"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen...man weis nie was kommt". Jeder Filmfan kennt diese berühmte Zeile die Tom Hanks (Der Soldat James Ryan) in "Forrest Gump" spricht. War er doch DER große Hit im Jahre 1994 und brachte Hanks seinen zweiten Oscar hintereinander (ein Jahr davor für "Philadelphia"). Gesehen habe ich ihn das erste mal im Fernsehen vor bestimmt fünfzehn Jahren, und dann immer wieder einmal. Ich versuchte dieses "Meisterwerk" zu ergründen und zu verstehen, warum er sowohl ein Box Office Hit als auch ein Kritiker Liebling wurde. Doch auch nach fünf oder sechs mal schauen kann ich das ganze aus eigener Sicht nicht nachvollziehen.
Eines vorweg. Ja, der Film ist großartig bebildert. Die Kamera fängt 136 Min in famosen Szenen Bildern die von Forrest erzählte Lebensgeschichte ein, die auch als amerikanische betrachtet werden kann. So war er Tischtennis Weltmeister, ein Football Star oder diente im Vietnam Krieg. Im Hintergrund seiner Geschichte steht die Suche nach der eigenen Identität, den schließlich muss er mit einer geistigen Behinderung klar kommen und seiner großen Liebe "Jenny" beweisen das er trotzdem ein guter Fang für sie wäre. Optisch kann ich auch Regisseur Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft) absolut keinen Vorwurf machen. Er hat ein gutes Erzähl Tempo und Bildsprache. Das erste große Manko für mich ist aber Tom Hanks. Dieser ist zweifelsohne ein toller Schauspieler, aber seine Leistung gefällt mir hier so gar nicht. Ich werde einfach nicht warm mit diesem behinderten Jungen, der aussieht wie ein 45 Jähriger Versicherungskaufmann dem zu oft auf den Kopf gehauen wurde. Da kann er natürlich nichts dazu, so steht es halt im Drehbuch. Und da haben wir mein zweites großes Problem mit dem Film. Die amerikanische Geschichte ist an sich ja sehr interessant und wandlungsreich, aber sie aus der Sicht eines geistig behinderten zu erzählen der auf einer Parkbank sitzt und gefühlt drei Tage auf einen Bus wartet, erzeugt bei mir leider nicht die emotionale Wirkung wie sie gedacht war. Klar steht Forrest als Symbol dafür, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten alles erreichen zu können, wenn man nur will. Doch bei mir erzeugt auch seine art zu sprechen eher Kopfschmerzen, und seine Off Stimme begleitet schließlich den ganzen Film. Die Naivität seines Verstandes die ihn auch immer wieder in rührende Situationen bringt ist gar nicht das Problem, sondern eher mit was für einer "Hau drauf" Emotionalität hier versucht wird dem Zuschauer Lacher und Weinen zu entlocken. Das hat bei einen großen Teil funktioniert, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache (6 Oscar, 600 Mio Einspiel, alleine 7 Mio Zuschauer in Deutschland), bei mir wirkte es eher abschreckend.
Es ist schwer, eine Kritik ist ja immer subjektiv, und doch muss auch Objektivität mit einfließen. Handwerklich kann ich dem Regisseur nichts vorwerfen. Die Musik ist theatralisch und einprägsam, der Schnitt gekonnt gesetzt und die Kamera bietet große Bilder, geschaffen für die Leinwand. Das Drehbuch bleibt aber mein großer Kritikpunkt. Es ist ein Märchen, eine Fabel über das Bezwingen des eigenes Geistes und das Erreichen höchster Ehren auch wenn die Hauptfigur da mehr oder weniger zufällig hineinstolpert.
Vielleicht passt auch einfach die deutsche Synchron Stimme nicht so recht in das Gesamtbild, jedes mal habe ich das Gefühl das Peter Venkman von den "Ghostbusters" einen Schlaganfall hatte, auch wenn ich Hanks Synchron sonst immer ganz passend finde. Das ändert aber natürlich nichts an dem Plot und der schmalzigen "Meine Mum sagt immer, man kann alles erreichen" Message. Emotionen gehören im Kino dazu, ich liebe es sogar, doch so offensichtlich wie hier Mitleid erzeugt wird kann ich dem ganzen auf dieser Ebene nichts abgewinnen. Eine Wertung fällt mir deshalb wirklich schwer.
Fazit: "Forrest Gump" ist Emotionales Kitsch und Klischee Kino wie es nur aus Hollywood kommen kann. Handwerklich ist der Film in Sachen Schnitt, Kamera, Ausstattung und Musik aber sehr gekonnt umgesetzt, für mich aber bei weitem kein Meisterwerk.