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    Aufstand der Tiere
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Aufstand der Tiere
    Von Christopher Dröge

    George Orwells Novelle "Animal Farm" von 1945 ist kein harmloses Märchen über sprechende Tiere auf einem Bauernhof. Bekanntermaßen erzählt Orwell hier allegorisch die Geschichte der Anfänge der Sowjetunion und zieht dabei akribisch den Weg der mit viel Idealismus begonnenen Revolution hin zur pervertierten Diktatur Stalins nach. Das Buch traf in der Nachkriegszeit einen Nerv und avancierte im Westen schnell zur Lieblingslektüre eifriger Antikommunisten. So war es vor allem der finanziellen Unterstützung durch den CIA zu verdanken, dass das britische Animationsstudio von John Halas und Joy Batchelor 1954 mit "Animal Farm – Aufstand der Tiere" den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm Europas realisieren konnte.

    Die Tiere auf Bauer Jones Farm haben kein leichtes Los: Schon lange lässt der versoffene Farmer seinen Besitz verkommen und vernachlässigt die Pflege seines Viehs. Eines Tages nutzen die Tiere, inspiriert von einer Rede des Zuchtebers Old Major, ihre Chance und vertreiben Jones von der Farm. Nicht länger fremdbestimmt, beginnen sie nun eine Gesellschaft nach ihren Idealen aufzubauen: So sollen alle Tiere gleich gestellt sein, einander kein Leid antun und der dekadenten Lebensweise der Menschen entsagen. Alle Tiere machen sich mit großem Enthusiasmus an die Arbeit, wobei die Schweine unter der Führung der beiden Eber Schneeball und Napoleon eine Führungsrolle einnehmen. Doch bald kommt es zum Putsch: Napoleon lässt Schneeball von seinen Hunden vom Hof jagen. Unter seiner alleinigen Führung fangen die Schweine nun an, sich zur neuen herrschenden Schicht aufzuschwingen und Stück für Stück die neuen Freiheiten zurückzunehmen.

    Revolutionen, Umstürze, Schauprozesse und Hinrichtungen: Es ist wahrlich kein weichgespültes Disneyland, das dem Zuschauer hier geboten wird. Wie schon im Buch können auch in der Filmvorlage die verschiedenen Tiere den historischen Personen zugeordnet werden: So übernimmt Schneeball die Rolle von Leo Trotzki, während in Napoleon Stalin zu erkennen ist. Inhaltlich hielt sich Regisseur John Halas also eng an Orwells Vorlage, wodurch sein Film eine der ersten Zeichentrickproduktionen wurde, die sich gleichermaßen an Kinder wie Erwachsene richtete. Immer wieder eingestreute Episoden von typischem Cartoon-Slapstick sorgen jedoch dafür, dass auch jüngere Zuschauer die düstere Geschichte verkraften.

    Wenngleich "Animal Farm" sich stilistisch deutlich von den Filmen der amerikanischen Konkurrenz abhob, brauchte er sich qualitativ nicht hinter diesen zu verstecken: Die idyllische Landschaft der englischen Provinz wird in farbenfrohen Aquarellen mit breiten Strichen eingefangen, die nur wenig Wert auf Fotorealismus legen. Die leicht stilisierte Animation ist darum bemüht, die Tiere (bis auf wenige Ausnahmen) nicht zu verniedlichen oder zu vermenschlichen. Dazu trägt auch die ungewohnte Erzählweise bei, denn es gibt nur sehr wenig Dialoge: Stattdessen findet eine Erzählerstimme breite Verwendung. Nur die Schweine sprechen mit menschlicher Stimme, alle anderen Tiere kommunizieren mit Gesten und Blicken.

    Fazit: "Animal Farm – Aufstand der Tiere" ist ein gelungenes Beispiel für die Gratwanderung, eine anspruchsvolle und ambivalente Geschichte so zu erzählen, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene dabei auf ihre Kosten kommen. Bis heute bietet der Film daher einen Gegenentwurf zu Disneyscher Süßlichkeit.

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