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    Zusammen ist man weniger allein
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Zusammen ist man weniger allein
    Von Björn Helbig

    Nach dem französischen Bestseller von Anna Gavalda verfilmt Claude Berri mit „Zusammen ist man weniger allein“ die Geschichte um die Putzfrau Camille, die eine Pariser Männer-WG durcheinander wirbelt. Das Ergebnis – dieses Treffen der Generationen und der Aufeinanderprall unterschiedlicher Lebensstile, verschmolzen zu einem Loblied auf Gemeinschaftlichkeit – kann sich sehen lassen. Leider lenken einige Klischees und die vorhersehbare Liebesgeschichte etwas von den starken Seiten der Liebeskomödie ab.

    Vier Menschen, vier Leben: Die junge Camille Fauque (Audrey Tautou) lebt allein in einem kalten Pariser Dachzimmer und hält sich mit ihrem Job als Putzfrau mehr schlecht als recht über Wasser. Auch mit ihrer Gesundheit steht es nicht zum Besten. Sie tut sich nicht nur schwer mit der Nahrungsaufnahme, sie scheint sich dem ganzen Leben zu verweigern. Philibert Marquet de la Tubelière (Laurent Stocker) ist der Nachkomme einer Adelsfamilie und bewohnt eine große Wohnung im Herzen von Paris. Der Umgang mit anderen Menschen fällt dem steifen, stotternden aber herzensguten Junggesellen allerdings nicht leicht. Franck (Guillaume Canet) ist da von ganz anderem Schlag. Der überhaupt nicht schüchterne Frauen- und Motorrad-Fan, der in Philiberts Wohnung wohnt, hat eine harte Schale. Sein weicher Kern zeigt sich, als seine Großmutter (Françoise Bertin) ins Krankenhaus kommt. Anfangs ahnen die vier nicht, dass ihrer aller Leben miteinander verknüpft sein wird. Doch das Schicksal lässt die völlig unterschiedlichen Menschen in Philiberts Apartment aufeinandertreffen.

    Anna Gavalda (*1970) studierte Literatur in Paris, bevor sie mit ihrer melancholischen Kurzgeschichtensammlung „Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet“ einige Bekanntheit erlangte. Nicht zuletzt der große Erfolg ihres Romans „Zusammen ist man weniger allen“, der als Vorlage für den Film diente, wird auch viele Menschen ins Kino locken. Ob die Fans des Romans auch an der filmischen Umsetzung Gefallen finden, lässt sich schwer voraussagen. Ein Vergleich zeigt aber schnell, dass sich der 1934 in Paris geborene Schauspieler, Regisseur, Autor und Dokumentarfilmer Claude Berri („Une Femme De Ménage“) aber der Adaption des Romans und der Auswahl der Figuren alle Mühe gegeben hat. Natürlich musste die Geschichte gestrafft werden, was zur Folge hat, dass Gavaldas Stil, diese kurzen, manchmal nur wenigen Zeilen langen Abätze, sich nicht mehr in der Umsetzung wieder finden lassen. Dafür ist es Berri allerdings gelungen, die gavaldatypische Melancholie in den Film hinüberzuretten. Freundschaft, Liebe, Einsam- und Gemeinschaftlichkeit sind die existenzialistischen Themen, die angesprochen werden, wobei die große Stärke von Film (und Buch) darin liegt, gleichzeitig Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit miteinander zu verbinden. Positiv fällt vor allem auf, dass der Film es lange Zeit schafft, eine Balance zwischen seinen verschiedenen Ebenen zu halten.

    Auch der Cast kann als gelungen bezeichnet werden. Vor allem die Besetzung der Camille durch Publikumsliebling Audrey Tautou (Die fabelhafte Welt der Amélie, The Da Vinci Code - Sakrileg) wird sich an den Kinokassen auszahlen. Ursprünglich gab es auch andere Kandidatinnen für die Rolle. So waren schon Szenen mit Charlotte Gainsbourg gedreht, doch als diese sich beim Snowboard fahren verletzte, wurde mit Tautou ein passender Ersatz für die schmächtige, eigensinnige Camille gefunden. Gut gefällt auch wieder Guillaume Canet (Merry Christmas, The Beach). Die Rolle des Franck ist zwar etwas eng für seine Fähigkeiten, aber auch so wird deutlich, dass der Mann spielen kann. Auch der Dritte und die Vierte im Bunde – Laurent Stocker als Philibert Marquet de la Tubelière und Françoise Bertin als Großmütterchen Paulette – machen ihre Sache gut.

    Doch auch wenn Berris unprätentiöse Inszenierung stimmt und es auch schauspielerisch nichts zu bemängeln gibt – zumindest einiges an der Story und den Figuren dürfte nicht jedermanns und –fraus Sache sein. Mehr noch als in der Vorlage, in der es dem Leser obliegt sich alles auszumalen, machen sich im Film die Klischees verstärkt bemerkbar. Die weltscheue Camille ist natürlich eine talentierte Künstlerin, der unwirsche Franck ein Meisterkoch und hinter Philiberts steifer Stotterfassade schlummert ein Bühnenstar. Und auch die Oma ist „nur“ eine Bilderbuchoma. Es wirkt fast so, als hätte die Autorin doch etwas kalte Füße dabei bekommen, ihren Roman von echten Außenseitern handeln zu lassen. Das hätte dem Stoff sicherlich gut getan und ihn noch ein Stück weit mehr von seinen Äquivalenten aus Hollywood abgehoben. Immer wenn es ernster wird (z.B. bei der angedeuteten Magersucht der Protagonistin), macht der Film die Augen zu. So müssen die Figuren am Ende aber natürlich noch das in ihnen schlummernde Potenzial (wieder) entdecken. Leider bleibt der Film im Ganzen leider etwas überraschungsarm und auch dem Happy End fehlt es an Finesse.

    Es ist mir wichtig, dass die Wohnung ein friedlicher Ort bleibt. Ich werde bald siebenundzwanzig, und zum ersten Mal in meinem Leben wohne ich an einem Ort, an dem ich mich wohl fühle, an den ich abends gerne zurückkehre.“ (Camille)

    Trotz aller Kritik hebt sich „Zusammen ist man weniger allein“ wohltuend von vielen Liebesgeschichten und –komödien amerikanischer Bauart ab. Stark ist der Film durch seine Darsteller und immer dann, wenn sein Thema – Ensemnle c’est tout – im Vordergrund steht. Diese heterogene WG der Generationen, in der alle Personen ihre Macken haben, die sich aber trotzdem zusammenraufen und gemeinsam mehr sind, als sie es zuvor waren, ist das starke Zentrum des Films – nicht diese ein wenig konstruiert wirkende, vorhersehbare Liebesgeschichte.

    Fazit: Das Potenzial des Stoffs wurde sicherlich nicht ausgeschöpft, doch für Freunde der Romanvorlage, Liebesfilm-Junkies und Fans von Audrey Tautou ist „Zusammen ist man weniger allein“ trotzdem ein absolutes Muss. Aber auch, wer der Thematik grundsätzlich etwas abgewinnen kann und einfach mal nett unterhalten werden möchte, sollte einen Blick riskieren.

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