Gerade hat Netflix die Top-10-Abrufzahlen für die vergangene Woche veröffentlicht. „Blond“ wurde dabei nach Auskunft des Streamingdiensts insgesamt rund sechs Millionen Stunden geschaut. Das ist in der Liste der englischsprachigen Filme gerade einmal der neunte Platz, bei allen Filmen der 13. Rang. Das ist katastrophal für ein mit viel Aufsehen und Vorabpremiere auf einem der renommiertesten Filmfestivals (in Venedig) gestarteten Prestige-Projekt wie „Blond“.
Denn auch in den Vorwochen gab es schon fürchterliche Zahlen. In der Woche rund um den Start am 28. September 2022 wurde „Blond“ immerhin 37,3 Millionen Stunden abgerufen. Das war schon nur der zweite Platz hinter dem bereits in der zweiten Spielwoche laufenden Actioner „Lou“, konnte man sich aber noch schönreden. Es braucht halt ein wenig Anlaufzeit – aber das Gegenteil war der Fall. In der zweiten Woche brach „Blond“ bereits auf 17,4 Millionen Stunden ein. Der nun weitere Rückgang auf sechs Millionen Stunden in Woche 3 zeigt das auch noch rasant schwindende Interesse.
Darum sind die Zahlen für "Blond" besonders bitter
Dabei ist „Blond“ ein Film, der von der Netflix-Metrik eigentlich profitieren müsste. Gezählt werden seit einiger Zeit schließlich einfach, wie viele Minuten geschaut wurden. Ein langer Film („Blond“ geht rund 2 Stunden und 45 Minuten) hat so einen massiven Vorteil gegenüber einem kürzeren Titel. „Blond“ aber brachte dies keinen Vorteil ein. Nach drei Wochen wurde der Film über das Leben von Hollywood-Ikone Marilyn Monroe also insgesamt gerade mal 60 Millionen Stunden geschaut. Zum Vergleich: Der aktuelle Thriller „Ich. bin. so. glücklich.“ kommt auf diese Zahl fast in seiner zweiten Woche (mit 57 Millionen Stunden) allein.
Bitter ist dies natürlich auch, weil Netflix „Blond“ als Prestigeprojekt sah, das bei den Oscars eine große Rolle spielen soll. Das wird mit diesen Zahlen im Rücken unwahrscheinlicher. Zudem ist „Blond“ auch ein Film, den man unbedingt sehen sollte, wenn man sich für unbequemes Kino interessiert. Und das liegt nicht daran, dass wir sogar 4,5 Sterne geben und Andrew Dominiks Inszenierung ganz herausragend finden. „Blond“ wird einen nicht kaltlassen, er spaltet nicht umsonst, wird von vielen auch richtig gehasst. Da lohnt es sich, eine eigene Meinung zu bilden und das kontroverse Drama nicht einfach zu ignorieren.
Vor allem besteht natürlich die Gefahr, dass Netflix die Mischung aus teilweise harschen Kritiken und Publikumsdesinteresse zum Anlass nimmt, solche unbequemen Filme künftig weniger oder irgendwann gar nicht mehr zu machen. Das wäre fatal.
Blond