Hinweise und Indizien gab es von Anfang an, doch spätestens nach Folge 6 und 7 von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ waren sie nicht mehr zu ignorieren: Halbrand (Charlie Vickers) ist tatsächlich Sauron, der große Bösewicht der Serie, der zu dieser Zeit aber zumindest noch kein dunkler Lord und grausamer Herrscher ist, sondern nach eigener Aussage Mittelerde „heilen“ will.
Der Saubrand-Twist mag für viele Zuschauer*innen keine Überraschung gewesen sein und es wird viele Diskussionen darüber geben, ob die ganze Sache wirklich Sinn ergibt – aber es ist zumindest eine spannende Idee, hier gewissermaßen eine Origin Story von Sauron zu erzählen und dessen Hintergründe und Motivationen zu beleuchten.
„Wir wollten, dass sich Sauron wie eine echte Figur anfühlt“, erklärte so etwa auch „Die Ringe der Macht“-Showrunner Patrick McKay gegenüber dem US-Branchenmagazin The Hollywood Reporter. „Wir wollten die Strömungen in seinem Inneren auf eine Weise studieren, die hoffentlich das Publikum belohnt, während wir ihm dabei zusehen wie er der Dunkle Herrscher wird.“
In gewisser Weise sollte mit Halbrand also wohl die klare Grenze zwischen Gut und Böse verwischt werden, so wie auch schon bei Adar (Joseph Mawle) und seiner väterlichen Fürsorge für die Orks.
„Bei Tolkien ist Sauron ein Betrüger und im Zweiten Zeitalter [der Handlungszeit von ‚Die Ringe der Macht‘] tritt er in ‚schöner Gestalt‘ auf“, erklärt McKays Showrunner Kollege J.D. Payne dazu. „Wie wäre es also, wenn er sich an dich anschleicht, dafür sorgt, dass du mit ihm fühlst, dich auf seine Seite zieht, so dass er dich schon geködert hat, wenn du endlich verstehst, wer er wirklich ist? […] Und wie wäre es wenn das Publikum eine ähnliche Entwicklung durchmacht?“
Das sagt Charlie Vickers zum Sauron-Twist
Und auch die Kommentare von Sauron/Halbrand-Darsteller Charlie Vickers gegenüber dem Hollywood Reporter zeichnen ein Bild von einem Sauron, der zu diesem Zeitpunkt womöglich noch gar nicht so böse ist:
„Ich glaube, er schätzt Schönheit von ganzem Herzen“, so Vickers über Saurons Pläne, Mittelerde zu heilen. „Und ich glaube, sein Ziel war, ein von Valinor [dem unsterblichen Land der Götter und Elben] unabhängiges Paradies zu schaffen, um die Götter zu ärgern, die er so hasst und fürchtet.“
Tolkien habe geschrieben, dass es Sauron darum gehe, Mittelerde von unnötiger Reibung zu befreien, erklärt Vickers weiter. „Und wenn man sich die Lage in der Welt anschaut, die Südlande, die verstreuten Stämme und verfeindeten Fraktionen, alles ist verworren. In Saurons Vorstellung bedeutet Heilen, alles in Mittelerde neu zu organisieren mit ihm als Herrscher. Er will die Schönheit, die Wunder und die Herrlichkeit von Mittelerde entwickeln, aber es muss alles sehr strukturiert und organisiert sein. Nur das kann ihn zufriedenstellen.“
Mehr Sauron in Staffel 2
Klar ist aber auch: Die Entwicklung von Sauron als Figur steht noch ganz am Anfang – und soll in Staffel 2, die aktuell bereits in Arbeit ist, weiter vorangetrieben werden. In der zweiten Season sollen die fehlenden Puzzleteile enthüllt werden, erklärte Payne nämlich gegenüber dem Hollywood Reporter, ähnlich wie es bei Galadriel in Staffel 1 gewesen sei.
Bis „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ Staffel 2 dann aber erscheint und wir mehr über Sauron, seine Hintergründe und seine Pläne erfahren, dauert es aber vermutlich noch eine Weile. Wir tippen auf eine Veröffentlichung im Laufe des Jahres 2024.
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