Platz 10
„Faults“ (2014) Riley Stearns‘ satirisch angehauchter Kammerspiel-Thriller, der sich 2014 auf dem Fantasy Filmfest als echter Publikumsfavorit erwies, handelt von dem abgehalfterten Sekten-Experten Ansel (Leland Orser), der einem verzweifelten Elternpaar dabei helfen soll, ihre kürzlich in einen Kult eingetretene Tochter Claire (Mary Elizabeth Winstead) zu kidnappen und anschließend in einem Hotelzimmer zu deprogrammieren… Überraschender Twist? Bissige Dialoge? Tonnenweise schwarzer Humor? Alles da! Eine echte Indie-Perle eben.
Platz 9
„Sound Of My Voice“ (2011) In dem Spielfilmdebüt von „The East“-Regisseur Zal Batmanglij plant ein Reporterpärchen eine mysteriöse Gruppe zu infiltrieren, die von der geheimnisvollen Maggie (Brit Marling) angeführt wird. Diese behauptet, aus eine postapokalyptischen Zukunft zu stammen und durch die Zeit gereist zu sein, um die Menschen der Gegenwart auf die anstehenden Schrecken vorzubereiten… Das größte Pfund des Films ist eindeutig Hauptdarstellerin Brit Marling, die als Maggie ein solches Charisma ausstrahlt, dass sie nicht nur den zunächst superskeptischen Journalisten Peter (Christopher Denham), sondern auch das Publikum auf ihre Seite zieht. Zudem wirft der Mix aus Sci-Fi-Thriller und Lynch‘eskem Mindfuck so viele nicht eindeutig zu beantwortende Fragen auf, dass man nach dem Schauen der Sundance-Entdeckung gut und gerne mehrere Stunden mit einer spannenden Sekten-Diskussion verbringen kann. Einziger kleiner Haken: Weil „Sound Of My Voice“ ursprünglich als Trilogie geplant war, werden einige Themen im „ersten“ Teil nur oberflächlich angeschnitten. An Faszination büßt der Film aber deshalb trotzdem kaum etwas ein.
Platz 8
„Kill List“ (2011) Ben Wheatley ist hier einer der brutalsten Hiebe in die Magengrube des Zuschauers der vergangenen zehn Jahre gelungen – und dazu hat der „Sightseers“-Regisseur auch noch einen überraschenden Sekten-Schlusstwist zu bieten (den wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten), der abgründiger kaum sein könnte. Dabei deutet in der Story lange Zeit überhaupt nichts auf eine mögliche okkulte Wendung hin: Als seine letzten finanziellen Reserven aufgebraucht sind, nimmt Ex-Soldaten Jay (Neil Maskell) ein lukratives Job-Angebot von seinem Freund Gal (Michael Smiley) an. Die Sache hat nur einen Haken, denn Jay und Gal sollen für einen mysteriösen Klienten drei Auftragsmorde begehen. Und schon bald wird klar, dass es sich hier um keine gewöhnliche Todesliste handelt...
Platz 7
„Die Teufel“ (1971) Ken Russells Adaption von Aldous Huxleys Roman „Die Teufel von Loudun“ ist genauso irre wie seine Protagonistin: Als die sexbesessene Klostervorsteherin Jeanne (Vanessa Redgrave) im Frankreich des 17. Jahrhunderts feststellen muss, dass der Priester, mit dem sie eine Affäre hat, bereits einmal verheiratet war, schnappt sie völlig über und bezichtigt ihn, ein Zauberer zu sein und dafür gesorgt zu haben, dass sie und die anderen Nonnen nun von Teufeln besessen sind… Jahrelang war der vor allem wegen seiner Religionskritik kontrovers diskutierte Film nur geschnitten erhältlich, aber inzwischen gibt es auch eine restaurierte ungeschnittene Fassung. Ein Must-See für jeden Freund des Makabren, Abseitigen und Verstörenden!
Platz 6
„The Sacrament“ (2013) „The House Of The Devil“-Regisseur Ti West nimmt in seinem im Look einer VICE-Reportage aufgemachten Found-Footage-Sekten-Schocker offensichtlich Bezug auf das Jonestown Massaker, bei dem der Sektenführer Jim Jones 1978 seine mehr als 900 Anhänger dazu brachte, sich selbst das Leben zu nehmen. In „The Sacrament“ verkörpert Gene Jones den von allen nur „Vater“ genannten Führer, dessen Reden so einnehmend sind, dass er zwischenzeitlich selbst das Publikum auf seine Seite zu ziehen droht, selbst wenn das natürlich schon lange ahnt, wo der Hase langläuft. Und das große Finale ist dann in seiner chaotischen Konsequenz tatsächlich angemessen schwer erträglich.
Platz 5
„The Master“ (2012) Immer wieder wurde der Film von „There Will Be Blood“-Regisseur Paul Thomas Anderson im Vorfeld als Scientology-Drama angekündigt. Aber die fiktive Story ist keineswegs eine Abrechnung mit der berüchtigten Organisation, auch wenn die Figur des Lancaster Dott (Philip Seymour Hoffman) lose an die Biografie von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard angelehnt ist. Es geht dem Regisseur auch gar nicht darum, Sekten und sektenähnliche Gemeinschaften plakativ zu ächten oder skandalöse Geheimnisse ans Tageslicht zu zerren. Stattdessen ist der exquisit ausgestattete und von Johnny Greenwoods fiebriger Musik angetriebene „The Master“ vielmehr das skizzenhafte Porträt dreier auf unterschiedliche Art komplizierter Menschen und einer Zeit (nach dem Zweiten Weltkrieg), die in besonderem Maße von der Suche nach Orientierung geprägt war – und genau so eine Orientierung bieten eben auch Sekten. Sinnstiftung und Scharlatanerie erscheinen hier als zwei Seiten derselben Medaille – das ist die passend ambivalente Essenz eines absolut faszinierenden Films.
Platz 4
„Martha Marcy May Marlene“ (2011) Nachdem sie zwei Jahre im Schoß einer Hippie-Enklave unter der Führung des charismatischen Patrick (John Hawkes) verbracht hat, flieht die junge Martha (Elizabeth Olsen) zu ihrer Schwester Lucy (Sarah Paulson). Warum die Flucht nötig wurde, bleibt unausgesprochen, stattdessen stellt Martha die bürgerlichen Lebensideale von Lucys Ehemann Ted (Hugh Dancy) so offensiv in Frage, dass dem eigentlich hilfsbereiten Kerl bald der Kragen zu platzen droht. Aber dann entdeckt Martha einen ihr bekannten schwarzen Van in der Auffahrt – und sofort schlägt ihre Apathie in nackte Panik um… Das Spielfilmdebüt von Sean Durkin ist unfassbar spannend, thematisch reich und fantastisch gespielt – für Freunde anspruchsvoller Psychothriller führt an „Martha Marcy May Marlene" einfach kein Weg vorbei! Zudem hat der Festivalhit seiner überragenden Hauptdarstellerin Elizabeth Olsen („Godzilla“, „Avengers 2: Age Of Ultron“) zum Hollywood-Durchbruch verholfen.
Platz 3
„Martyrs“ (2008) Zu viel über den Märtyrer-Kult in Pascal Laugiers Skandalfilm zu verraten, wäre ein unverzeihlicher Spoiler. Deshalb an dieser Stelle nur allgemein zum Film: „Martyrs“ hat - wie schon damals in unserer Kritik angekündigt - tatsächlich erbitterte Diskussionen ausgelöst. Darüber, was man in einem Film zeigen kann, zeigen muss und ob man einen derart mitleidlosen, fast schon asozialen Film überhaupt zeigen darf. „Martyrs“ hat nichts mit dem üblichen 08/15-Splatter zu tun, der uns permanent als neue Stufe des Horrors verkauft wird und mittlerweile nur noch ermüdet. Das hier ist die wirkliche Evolution des Terrors. Dieser Film erreichte zwar nur einen Bruchteil der Zuschauer der Hollyoowd-Horror-Dutzendware und war doch einer der wichtigsten und besten Filme des Jahres. Ganz große Filmkunst, die weh tut, aber an der man nicht vorbeikommt. Ansehen auf eigene Gefahr – das ist hier ausnahmsweise kein Werbespruch, sondern eine ernst gemeinte Warnung vor einer filmischen Schocktherapie.
Platz 3
„Martyrs“ (2008) Zu viel über den Märtyrer-Kult in Pascal Laugiers Skandalfilm zu verraten, wäre ein unverzeihlicher Spoiler. Deshalb an dieser Stelle nur allgemein zum Film: „Martyrs“ hat - wie schon damals in unserer Kritik angekündigt - tatsächlich erbitterte Diskussionen ausgelöst. Darüber, was man in einem Film zeigen kann, zeigen muss und ob man einen derart mitleidlosen, fast schon asozialen Film überhaupt zeigen darf. „Martyrs“ hat nichts mit dem üblichen 08/15-Splatter zu tun, der uns permanent als neue Stufe des Horrors verkauft wird und mittlerweile nur noch ermüdet. Das hier ist die wirkliche Evolution des Terrors. Dieser Film erreichte zwar nur einen Bruchteil der Zuschauer der Hollyoowd-Horror-Dutzendware und war doch einer der wichtigsten und besten Filme des Jahres. Ganz große Filmkunst, die weh tut, aber an der man nicht vorbeikommt. Ansehen auf eigene Gefahr – das ist hier ausnahmsweise kein Werbespruch, sondern eine ernst gemeinte Warnung vor einer filmischen Schocktherapie.
Platz 2
„The Wicker Man“ (1973) Der Kultfilm unter den „Kult“-Filmen! Auch wenn „The Wicker Man“ bei seinem Kinostart nur moderat erfolgreich war, wird er inzwischen zu Recht als „der ‚Citizen Cane‘ unter den Horror-Filmen“ und generell als einer der besten Filme des Jahres 1973 gefeiert. Der extrem schwarzhumorige, bisweilen surreale und wunderbar elegant inszenierte Klassiker von Regisseur Robin Hardy handelt von dem englischen Polizisten Howie (Edward Woodward), einem überzeugten Christen, der auf einer kleinen schottischen Insel das Verschwinden eines Mädchens aufklären soll. Aber als er dort ankommt, will niemand mehr etwas von der Existenz des Kindes wissen, stattdessen stößt Howie auf einen heidnischen Kult, der von Lord Summerisle (Christopher Lee) angeführt wird und ständig Volkslieder über Sex und Fruchtbarkeit singt. Völlig bizarr und trotzdem - oder gerade deshalb - absolut genial!
Platz 1
„Suspiria“ (1977) Dieses ebenso wunderschön inszenierte wie bizarr grausame Kino-Kunstwerk von „Rosso – Farbe des Todes“-Regisseur Dario Argento steht bei uns auf Platz 8 der besten Horrorfilme und auf Platz 75 der besten Filme aller Zeiten! Als die junge Amerikanerin Suzanne Banyon (Jessica Harper) nach Freiburg kommt, um dort in einem Internat Ballettunterricht zu nehmen, beobachtet sie schon bei ihrer Ankunft, wie eine Frau in panischer Angst schreiend aus der Schule flieht. Die merkwürdigen Vorkommnisse werden immer unheimlicher, bis Suzanne schließlich erkennen muss, dass sie hier mitten in einen teuflischen Hexenkult hineingeraten ist… „Suspiria“ ist eines der ganz großen, absolut stilbildenden Meisterwerke des Horrorkinos, an das die beiden ebenfalls von Argento inszenierten Fortsetzungen „Inferno“ und „The Mother Of Tears“ nicht einmal ansatzweise heranreichen können.