In seiner über zwei Jahrzehnte währenden Karriere als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent hat es der australische Filmemacher Alex Proyas lediglich auf sechs Kinoproduktionen gebracht. Doch diese hatten es wirklich in sich. Angefangen mit seinem ersten internationalen Erfolg, der kultigen Comic-Adaption „The Crow - Die Krähe“, über die spektakulären Science-Fiction-Thriller „Dark City“ und „I, Robot“, bis hin zum Weltuntergangsszenario „Knowing – Die Zukunft endet jetzt“ hat sich das 1,75 Meter große Multitalent eine ganz individuelle, mitunter höchst kafkaeske Sci-Fi-Noir-Ästhetik erarbeitet, die an die besten Arbeiten eines Ridley Scott oder Stanley Kubrick erinnert. Zu den Markenzeichen des fotografisch talentierten Werbefilmers gehören die düsteren, postmodernen Straßenschluchten der Zukunft, traumatisierte Antihelden in langen Regenmänteln und eine visuelle atemberaubende Verflechtung von Mythen und Ikonographien der westlichen Industriekultur.
Ein Grieche, der von Ägypten nach Australien zog, um die Welt zu erobern
Alexander Proyas ist der Sohn einer griechischen Familie, die sich bei seiner Geburt noch in Ägypten aufhielt. Im Alter von drei Jahren siedelte die Familie nach Australien um und fand ein neues Heim in Sydney. Bereits im zarten Alter von zehn Jahren packte Proyas die Lust am Filmemachen und er schrieb und inszenierte Kurzfilme. Die Schulbank der Australian Film Television und Radio School würde er später mit den bald renommierten Regisseurinnen Jane Campion („Das Piano“, 1993) und Jocelyn Moorhouse („Proof“, 1991) drücken. Proyas betätigte sich Anfang der 80er Jahre auch als Kameramann und Co-Autor einiger von Campion inszenierter Kurzfilme. Nach der Regieausbildung fuhr er fort, weitere Kurzfilme, Werbespots und Musikvideos (für Interpreten wie Sting, INXS und Fleetwood Mac) zu drehen. Sein Langfilmdebüt als Autorenfilmer gab der fleißige Proyas 1989 mit dem Endzeitdrama „Spirits of the Air, Gremlins of the Clouds“, der sich mit seinen hochstilisierten Kulissen, Bildern und Tönen von einer postapokalyptischen Welt deutlich vom Einheitbrei des australischen Kinos abhob. Zu der Zeit eher verhalten aufgenommen, gilt der Film heute als einer der wichtigsten des australischen Independent-Kinos.
Von Krähen und Geistern zu Rockern und Robotern
Sein Hollywood-Debüt gab Alex Proyas als Regisseur der katastrophengeplagten Produktion von „The Crow – Die Krähe“, einer Verfilmung des gleichnamigen Comics aus der Feder von James O’Barr, mit Bruce Lees Sohn Brandon Lee in der Hauptrolle eines toten Rockers und wiederauferstandenen Rächers. Als Lee durch eine falsche gebrauchte Waffe am Set starb, wurde der Film mittels komplizierter Tricktechnik doch noch fertiggestellt und erwies sich 1994 als überraschender Kritiker- und Kassenerfolg. Proyas aber suchte die Abgeschiedenheit, lehnte die Regie von weiteren Geisterfilmen wie „Casper“ (1995) ab und kehrte erst 1998 mit dem bizarren Sci-Fi-Kultfilm „Dark City“ in die Kinos zurück. Der eigenwillige Mix aus Horror, Sci-Fi, Mystery, Film Noir, Liebesgeschichte und Thriller mit einigen narrativen Ähnlichkeiten zu dem aufwendigeren, später erschienen Blockbuster „Matrix“ (1999), gilt als sein bester und ambitioniertester Film. Weitere sechs Jahre später, in denen er sich mit der australischen Musikkomödie „Garage Days“ über eine junge, ambitionierte Rockband ein unscheinbares Heimspiel erlaubte, drehte er mit der freien Isaac-Asimov-Adaption „I, Robot“ mit Megastar Will Smith in der Hauptrolle eines technophoben Cops den kommerziell erfolgreichsten Film seiner Karriere. Der mysteriöse Endzeit-Thriller „Know1ng - Die Zukunft endet jetzt“ mit Nicolas Cage und Rose Byrne war fünf Jahre später ein fast ebenso großer Kassen-, wenn auch kein besonderer Kritikererfolg.