Im Januar dieses Jahres war ich in Downtown Los Angeles, um mich am Set von Andrew Niccols "In Time - Deine Zeit läuft ab" umzusehen und mit den Beteiligten über ihren Science-Fiction-Thriller zu sprechen. Neben dem Bericht vom Set haben wir auch noch ausführliche Interviews mit Regisseur Andrew Niccol und Produzent Eric Newman sowie mit den Hauptdarstellern Justin Timberlake und Amanda Seyfried für euch.
Von Christoph Petersen
Wie auf den vorigen Seiten bereits erwähnt, handelt „In Time - Deine Zeit läuft ab“ von einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, in der Lebenszeit das Geld als Währung abgelöst hat. Diese lässt sich am Handgelenk oder in speziellen Zeitkapseln aufbewahren. Justin Timberlake spielt den einfachen Arbeiter Will, der von einem reichen Selbstmörder riesige Mengen Zeit geschenkt bekommt. Allerdings will ihm die Polizei den Tod des Mannes als Mord anhängen. Will flieht und nimmt Sylvia, eine von Amanda Seyfried verkörperte Tochter aus reichem Hause, als seine Geisel. Die beiden kommen sich näher und beginnen damit, die Banken von Sylvias Vater auszurauben. Bei meinem Besuch am Set haben sich die beiden Zeit für ein etwa halbstündiges Interview genommen, bevor sie dann in der Szene des Tages mit einem Truck durch eine Hausfront krachen und einen Tresor ausräumen mussten...
FILMSTARTS: Was genau hat euch für den Film begeistert?
Amanda Seyfried: Das Konzept ist einfach mal was anderes.
Justin Timberlake: Ich habe mich dreimal mit Regisseur Andrew Niccol getroffen, bevor ich zugesagt habe. Das Konzept ist sehr spannend, aber in unseren Gesprächen ging es darum, wie wir dazu auch noch interessante Figuren herausarbeiten können. Am Ende habe ich zugestimmt, weil ich mir nach dem Lesen des Drehbuchs so viele Fragen über mein eigenes Leben gestellt habe. Das ist eine interessante Übung und ich hoffe, dass das Publikum eine ähnliche Erfahrung machen wird.
FILMSTARTS: Justin, fühlst du einen großen Druck, weil du den Film als Hauptdarsteller tragen musst?
Justin Timberlake: Ich sehe das nicht wirklich so. Unsere beiden Geschichten sind sehr interessant. Natürlich fängt der Film mit Wills Story an, aber wenn Amandas Figur Sylvia dann auftaucht, tragen wir die zweite Hälfte des Films eigentlich gemeinsam.
Ständig auf der Flucht: Justin Timberlake als Will und Amanda Seyfried als Sylvia.
FILMSTARTS: Amanda, du spielst ein Mädchen aus reichem Hause – aber wie endet Sylvia dann bei einem Ghetto-Rebell wie Will?
Amanda Seyfried: Sylvia lebt ein langweiliges Leben und versucht einfach nur, nicht zu sterben. Jeder Reiche hat einen Bodyguard - es ist eine sehr behütete Existenz, alle essen nur Eiweiß, um möglichst nicht krank zu werden. Aber Sylvia will unbedingt Abenteuer erleben. Sie ist jung und hat niemanden, mit dem sie ihre Gefühle teilen kann, weil ihr Vater ein solcher Kontrollfreak ist und niemanden an sie ranlässt. Und dann kommt da dieser Typ, der nach Ärger riecht, aber im guten Sinne. Er nimmt sie als Geisel und natürlich hat sie zunächst Angst, aber nach einiger Zeit ist sie ganz beschwingt von der Gefahr, den neuen Erfahrungen, aber auch all den Möglichkeiten, die sich plötzlich für sie auftun.
Justin Timberlake: Zunächst sehen sich die beiden nur von den entgegengesetzten Seiten eines Zauns, denn in der Welt des Films gibt es zwei komplett voneinander abgeschottete soziale Klassen. Wenn Will sie dann kidnappt und die beiden gemeinsam vor dem Gesetz flüchten, erkennen sie, dass sie mehr gemeinsam haben als sie je für möglich gehalten haben…
Amanda Seyfried: …und dann haben sie Sex miteinander.
FILMSTARTS: In der Welt von „In Time“ sieht jeder aus, als sei er 25 Jahre alt - wie schwer fiel es euch, sich beim Dreh daran zu gewöhnen, dass die Schauspieler, die eure Eltern spielen, genauso alt sind wie ihr?
Justin Timberlake: In der ersten Woche war das schon ziemlich verrückt, denn Olivia Wilde, die meine Mutter spielt, ist im wahren Leben sogar drei Jahre jünger als ich. Es war eine echte Herausforderung und wir mussten viel proben. Der Film beginnt damit, wie ich aufwache und in die Küche gehe. Dort steht dann Olivia und wir sind die ersten beiden Schauspieler, die das Publikum zu sehen bekommt. Da denkt man natürlich, dass wir zusammen sind. Aber dann sage ich: „Guten Morgen, Mama.“ Das wird für viele im Publikum sicherlich ein Schock.
Amanda Seyfried: Sie verhalten sich dann auch nicht so, als ob sie gleich alt wären, das ist ziemlich irre. Ein wenig beneide ich die Schauspieler, die die älteren Charaktere spielen durften. Denn ich suche in meiner Karriere immer nach Rollen, die möglichst weit von mir persönlich entfernt sind – und es wäre schon eine spannende Herausforderung, sich in jemanden hineinzuversetzen, der schon 80 Jahre alt ist. Da muss man die Nuancen eines Menschen studieren, der schon 60 Jahre länger gelebt hat als man selbst.
Justin Timberlake: Ich denke, dass Matthew Bomer die schwierigste Rolle im Film hat.
Amanda Seyfried: Ja, er ist im Film 115 oder 116 Jahre alt. Ich weiß gar nicht, wie man recherchieren sollte, was so jemand überhaupt fühlt. Ab einem bestimmten Punkt muss man sich wohl einfach fragen, welche Eigenschaften man selbst gerne entwickeln würde, wenn man solange leben würde – ich denke da an eine bestimmte Art der Anmut und Geduld.
Nur Franka Potente in "Lola rennt" und Tom Hanks in "Forrest Gump" sind mehr gerannt...
FILMSTARTS: Könnt ihr uns verraten, wie hoch der Action-Anteil im Film sein wird?
Justin Timberlake: Wir haben neulich mal darüber nachgedacht, ob es außer „Lola rennt“ und „Forrest Gump“ überhaupt noch einen Film gibt, in dem mehr gerannt wird. Rennen ist ein wichtiger Teil des Films, denn da, wo mein Charakter herkommt, hat niemand die Zeit, sich in normaler Geschwindigkeit fortzubewegen. Wir haben die Eröffnungssequenz kurz vor Weihnachten gedreht und es war ziemlich surreal. Denn ich komme aus dieser Tür und alle Statisten auf der Straße gehen in einem Tempo, das selbst die Schrittgeschwindigkeit der New Yorker als lahm erscheinen lässt. Trotzdem ist „In Time“ für mich eher ein Thriller als ein Actionfilm, denn das Rennen ist wie ein eigener wichtiger Charakter im Film, denn es steht für die Zeit, die einem zum Leben fehlt.
FILMSTARTS: Der Film scheint sehr subversiv in Bezug auf soziale Unterschiede zu sein – war das auch einer der Gründe, warum ihr euch für das Projekt entschieden habt?
Justin Timberlake: Als ich das Skript zum ersten Mal gelesen habe, meinte ich zu einem Freund, dass ich den Film wohl machen werde, weil er eine spannende, subversive Story hat, die auf eine Art auch unsere heutige gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation widerspiegelt. Trotzdem möchte ich nicht, dass jetzt jemand glaubt, wir würden ihnen mit diesem Film etwas predigen wollen. Eine andere Sache, die mich an dem Film sehr fasziniert hat, war, dass er sich von Moment zu Moment zu Moment entwickelt – ganz so, als würde der eigentliche Film lange Zeit gar nicht anfangen. Das finde ich sehr passend, denn schließlich handelt der Film ja davon, wie die Zeit unausweichlich verrinnt und entgleitet.
"In Time - Deine Zeit läuft ab" startet am 1. Dezember 2011 in den deutschen Kinos.
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Thomas Knobloch
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KevinB
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JackValentine
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protagonist
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Angelina777
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- Hagen
- Der Spitzname
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