KRITIK STAFFEL 1-3: Um verschiedene Grundzutaten kommt auch Inspector Banks nicht herum: knurriges Wesen, gescheiterte Ehe, ein strenger Chef, bissige Kollegen, entfremdete Kinder und abgründige Verbrechen gibt es auch anderswo. Den Unterschied macht aber der voll entwickelte Charakter, den Stephen Tompkinson hier mit viel Einsatz zum besten gibt. Banks ist eben nicht die hunderttausendste seelisch verbitterte und schlecht rasierte Wallander-Kopie, die in Allwetterjacke oder Trenchcoat abgelegene Tatorte erkundet und daran innerlich zerbricht. Gefühle darf DCI Alan Banks durchaus zeigen, aber sein kantiger Stil und der stets korrekt sitzende Anzug machen den Unterschied.
In der ersten Staffel sind es vor allem die mal unterhaltsamen und mal zynischen Wortgefechte, die sich Banks und Annie liefern, die die Charaktere so richtig sympathisch machen. Schon in der ersten Folge zeigt Banks, dass auch er ein Gefühlsleben und eine Vergangenheit hat. Begangenes Unrecht würde er am liebsten rückgängig machen oder wenigstens verstehen. Darüber hinaus ist er immer wieder regelrecht besessen von seinen Fällen, scheint gelegentlich sogar potentiellen Verdächtigen an die Gurgel gehen zu wollen und sieht seine Opfer im Traum vor sich. Gut, dass Annie immer wieder zu Stelle ist, um ihn auf den Teppich zurückzuholen, auch im sehenswerten Finale steht sie ihm zur Seite.
In der zweiten Staffel kommt es, wie es kommen muss: es wird persönlich. Einzelne Polizisten des Teams sind selbst oder über Familienmitglieder mehr oder weniger direkt in diverse Fälle verwickelt, was den Zusammenhalt natürlich auf die Probe stellt. Annie bekommt ein Kind und wird während des Mutterschutzes von DI Helen Morten (Caroline Catz) ersetzt, die ihre ganz eigenen Ansichten hinsichtlich korrekter Polizeiarbeit mitbringt. Ihre übermäßig selbstsichere Art sorgt für Unmut im Team und Lacher beim Publikum, die Fälle sind wieder einmal angemessen düster, was aber durch dezenten Humor aufgewogen wird.
Die dritte Staffel bietet die bisher spannendste Figurenkonstellation. Annie und Helen verstehen sich nur bedingt, vor allem da Banks und Annie mittlerweile mehr als nur Kollegen sind. Am Ende muss sich Banks selbst mit einem sehr persönlichen Fall auseinandersetzen, bei dem nicht nur seine gesamte Laufbahn auf dem Spiel steht. Man erfährt schließlich, dass er bewusst keine Waffe trägt, um sie niemals benutzen zu müssen. Ein angenehmer Unterschied zu manchen amerikanisierten Drehbüchern, in denen Gewalt als letztes Mittel dann doch immer eine Möglichkeit ist. Auch wenn er manchen mit seinem Blick an die Wand nageln könnte, Banks wurde durch seinen Job nicht zum gefühlskalten Brutalo sondern hat sich seine menschliche Seite trotz mancher Schwächen bewahrt.
Obwohl die drei Staffeln ihre eigenen Motive immer wieder variieren und keine Neuerfindung des Genres sind, machen sie manches besser als andere Depri-Krimis, in denen lediglich das Seelenleben des Mörders noch halbwegs spektakulär ist. Banks hat Stil und verrät (fast) nie seine eigenen Ideale. Damit ist er noch lange kein neuer Luther oder Sherlock, kann sich aber im Seriendschungel durchaus behaupten.