FILMSTARTS am Set des Sci-Fi-Thrillers "In Time - Deine Zeit läuft ab"
von Christoph Petersen ▪ Freitag, 14. Oktober 2011 - 11:00

Im Januar dieses Jahres war ich in Downtown Los Angeles, um mich am Set von Andrew Niccols "In Time - Deine Zeit läuft ab" umzusehen und mit den Beteiligten über ihren Science-Fiction-Thriller zu sprechen. Neben dem Bericht vom Set haben wir auch noch ausführliche Interviews mit Regisseur Andrew Niccol und Produzent Eric Newman sowie mit den Hauptdarstellern Justin Timberlake und Amanda Seyfried für euch.

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Von Christoph Petersen

 

Bei meinem Besuch am Set von „In Time - Deine Zeit läuft ab“ ergab sich für mich auch die Gelegenheit, ausführlich mit Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol („Gattaca“, „Lord of War“) sowie Produzent Eric Newman („Dawn of the Dead“, „Children of Men“) über den Film zu sprechen. Dabei ging es neben der Story (die ihr hier nachlesen könnt) und der Besetzung von Justin Timberlake auch um die spannende Frage, wie wohl das Konzept „Gefängnis“ in einer Zukunft funktioniert, in der Lebenszeit als Währung fungiert und die meisten Menschen nicht einmal 24 Stunden davon auf der hohen Kante haben. Aber am besten lest ihr einfach selbst:

 

FILMSTARTS: Wo wird die Zeit aufbewahrt? Und wie funktioniert der Transfer der Zeit?

 

Eric Newman: Es gibt zunächst einen LED-Counter am Handgelenk. Und dann gibt es noch Kapseln, in denen man überschüssige Zeit aufbewahren kann.

 

Andrew Niccol: Die gespeicherte Zeit ist die natürliche Elektrizität, die in jedem Körper und in jeder Zelle steckt. Wenn man sich den Counter vom Arm reißt, würde man zwar nicht sterben, aber man müsste andauernd Zeit nachfüllen, weil man sich nie sicher sein kann, wie viel einem bleibt. Das ist wie bei meinem Auto. Ich muss andauernd Benzin nachfüllen, weil die Tankanzeige nicht mehr richtig funktioniert.

 

FILMSTARTS: Wird die Zeit irgendwo hergestellt oder wo kommt die her?

 

Eric Newman: Darüber hatten wir einige philosophische Debatten. Ich denke aber, dass es ein endliches Vorkommen von Zeit gibt. Sie kann zwar gespeichert werden, aber am Ende ist es ein Nullsummenspiel. Wenn die Zeit gerecht verteilt wäre, würde jeder Mensch etwa 85 Jahre alt werden – aber das ist sie nicht.

 

FILMSTARTS: Gibt es ein Limit, wie viel Zeit ein einzelner Mensch besitzen kann? Kann man auch Millionen von Jahren haben, wenn man reich ist?

 

Eric Newman: Es gibt kein Limit. Es gibt aber ein Limit, wie viel man mit sich tragen kann, deshalb gibt es ja die Zeitkapseln. An seinem Handgelenk kann man maximal 9.999 Jahre speichern, aber in den Kapseln lässt sich unendlich viel Zeit einlagern.

 

Produzent Eric Newman (ganz rechts) mit Justin Timberlake (ganz links) am Set von "In Time".

 

FILMSTARTS: Kann man trotzdem auf normalem Wege sterben, zum Beispiel an einem Herzinfarkt?

 

Eric Newman: Ja. Auch durch Gewalt. Desto mehr Zeit man hat, desto vorsichtiger wird man. Es gibt da diese tolle Dialogzeile: „Die Armen sterben und die Reichen leben nie wirklich.“ Die bringt das Thema des Films auf den Punkt. Im Ghetto sind alle lebhaft und nutzen ihre knappe Zeit so gut es geht aus. Im Nobelviertel New Greenwich ist die Geschwindigkeit hingegen eine ganz andere. Alle setzen auf Sicherheit, deshalb geschieht alles ganz langsam und die Menschen sind einsam.

 

FILMSTARTS: Wie funktionieren Gefängnisse in dieser Welt?

 

Eric Newman: Ich bin froh, dass du das fragst. Wie Andrew immer sagt, sie brummen dir keine Zeit auf, sie nehmen dir Zeit weg. Der Vater von Justin Timberlakes Charakter Will ist in Polizeigewahrsam gestorben, und genau daran muss Will dann auch denken, als er selbst festgenommen wird. Viele Menschen in dieser Gesellschaft haben die Erfahrung gemacht, dass wenn jemand in einen Polizeiwagen steigt, dann bedeutet das für diesen jemand den sicheren Tod. Die Gefängnisse sind nicht voll von Menschen, die ihre Zeit absitzen, stattdessen wurde ihnen die Zeit einfach abgenommen – und das bedeutet zumindest für die nicht reichen Menschen den sicheren Tod.

 

 

Regisseur Andrew Niccol mit einem verbeulten Oldtimer am Set von "In Time".

 

FILMSTARTS: Andrew, was hat dich am meisten an der Idee des Films gereizt?

 

Andrew Niccol: Für mich ist der ganze Film die buchstäbliche Demonstration des Ausdrucks „im Augenblick leben“. Das gefällt mir, diese Geschichte kann ich erzählen.

 

FILMSTARTS: In „Die Truman Show“, in „Gattaca“ und nun auch in „In Time“ hast du Welten entworfen, die nicht wirklich Science-Fiction-Welten sind, sondern immer nur einen Schritt von unserer Realität und Gegenwart entfernt liegen. Ist dieses Vorausahnen der nahen Zukunft ein besonders geeigneter Weg, um auch über heutige Probleme nachzudenken?

 

Andrew Niccol: Ja, auf jeden Fall. Wenn man die Gegenwart verlässt, ist es einfacher, schwierige Dinge anzusprechen, denn die Leute denken sich: „Oh, das betrifft mich ja gar nicht.“ Aber das tut es sehr wohl, es ist nur verschleiert.

 

FILMSTARTS: Das Konzept des Films ist sehr faszinierend. Wie bist du darauf gekommen?

 

Andrew Niccol: Die Idee ist aus meinem Film „Gattaca“ heraus entstanden. Damals habe ich gedacht: „Der heilige Gral der genetischen Forschung wäre es, das Alterungsgen zu finden und es auszuschalten.“ Aber die Implikationen dieser Idee sind so gewaltig, dass ich schnell entschieden habe, dass das ein anderer Film wäre. Nun ist es ein ganz anderer Film geworden, indem es um noch viel mehr geht als darum, dass die Menschen nicht mehr altern.

 

FILMSTARTS: Andrew, kannst du uns etwas über die Besetzung von Justin Timberlake erzählen?

 

Andrew Niccol: Als ich mich für Justin entschieden habe, gab es schon ein paar Leute, die mich gewarnt haben, dass da zu viel Celebrity-Ballast dranhängen könnte. Aber wenn man jemanden wie ihn in die Zukunft verfrachtet, bleibt ein großer Teil dieses Ballasts einfach zurück. Es gibt ihm die Möglichkeit, anders als bei einer zeitgenössischen Geschichte, in einer vollkommen neuen Welt aufzugehen. Außerdem ist er natürlich ein unheimlich talentierter Schauspieler.

 

FILMSTARTS: Ist „In Time“ eigentlich ein zeitloses Märchen oder richtet sich der Film schon bewusst an Menschen, die jetzt gerade in unserer heutigen Zeit leben?

 

Andrew Niccol: Wir wollen Menschen dazu anregen, im Hier und Jetzt zu leben. Für mich ist das ein zeitloser Rat, der immer seine Richtigkeit hat.

 

"In Time - Deine Zeit läuft ab" startet am 1. Dezember 2011 in den deutschen Kinos.

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Kommentare

  • Thomas Knobloch

    kinobesuch ist pflicht für mich und dank dieses berichtes, halt ich es kaum noch aus:)

  • KevinB

    okay bisher war ich vom trailer begeistert hatte mich aber hatte weiter nichts über den film gelesen. nun bin ich total angefixt und kan den kinostart nicht mehr abwarten

  • JackValentine

    Ich hoffe bloß, dass es Andrew Niccol hinkriegt, zwischen all den Bankraub-Actiongewittern nicht die Story aus den Augen zu verlieren. Aber ich glaube dafür wäre er eh nicht der Typ.

  • protagonist

    schließe mich meinen vorrednern an, den muss ich mir auf jeden fall ansehen, den trailer finde ich auch schon sehr gut!

  • Angelina777

    Geheimtipp :-)

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