Wenn der Teufel ewige Verdammnis in unsere Welt zu bringen versucht, erwartet das Publikum auf der Leinwand eigentlich einen strahlenden Helden, der das drohende Unheil mutig und unerschrocken abwehrt. Das sieht Álex de la Iglesia („The Oxford Murders") allerdings ganz anders, weshalb es in seiner düsterschwarzen Komödie „El dia de la bestia" ein naiver Priester, ein windiger TV-Wahrsager und ein durchgeknallter Death-Metal-Freak sind, die sich dem Satan in den Weg stellen. Der spanische Regisseur scheucht sein grundverschiedenes Trio auf der Suche nach dem Antichristen durch allerhand absurde Situationen und sorgt so für reichlich morbide Komik, auch wenn er sich zum Ende hin doch auf reichlich konventionelle Handlungsmuster besinnt, bevor der Film schließlich in einem ebenso trashigen wie wirren Finale mündet.
Angel Berriartua (Alex Angulo, „Pans Labyrinth"), seines Zeichens Priester und Theologieprofessor, hat nach 25 Jahren intensiven Studiums endlich entschlüsselt, was hinter der Offenbarung des Johannes steckt. Das gelüftete Geheimnis enthält nicht weniger als die Ankündigung, dass der Antichrist am 25. Dezember in Madrid geboren wird. Angel bleibt nur wenig Zeit, außerdem hat er noch nicht den geringsten Schimmer, wo genau in der spanischen Metropole die Geburt von statten gehen wird. Seine Versuche, den Teufel mittels böser Taten heraufzubeschwören, scheitern kläglich. Doch Aufgeben kommt trotzdem nicht in Frage. Lieber sichert sich der Priester die Unterstützung von Death-Metal-Jünger José María (Santiago Segura, „Hellboy - Die goldene Armee") und Fernseh-Hellseher Cavan (Armando De Razza). Gemeinsam machen sich die drei Sonderlinge daran, Satans Pläne ein für alle Mal zu durchkreuzen...
Seine Karriere begann Álex de la Iglesia als Comiczeichner. Deshalb ist es kaum weiter verwunderlich, dass sein filmisches Werk immer wieder ins Comichafte und Groteske driftet, wie zuletzt auch bei seinem mit dem Regiepreis der 67. Filmfestspiele von Venedig ausgezeichneten Genre-Mix „A Sad Trumpet". Beide Stilmerkmale finden sich auch in „El die de la bestia", seinem zweiten Spielfilm, der 1995 beim Filmfestival von Toronto uraufgeführt wurde. Hinzu kommt noch ein weiteres Markenzeichen des Regisseurs: seine Vorliebe für rabenschwarzen Humor. Gerade zu Beginn, wenn der eigentlich herzensgute Priester schlimme Sachen anstellt, um so den Teufel zu beschwören, kommt diese Spezialität voll zum Tragen. Er klaut einem obdachlosen Bettler seine Münzen und schubst einen Pantomimen von seinem Sockel – es kündigt sich ein anarchischer Spaß an, der vor allem von der liebenswerten Drei-Mann-Freakshow im Zentrum getragen wird: der Geistliche, dessen Naivität seinem religiösen Eifer in nichts nachsteht; der Fernsehprediger, dem sein eigener Hokuspokus auf den Geist geht; der Death-Metal-Headbanger, der zu Hause aber noch unter Mamas Fuchtel steht.
Alex de la Iglesia presst aus seinen ungewöhnlichen Protagonisten dank starker Dialog- und Situationskomik einen Lacher nach dem anderen. Deshalb ist es umso bedauerlicher, dass das Drehbuch die drei chaotischen Weltenretter zunehmend in altbekannte Storybahnen zwingt. Nach einem Beschwörungsritual inklusive Jungfrauenblutgewinnung werden die Absurditäten merklich zurückgeschraubt, weshalb das nächtliche Treiben von da an erst einmal verhältnismäßig unspektakulär auf das Finale zusteuert. Dieses wartet dann wiederum mit zu vielen Logiklöchern auf, als dass es einen versöhnlichen Schlusspunkt setzen könnte.
Bei aller Konzentration auf den schwarzen Humor blitzen immer mal wieder auch satirische Momente auf. Diese Seitenhiebe richten sich etwa gegen das Verdummungsmedium Fernsehen, die Death-Metal-Szene und – wie könnte es anders sein - die katholische Kirche. Allerdings tritt diese Art des Humors nie länger in den Vordergrund, eine gepfefferte Abrechnung mit medialen oder gesellschaftlichen Verhältnissen sieht zumindest anders aus. Gruselelemente und Gewaltausbrüche kommen ebenfalls so sporadisch vor, dass sie sich eher mit den Komödienelementen beißen, als dass sie zu einem einheitlichen Gesamteindruck beitragen würden.
Fazit: Freunde des Grotesken werden bei „El dia de la bestia" sicherlich auf ihre Kosten kommen und sich vielleicht sogar ein wenig an den mit ähnliche schwarzem Humor aufwartende, ebenfalls aus Spanien stammenden „The Birthday" erinnert fühlen. Aber am Ende ist Alex de la Iglesias Satanshatz leider doch deutlich braver, als es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein hat.