Mit Folge 8 hat „House Of The Dragon” die bislang stärkste Episode abgeliefert. Starke Charaktermomente wechseln sich mit ergreifenden Dialogen und handwerklich fantastisch gemachtem Body Horror ab. Während wir König Viserys Targaryen (Paddy Considine) beim Verfaulen zusehen und er ein letztes Mail für seine Tochter Rhaenyra (Emma D’Arcy) Partei ergreift, werden allerlei hochtrabende Reden (und auch Schwerter) geschwungen. Doch in der wohl besten Szene der bisherigen ersten Staffel von „Game Of Thrones: House Of The Dragon“ wird nur wenig gesagt…
Als Viserys ein letztes Mal in den Thronsaal humpelt und qualvoll langsam die Treppen zum Eisernen Thron hochsteigt, kommt es zu einem rührenden Moment, der nicht nur für das Publikum überraschend sein dürfte, sondern es auch für Viserys selbst war: Der König lehnt jede Hilfe beim Treppensteigen ab, und als ihm die Krone runterfällt und eine Hand sie ihm reicht, will er diese ebenfalls abweisen – doch sieht dann, dass sie seinem Bruder Daemon (Matt Smith) gehört. Und ihn lässt Viserys gewähren. Daemon flüstert „geh weiter“, hilft seinem Bruder auf den Thron und setzt ihm die Krone auf – eine symbolisch aufgeladene Geste, die im Drehbuch nicht vorgesehen war.
Die Krone fiel versehentlich runter – und Matt Smith improvisierte
Geeta Patel, Regisseurin der Folge „Der Herr der Gezeiten“, erklärt im Interview mit Entertainment Weekly, dass Paddy Considine die Krone bei den Proben versehentlich heruntergefallen war. Statt abzubrechen, machte Matt Smith aber einfach weiter, hob die Krone auf und setzte sie seinem Kollegen am Ende wieder auf den Kopf – und die Kamera hielt drauf.
Als Considine, Smith und Patel das Material später sichteten, hatten sie einen Aha-Moment: „Das hat sich wie ein Wendepunkt in unserer Beziehung angefühlt“, sagten die Schauspieler über ihre Figuren. Patel zögerte noch, das Herunterfallen der Krone einzubauen, denn später sollte während des Familienessens noch eine Rede von Daemon folgen, in der er seinem Bruder Tribut zollte. Und das sollte eigentlich der emotionale Höhepunkt werden.
Stärker als jeder Monolog
Also drehten sie die Treppen-Szene sowohl mit als auch ohne heruntergefallene Krone – doch der stille Moment mit der Krone fühlte sich sehr viel stärker und intimer an als jede Rede, die Daemon laut im Beisein aller anderen schwingen konnte. Und tatsächlich wurde Daemons Rede später aus Zeitgründen aus der Folge geschnitten, die heruntergefallene Krone aber blieb.
„Ich war so dankbar, dass dieser Unfall passiert ist“, sagt Geeta Patel über die von Matt Smith zumindest teilweise improvisierte Szene. „Es wurde ein wirklich gewichtiger Moment daraus und ein Wendepunkt für die Storyline, die in der Pilotfolge begonnen hatte: Hey, ich [Daemon] will deine Krone, und am Ende bin ich es, der dir die Krone wieder auf den Kopf setzt und dir auf den Thron hilft.“
Besser als Geeta Patel könnten wir es auch nicht sagen: Der leise, unaufgeregte Moment zwischen Daemon und Viserys sagt mehr als tausend Worte über ihre Geschwisterbeziehung und über Daemons Bereitschaft, seine Ambitionen wenigstens seinen Blutsverwandten (oder Adoptiv-Verwandten) gegenüber zurückstellen, wenn es drauf ankommt.
Man mag diese Szene für ein bisschen kitschig halten, aber es sind Momente wie diese, die helfen, ein vieldimensionales Bild nicht nur von Daemon, sondern auch von den komplizierten Targaryen-Familienverhältnissen zu zeichnen. Es ist das beste Beispiel dafür, wie subtil man einen kompletten Handlungsstrang auflösen kann.
Folge 9 von „Game Of Thrones: House Of The Dragon“ kommt am 17. Oktober 2022 zu Sky und WOW (ehemals Sky Ticket).
"House Of The Dragon": Wann kommt Folge 9 zu Sky und WOW – und wie geht es weiter?