Von Weihnachtsfilmen erwartet man keine cineastischen Höchstleistungen. Besinnlich sollen sie sein, mit einem gehörigen Schuss Märchen und so ungefähr 1000 Messerspitzen Weihnachtsstimmung. Wenn das Rezept aufgeht, sind Weihnachtsfilme die perfekte Ergänzung zu Plätzchen und Glühwein. Ob Liebe braucht keine Ferien, „Das Wunder von Manhattan“ oder „Der Grinch“ - wenn die Mischung stimmt, versüßen sie die Feiertage um ein Vielfaches. Wenn das Rezept allerdings daneben geht, bleibt nichts übrig als eine klebrige Masse aus halbgaren Gags, kitschiger Weihnachtsdekoration und gekünsteltem Familienidyll, wie in Regisseur John Whitesells (Big Mamas Haus 2) Weihnachtskomödie „Deck The Halls“.
Wer ist Mr. Christmas? Im kleinstädtischen Cloverdale, New England, ist es seit vielen Jahren Doktor Steve Finch (Matthew Broderick, The Producers, Die Frauen von Stepford). Pünktlich zum ersten Dezember beginnt alljährlich sein straffes Weihnachtsprogramm: dekorieren, Weihnachtslieder singen, Schlittenfahrten, backen und natürlich anderen Nicht-Weihnachtsexperten Ratschläge zu all dem geben. Alles könnte so schön sein, wenn nicht über Nacht Buddy Hall (Danny DeVito, Be Cool, Big Fish) in das Nachbarhaus einziehen würde. Buddy kommt sein eigenes Leben karg und sinnlos vor. Doch dann hat er die rettende Idee, um endlich etwas zu erreichen. Etwas Unvergleichliches, etwas Unvergessliches, etwas… völlig Abwegiges: Steve den Rang streitig machen und das Haus der Halls mit so unendlich vielen Leuchtelementen zu dekorieren, dass man es aus dem Weltall sehen kann. Möge das Duell der Weihnachtsmänner beginnen…
In „Deck The Halls“ wird viel versucht, aber wenig geschafft. Der Humor ist irgendwo zwischen High-School-Komödie und „Kevin - Allein zu Haus“ einzuordnen. So gut wie alle Gags hat man so oder ähnlich schon mal gesehen - und das bedeutend besser. Der nachbarschaftliche Kleinkrieg kommt wie viele Wendungen der Story so ziemlich aus dem Nichts. Nett, langweilig und mit dem üblichen Schuss herzerwärmender Weihnachts-Schlagsahne, die lediglich den krümeligen Kuchen verdecken soll, der gern eine Story gewesen wäre. Und wenn die Geschichte mal nicht überraschend unlogisch ist, dann ist sie völlig vorhersehbar. Man wartet darauf, dass wenigstens noch ein echter Konflikt aus dem Ärmel gezogen wird und sich die neuen Nachbarn als völlig böse entpuppen. Leider passiert nichts dergleichen.
Die Rolle des Steve Finch wäre eher was für Steve Martin („Vater der Braut“) geeignet gewesen. Und das nicht nur wegen des Vornamens: Broderick fehlt ein Hauch Neurose, damit man ihm den weihnachtsbesessenen Kontroll-Freak abkauft. Die Figur des Buddy Hall ist ein typischer DeVito-Charakter: Etwas zwielichtig, aber dennoch sympathisch, findet der leicht vulgäre Störenfried am Ende doch seinen Weg. Trotzdem ist DeVitos Darstellung nur Durchschnitt. Charmant und nett anzusehen ist Kristin Davis („Sex And The City“, Shaggy Dog), auch wenn die Verkörperung der perfekten Haus- und Ehefrau keine neuen Facetten an ihr offenbart. Insgesamt hat man alle Schauspieler schon witziger und spritziger erlebt. Die Schuld daran liegt aber vermutlich nicht allein bei den Darstellern, sondern am wahrscheinlich im Vorweihnachtsstress fabrizierten Drehbuch.
Dass am Ende das ganze Dorf gemeinsam ein Weihnachtslied singt und je nach Alter aufgeklappte Handys oder Kerzen zur Lichterkette werden, ist unvermeidlich. Zum Schluss muss man schließlich auf die Tränendrüse drücken – so steht es im Weihnachtsfilm-Rezept. Da dieser feucht-fröhliche Showdown auf den Zuschauer hereinbricht, wie ein Schauer an einem lauen Sommertag, ist er auch genau das: Lau und irgendwie fehl am Platz. Fazit: Konstruierte Gags und Missgeschicke, die man so oder ähnlich schon tausend Mal gesehen hat. Dazu eine schwache Story, die mit einem guten Cast aufgewertet werden sollte. Leider vergebens: Diesen Film kann man höchstens mit drei bis sechs Glühwein intus witzig oder wirklich weihnachtlich finden.