Wenn man „Scary Movie“ kennt, dann weiß man ungefähr, auf was man sich bei Aaron Seltzers „Date Movie“ einlässt. Derbe Scherze am Rande des Erträglichen, ekelerregende Szenen und eine platte, grob zusammengeschusterte Geschichte – dazu selbstverständlich die Anspielungen und Veralberungen auf die ganz „Großen“ des Kinos. Ist ja soweit nichts Neues in der Welt der Parodien. Was bei „Scary Movie“ die Horrorfilme und zuletzt etliche Blockbuster waren, ist nun allerdings die romantische Komödie, die hier sprichwörtlich in den Dreck gezogen wird. Und erlaubte man sich bei „Scary Movie“ noch den ein oder anderen Lacher, weil es alle anderen auch taten und manchmal wirklich witzig zuging, so ist das bei „Date Movie“ leider ganz anders.
Ob Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück, My Big Fat Greek Wedding, Hitch, Mr. And Mrs. Smith, Wedding Planner oder Meine Braut, ihr Vater und ich, allesamt seichte, manchmal reizende und manchmal durchschnittliche bis schlechte Liebeskomödien: „Date Movie“ lässt nichts aus und ist sich tragischerweise auch für keinen Kalauer zu schade. Denn trotz des vielem guten Materials und dem geeigneten Zeitpunkt für eine Parodie auf das Genre, das sich bisweilen vornehmlich mit triefendem Schmalz, unrealistischen Geschichten und biederem Pathos beim anspruchsvollen Zuschauer diskreditiert hat, funktioniert „Date Movie“ nicht wirklich. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Ideenlosigkeit, Lieblosigkeit und all zu marktstrategisches Denken.
Julia Jones (Alyson Hannigan; American Pie, „Buffy – Im Bann der Dämonen“) ist tief unglücklich: Kein Mann will etwas mit ihr zu tun haben, ihre Fettleibigkeit und ihr unmögliches Auftreten lassen die Männer in Scharen vor ihr fliehen. Bis sie eines Tages ihrem „Prinz Charming“ Grant Fuckyerdoder (Adam Campbell) im elterlichen Restaurant begegnet und sich auf einen Schlag verliebt. Doch die wahrhaftige Last ihres Aussehens und die Frustration, den „Geliebten“ nur zu vergraulen, wenn sie ihm ihre Motive offenbart, treibt sie in die Arme des allseits bekannten und beliebten Date-Doktors Hitch (Tony Cox). Dieser weiß sofort, was bei so einem eigentlich hoffnungslosen Fall zu tun ist: Bei „Pimp My Bride“ wird Julia von dem burgervernichtenden, cellulitisbepackten und frustrierten Monstrum zu einer ansehnlichen Braut umfunktioniert, die sich nun nicht mehr vor ihrem „Zukünftigen“ zu verstecken braucht. Der Weg zur Traumhochzeit ist frei, wären da nicht noch die Eltern und die männermordende „beste Freundin“ des Bräutigams (Sophie Monk), die die Heirat um jeden Preis verhindern wollen.
Der Plot ist in seinen Grundzügen vor allem von zwei Filmen inspiriert: My Big Fat Greek Wedding und Meine Braut, ihr Vater und ich – beziehungsweise dessen Nachfolger Meine Braut, ihre Schwiegereltern und ich. Nicht verwundernd also, dass hier Szenen und Gags eins zu eins übernommen werden, zumal vor allem Meine Braut, ihre Schwiegereltern und ich schon als Parodie auf eine romantische Liebeskomödie bezeichnet werden kann. Die legendäre Urnen-Szene kennt wohl jeder. Auch in „Date Movie“ fällt die Urne vom Kaminsims. Allerdings wird aus der Asche beim Aufprall, quasi wie von Zauberhand, eine Leiche, an der die Hauskatze dann erst einmal Zungenküsse übt. Alles klar? Die Hauskatze ist es dann auch, die auf der Toilette ein ultraderbes Fäkalienkonzert darbietet. Ganz so, als stände der „Jüngste Tag“ samt den vier apokalyptischen Reitern höchstpersönlich vor der Tür. Das erste Wort des Babys ist zu aller Überraschung „Schlampe“ und der ethnische Konflikt aus My Big Fat Greek Wedding wird zu Gunsten eines schwachsinnig plumpen Verwirrspiels aufgegriffen, so wie sich im Grunde mehr als der halbe Film solcher ideenlosen Adaptionen bedient. In dieses Konzept passt dann allerdings auch, dass alte und verbrauchte Gags aus der „Scary Movie“-Reihe ebenfalls adaptiert oder schlichtweg übernommen werden – in solchen Momenten tritt die Ideenlosigkeit von „Date Movie“ am deutlichsten hervor.
Die Schauspieler sollten vor allem auf eines hoffen: Dass dieser Film ganz schnell wieder aus den Köpfen der Zuschauer verschwindet. Denn „Date Movie“ bietet nicht wirklich Platz für große Schauspiel- und Darstellungskunst. Alyson Hannigan sollte dann doch eher beim Fernsehen bleiben oder aber die Rollen spielen, die sie wirklich beherrscht und die sie bekannt gemacht haben. Wie die der naiv-manipulativen Michelle aus American Pie. Der „Traumprinz“ Adam Campbell leistet mit „Date Movie“ ein minimalistisches Kinodebüt. Grundsätzlich jedoch ist ihm ein gewisses Schauspieltalent zuzugestehen – hoffen wir auf eine glücklichere Rollenauswahl für das nächste Mal. Dann bleibt da noch die mehr oder weniger erwähnenswerte Leistung des kleinwüchsigen Filmstars Tony Cox, der in „Ich, beide & sie“ und Bad Santa für furiose Momente sorgte. Was in diesen Filmen noch als ansprechender, weil außergewöhnlicher Klamauk gelten konnte, reicht in „Date Movie“ nur noch zu einem absolut peinlichen Auftritt. Hier wird offensichtlich hektisch und zwanghaft versucht, komisch zu sein – dieses Konzept kann nicht aufgehen und versandet dementsprechend in willkürlicher Aneinanderheftung von wildesten Geschmacklosigkeiten ohne Sinn und Ziel.
Alles in allem gelingt Regisseur Aaron Seltzer und Drehbuchautor Jason Friedberg („Agent 00“; „Scary Movie“) ein turbulenter Mix aus Rassen-, Behinderten- und Homosexuellendiskriminierung, wenn nicht gleich von immanent struktureller Diskriminierung gesprochen werden kann. In diesem Falle sollten die „verantwortlichen“ Filmemacher tatsächlich einmal zur Verantwortung gezogen werden. Sicherlich will die „Philosophie“ des Films vor allem provozieren und konsequent ihre Respektlosigkeit demonstrieren – das ist ihr unzweifelhaft gelungen. Doch „Date Movie“ überschätzt sein Potential. Eher gesagt, die Produzenten überschätzen ihr Potential und unterschätzen die Intelligenz des Zuschauers. Der ganze Film ist eine Zumutung für Augen und Ohren, aber vor allem für den Geist. Der Humor ist in untersten Dimensionen anzusiedeln, wenn überhaupt von Humor gesprochen werden kann. Hier funktioniert fast kein Gag und die gewollte Provokation, in der Regel eine exzellente Motivation für einen Film, verblasst angesichts ihrer unverhohlenen Dummheit und Plumpheit. Man sollte nicht meinen, dass es Menschen gibt, die sich so etwas gerne ansehen. Anscheinend aber doch...