Eine TV-Serie als Ganzes zu rezensieren ist immer ein schwieriges Unterfangen, da sich die Qualität der Drehbücher und der Inszenierung der Episoden im Laufe der Staffeln oftmals sehr voneinander unterscheiden. Gibt es Serien, die eine Handlung langsam aufbauen und im Laufe der Zeit immer besser werden, so gibt es wiederum auch Andere, die ihr Pulver nach zwei bis drei Staffeln verschossen haben und dann meist nur noch aus kommerziellen Gründen weitergesponnen werden. Aber Dexter letzteres zu unterstellen, wäre wahrscheinlich ein zu hartes Urteil.
Zum Inhalt: Dexter Morgan ( Michael C. Hall ) arbeitet bei der Miami Metro Police als Forensiker für Blutspurenanalyse und führt gleichzeitig ein geheimes Doppelleben als Serienkiller, in dem er nach einem strengen Kodex Leute umbringt, die durch Zufall oder Glück der Justiz entgehen konnten, aber anhand der Sachlage eindeutig als schuldig zu bezeichnen sind und seiner Meinung nach den Tod verdienen. Durch seinen Job und den Anweisungen seines bereits verstorbenen Pflegevaters, einem ehemaligen Polizisten, der ihm den Kodex lehrte, hat er natürlich beste Voraussetzungen nicht selber ins Visier der Polizei zu geraten. Seine Schwester Debra ( Jennifer Carpenter ) die ebenfalls Polizistin ist, ist der einzige Mensch zu dem Dexter so etwas wie Zuneigung empfindet. Alles andere in Dexters Leben dient nur zur Aufrechterhaltung seines Doppellebens. Zu diesem Schein gehört auch die Beziehung zu Rita ( Julie Benz ) und seine nach außen unbekümmerte Art gegenüber den Kollegen. Der sympathische Serienkiller von nebenan eben.
Wie man natürlich erahnen kann, bleibt dieses Konstrukt im Laufe der Serie nicht ohne weiteres bestehen und es tauchen im Laufe der Staffeln immer wieder Gegenspieler auf, die ihm das Leben schwer machen, seien es Kollegen oder andere Mörder, die seinen Weg kreuzen. Aber da diese Rezension völlig spoilerfrei bleiben soll, werde ich nicht weiter darauf eingehen.
Einen Mörder sympathisch wirken zu lassen, ist natürlich die größte Aufgabe bei solch einer Serie. Schließlich braucht man für einen spannenden Plot eine Identifikationsfigur mit der man leiden und sich freuen kann. Diese Kunststück gelingt den Autoren wirklich hervorragend. Nicht zuletzt auch dank der guten Leistung von Hauptdarsteller Michael C. Hall, der durch seine aalglatte Ausstrahlung fast schon harmlos daherkommt. Dazu kommen die immer wieder passend eingestreuten Monologe aus dem Off, die die inneren Konflikte und Gedankenwelten eines scheinbar gefühllosen Killers für den Zuschauer nachvollziehbar machen. Hier offenbart sich das große Potential der Serie, die auf den Romanvorlagen von Jeff Lindsay basieren. Es ist spannend mitanzusehen, wie sich die Figur mit all ihren Selbstzweifeln immer weiterentwickelt und durch zunehmenden Druck von Außen immer mehr in die Enge getrieben wird. Dies gelingt wunderbar bis zum Ende der großartigen vierten Staffel. Danach zeichnet sich ein wiederholendes Muster ab und wie eingangs bereits erwähnt verliert die Serie ab da etwas an Qualität. Es liegt nicht daran, dass sich etwas grundlegendes am Konzept der Drehbücher ändern würde, aber der Bogen wird überspannt und irgendwann glaubt man einfach nicht mehr an die Logik der handelnden Figuren bzw. es drängt sich die Frage auf, wie naiv muss das Umfeld von Dexter sein um die untrüglichen Zeichen nicht mehr zu erkennen. Überhaupt wirken die Nebenfiguren bei der Miami Metro Police manchmal stark überzeichnet und nicht immer glaubhaft und die Beziehungsgeschichten dienen wohl nur dazu den Stoff etwas in die Länge zu ziehen. Einzig Dexters Gegenspieler versprühen noch so etwas wie Angst ( Allem voran John Lithgow als Trinity-Killer ). Der Tiefpunkt wird leider in der letzten Staffel erreicht, in der dann in Sachen Dramaturgie fast nichts mehr zusammenpasst.
Künstlerisch betrachtet wird die Idee vom düsteren Doppelleben dadurch unterstrichen, dass das bunte und oberflächliche Treiben im sonnigen Miami immer wieder der nächtlichen Mordlust entgegengesetzt wird. Auch das Thema Blut und seine Faszination zieht sich immer wieder wie ein „roter Faden“ durch die Episoden. Die Inszenierung ist packend umgesetzt und auch der düstere Soundtrack von Daniel Licht fügt sich gut ein.
Fazit: Eine teilweise sehr spannende, durchweg unterhaltsame Krimiserie mit einer guten Prise schwarzen Humors, die ihr großes Potential nur in den ersten vier Staffeln voll ausschöpft und danach, durch sich wiederholende Muster, den Bogen leider etwas überspannt.