Was haben Eddie van Halen und Pete Townsend gemeinsam? Die offensichtliche Antwort: Sie sind beide großartige Gitarristen und haben den musikalischen Stil ihrer Zeit (in den Bands Van Halen und The Who) mitgeprägt. Die abgefahrene Alternative frei nach „Kings Of Rock - Tenacious D“: Townsend und van Halen waren beide im Besitz eines magischen Gitarren-Plektrums. Nur mit dem „Pick Of Destiny“ konnten sie überirdisches Niveau erreichen und Rock-Geschichte schreiben. Und als ob das allein nicht abwegig genug wäre, ist das Schicksals-Pick nichts anderes, als der Zahn des Teufels höchst selbst. Der Rest der Story der Rockmusical-Komödie „Kings Of Rock - Tenacious D“ ist auch nicht wesentlich durchdachter.
Von klein auf ist JB (Jack Black, School Of Rock, Liebe braucht keine Ferien) mit Leib und Seele Rockmusiker – und deswegen das schwarze Schaf seiner sehr religiösen Familie im fiktiven Städtchen Kickapoo, Missouri. Nach einer Strafpredigt seines Vaters (Meat Loaf), der wutschnaubend JBs Rockposter von den Zimmerwänden reist und ihn für seine Rock-Besessenheit bestraft, läuft JB von zu Hause weg. Jahre später trifft er in Los Angeles auf Gitarrist KG (Kyle Gass). Von nun an haben die beiden nur noch eins im Sinn: „To found the most awesome band of all time – Tenacios D“. Doch der Weg zum Rockstar ist schmerzhaft und demütigend: „Cock-Push-ups“ und der „Power-Slide“ wollen gemeistert werden, bevor es in den fiesen Gig-Simulator geht. Dumm nur, dass KGs Mutter kurz nach Bandgründung den Geldhahn für das Rocker-Lotterleben zudreht. Entweder, Tenacious D gewinnen den Band-Contest im Club nebenan, oder KG muss wieder bei seinen Eltern einziehen – der Todesstoß für die Band. Die Lösung liegt buchstäblich auf der Hand: Nur das Schicksals-Pick kann Tenacious D jetzt noch retten...
Aber: Sind Tenacious D noch zu retten? Oder völlig durchgedreht? Wer sich diese Fragen angesichts der Story ernsthaft stellt, hat sich eine Antwort bereits selbst gegeben: Finger weg von der Kinokarte! „Kings Of Rock – Tenacious D“ kann nur von wahren Jack-Black-Fans wirklich genossen werden. Wer sich ohne grenzenlose Black-Bewunderung ins Kino traut, wird höchstwahrscheinlich Kopf schüttelnd, Augenbrauen hochziehend und Nase rümpfend im Kinosessel sitzen, während Black grimassiert und gestikuliert, als ob sein Leben von der schnellen Ruckartigkeit seiner Bewegungen abhinge.
Doch auch Black-Fans könnte das Kinovergnügen verdorben werden: In der deutschen Übersetzung von „Kings Of Rock“ wurden auch die Songs nicht verschont, wodurch ein Großteil der guten Moment der Originalversion verloren gehen könnte. Wann, wenn nicht „at the crack of noon“ werden sich JB und KG in der deutschen Version treffen? Machen sie während des Band-Trainings Schwanz-Push-ups und üben die Power-Rutschpartie? Wem sich bei dieser Vorstellung die Zehennägel hochrollen, der sollte auf die DVD von „Kings Of Rock“ warten und sich nur die englische Version ansehen.
Die sehr treffende Ankündigung im Musikvideo zum Song „The Pick Of Destiny“, das die Story von Kings Of Rock pointiert zusammenfasst, kommt auf deutsch garantiert nicht mehr rüber: „You know we will be rocking, cause it’s freaking insane!“ Bei Betrachtung des ersten bekannten Videos von Tenacious D („Tribute“) fällt allerdings auf, dass es viel mit „Kings Of Rock“ gemeinsam hat: Zum Beispiel Dave Grohl (Gitarrist und Sänger bei den Foo Fighters und ehemaliger Nirvana-Schlagzeuger) als Teufel, das Duell zwischen letzterem und Tenacious D, das nur zu gewinnen ist, wenn die Band den besten Song aller Zeiten spielt sowie Liam Lynch als Regisseur. Passend erscheint da auch die Feststellung von Kyle Gass, dass es sehr viel schwieriger gewesen sei, sich eine Story für den Film auszudenken, als das Projekt bei Produzenten und Verleihern abgesegnet zu bekommen. Besondere Mühe wurde sich bei der Übertragung des Gründungsmythos von Tenacious D auf die Kinoleinwand allem Anschein nach nicht gegeben.
In den ersten sechs Minuten des Films, wenn Meat Loaf als JBs Vater Poster abreißend durchs Zimmer stürmt und Metal-Gott Ronnie James Dio (Black Sabbath, Dio) JB prophezeit, dass er sein Schicksal in Hollywood finden werde, möchte man glauben, dass es den ganzen Film so weiter gehen könnte. Leider tut es das nicht. Wenn die Musik verstummt, lässt sie den Zuschauer mit zwei in die Jahre gekommenen Hobbits zurück. Sam und Frodo im Jahr 2006, gezeichnet von ihrer Lust am Essen, kein Schicksalsberg weit und breit - und zum Schicksals-Pick lässt es sich gemütlich trampen. Auf ihrer Reise mangelt es Black und Gass auch nicht an Gefährten: Ben Stiller (Nacht im Museum) erzählt ihnen als „Guitar-store-guy“ die Legende vom Schicksals-Pick und Tim Robbins (Krieg der Welten, Mystic River) ergänzt die Gefolgschaft des Picks als Boromir im Penner-Look: Zuerst hilft er den beiden, das magische Plektrum zu erlangen, dann möchte er den Ssschatz doch lieber für sich.
Trotz aller Kritik bleibt eins unbestreitbar: Black und Gass verlieren angesichts ihrer welpenhaften Tolpatschigkeit nie die Sympathie des Zuschauers. Wäre „Kings Of Rock“ als Zeichentrick-Fabel mit Black und Gass als Bernhardinern verfilmt worden, kein Titel wäre passender als „Ein Gitarrist namens Beethoven“. Eine Möglichkeit den Film aufzuwerten, wäre der Einsatz von mehr musikalischen Gaststars wie Dio und Meat Loaf gewesen, die „Kings Of Rock“ sehr bereichern.
Im Großen und Ganzen ist „Kings Of Rock“ nicht mehr und nicht weniger, als ein monströses Musikvideo. Die Parts mit Musik sind wirklich unterhaltsam, lassen jedoch Dialoge und Handlung wie unnötiges Beiwerk aussehen. Wenn man sich das Musikvideo „The Pick Of Destiny“ ansieht, hat man die besten Momente des Films „Kings Of Rock“ bereits gesehen. Insgesamt wird man das Gefühl nicht los, dass Jack Black eigentlich gar kein Schauspieler sein will. Vielleicht ist die Schauspielerei nur ein Mittel zum Zweck, so wie das „Pick of Destiny“, um eine viel wichtigere Botschaft zu verbreiten: Let’s rock!