Dann wären da noch kleine Nebenrollen von Danny Trejo und Ken Foree, welche auch beide nett anzusehen sind. Auch Udo Kier kann man in einer kurzen Rolle sehen. Tyler Mane, ehemaliger Wrestler, spielt den erwachsenen Myers, und stellt ihn, nicht zuletzt wegen seiner Statur, sehr bedrohlich dar. Scout Taylor-Compton ist von den Teendarstellern eigentlich die einzige die wirklich überzeugen kann. Es gibt noch zahlreiche weitere Nebenrollen, einige sind mir auch aus anderen Filmen von Zombie bekannt, doch ich will nicht jeden nennen. Fakt ist, dass hier keiner schlecht spielt.
Die Inszenierung ist auf jeden Fall erhaben. Rob Zombie hat es einfach drauf und er versteht es Horror richtig in Szene zu bringen. So verhält es sich auch mit der Atmosphäre. Gerade in der ersten Hälfte ist diese nämlich sehr düster und beklemmend. Danach gehts kurz etwas humorvoller zur Sache, doch sobald sich das Finale anbahnt, wird es auch schon wieder düsterer. Spannung ist vorhanden, wenn auch nicht in großen Mengen. Der Unterhaltungsfaktor stimmt größtenteils, auch wenn es in der zweiten Hälfte durchaus ein paar Längen gibt.
"Halloween" ist kein zimperlicher Film und um einges härter als das Original. Dies macht sich nicht nur in den blutigen Szenen bemerkbar. So wird z.B. viel geflucht, was aber typisch ist für einen Film von Zombie. Die grafische Gewalt hält sich zwar in Grenzen, aber es geht schon hart und teilweise auch blutig zur Sache. Etwas schade fand ich, dass recht unkreativ gemordet wurde, da hätte sich Zombie doch bestimmt noch etwas einfallen lassen können. Der Score ist ebenfalls sehr gelungen. Es gibt natürlich den unverkennbaren Halloween-Themensong zu hören, aber darüberhinaus auch noch anderes und alles war stimmig.
Fazit: "Halloween" ist kein stumpfes Remake und hat auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung. Rob Zombie gibt dem Ganzen seinen eigenen Stil. Die erste Hälfte ist hervorragend und das Gesamtergebnis wird leider nur etwas durch die schwächere zweite Hälfte getrübt, wo alles zu einem ziemlich normalen Slasher wird. Da die Inszenierung aber zu jeder Zeit stimmt und das Gesamtpaket an sich stimmig ist, kann ich dieses Remake jedem Fan des Originals empfehlen. Man sollte sich halt nur darüber im Klaren sein, dass es sich um einen komplett anderen Film handelt.