Action und ein wilder filmischer Stil prägen das Werk des russischen Regisseurs Timur Bekmambetov, dessen Tätigkeit für die Werbeclipbranche seine Spielfilme sichtbar beeinflusst hat. Am bekanntesten sind Bekmambetovs russische Fantasy-Streifen "Wächter der Nacht" und "Wächter des Tages" sowie das amerikanische Angelina-Jolie-Vehikel "Wanted".
Von Kasachstan nach Usbekistan
Timur Bekmambetovs Kinderstube hatte mit einer künstlerischen Prägung phantastischer Natur nichts zu tun. Als Sohn einer Journalistin und eines leitenden Mitarbeiters des örtlichen Energieversorgungsunternehmens wurde Bekmambetov am 25. Juni 1961 im kasachischen Guryev, dem heutigen Atyrau geboren. Im Alter von 19 Jahren folgte er seinem künstlerischen Antrieb und machte sich auf den Weg nach Tashkent, um in der damaligen Sowjetrepublik Usbekistan am A.N. Ostrovsky Theaterinstitut zu studieren. 1987 verließ er die Ausbildungsstätte mit einem Abschluss in den Bereichen Theater und Film. Mit dieser Qualifikation ausgestattet konnte er am Ilkhom-Theater und in den Usbekfilm-Studios seine gestalterischen Fähigkeiten einsetzen: Dort arbeitete er als Bühnenausstatter und Setdesigner.
Werbespots und Spielfilmdebüt
Erste Erfolge als Regisseur konnte Timur Bekmambetov mit der Inszenierung von Werbeclips feiern. Seine zahlreichen Aufträge in dieser Branche mündeten 1994 schließlich in der Gründung einer eigenen Produktionsfirma für Werbung und Filme, der Bazelevs Group. In seinem im selben Jahr erschienenen Spielfilmdebüt "Peshavar vals" macht sich die Clipästhetik noch nicht so deutlich bemerkbar. Das weniger bekannte Werk geht auf ein reales Ereignis in einem Kriegsgefangenenlager während des sowjetischen Afghanistankrieges in den 1980er Jahren zurück. In der filmischen Umsetzung besuchen ein britischer Journalist und ein französischer Arzt ein Lager mit eingesperrten Russen. Während ihrer Anwesenheit kommt es zu einem Aufstand der Gefangenen, die ein Blutbad unter den afghanischen Militärangehörigen anrichten. Das gewalttätige Werk zeigt mit grausiger Intensität die Entmenschlichung im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen. Bekmambetov wurde dafür beim Internationalen Filmfestival in Karlovy Vary als bester Regisseur ausgezeichnet. 2002 brachte Roger Corman den Film mit englischer Tonspur unter dem Titel "Escape from Afghanistan" für den amerikanischen Heimkinomarkt heraus.
Remake mit eigener Handschrift
Erst sieben Jahre nach seinem Debüt konnte Timur Bekmambetov seinen zweiten Spielfilm realisieren. Bei der Roger-Corman-Produktion "The Arena - Schlacht um Rom" handelt es sich um ein Remake des gleichnamigen Films mit Pam Grier und Margaret Markov aus dem Jahr 1974. Auch Bekmambetovs Version des Gladiator-Spektakels fällt durch eine krude Mischung von Gewalt und nackter Haut auf, seine Hauptdarstellerinnen waren nicht umsonst die beiden vormaligen Playmates Karen McDougal und Lisa Dergan. Davon abgesehen ist bereits hier der typische Hang des Regisseurs zur Stilisierung zu beobachten, etwa wenn bei den Kämpfen in der Arena eine extrem unruhige Kamera, sowie Flashs und Sepiaoptik eingesetzt werden.
Durchbruch mit russischer Fantasy
Während Timur Bekmambetovs mit seinen ersten beiden Filme weitgehend unter dem Radar flog, gelang ihm im Jahr 2004 mit "Wächter der Nacht" ein großer russischer Erfolg, der in den internationalen Durchbruch mündete. In der Verfilmung des von allerlei übernatürlich Begabten bevölkerten Fantasy-Romans von Sergej Lukjanenko gerät das prekäre Gleichgewicht zwischen den Wächtern des Tages und den Wächtern der Nacht aus den Fugen. Daraus resultieren heftige Kämpfe zwischen beiden Seiten. Die nach klarem Gut-Böse-Schema mit nur leichten Zwischentönen gestaltete Handlung setzte Bekmambetov mit rasanten Schnitten, durch extreme Kontraste geprägte Optik und mit krachender Action um. Die exzessive Verwendung der filmischen Kniffe aus dem Schatz der Werbeclipästhetik traf den Nerv des Publikums, das "Wächter der Nacht" zum seinerzeit erfolgreichsten russischen Film machte. In der ebenfalls national wie international erfolgreichen Fortsetzung "Wächter des Tages" erzählte Bekmambetov die angestoßenen Konflikte 2006 mit dem bewährten Stil konsequent weiter, wobei die Actionsequenzen noch einmal ausgefeilter und aufwändiger sind.
Karriere in Hollywood und Russland
Nach dem großen Erfolg mit rasanter Fantasy wendete sich Timur Bekmambetov 2007 zunächst einem völlig anderen Projekt zu. Er drehte mit "The Irony of Fate 2" eine Fortsetzung des russischen Weihnachtskomödienklassikers "die Ironie des Schicksals, oder Genieße Dein Bad!" von 1975, deren Titel wörtlich übersetzt lautet: "Ironie des Schicksals. Fortsetzung", bevor er seinen ersten Hollywoodfilm "Wanted" mit Angelina Jolie und James McAvoy in den Hauptrollen realisierte. Als Mitglied einer Bruderschaft von Auftragskillern müssen sich die beiden eines abtrünnigen Kollegen erwehren, der diesen Bund vernichten will. Bekmambetov zelebriert in seinem mit zynischen Untertönen versehenen Film, der mit seiner Comicvorlage nur noch in Ansätzen etwas gemein hat, die ganze Durchschlagskraft des Actionkinos. Der Filmemacher ist in Hollywood wie in seiner Heimat inzwischen voll etabliert und besitzt auch als Produzent einigen Einfluss. Im Sommer 2012 startet seine nächste Regiearbeit, die Romanverfilmung "Abraham Lincoln: Vampire Hunter", in der der von Benjamin Walker verkörperte 16. US-Präsident im Nebenberuf ein axtwerfender Vampirjäger sein wird, in den amerikanischen Kinos.