+++ Meinung +++
Er ist dreifacher Oscar-Anwärter und eine Ikone des Actionkinos – sowie eine wandelnde Wundertüte: Sylvester Stallone. Der Schauspieler, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor mit Reibeisenstimme hat zwar ein kerniges, klar definiertes Image. Trotzdem weiß man bei ihm nie so ganz, was man bekommt. Projekte, die sich ernst nehmen, vor Ironie triefendes Vergnügen und geschmackvoller Fanservice stehen bei Stallone direkt neben massiver Ödnis und grobem Unfug voller unfreiwilliger Komik.
Einer dieser filmischen Fehlgriffe läuft heute im Free-TV – und wir möchten nicht nur aufgrund der Filmqualität davor warnen, einzuschalten. Denn RTL II zeigt am 7. Oktober 2022 den FSK-18-Actioner „Escape Plan 3“ ab 22.05 Uhr – in einer gekürzten FSK-16-Fassung!
"Escape Plan 3": Mehr Stallone macht auch keinen Hit
Als Daya (Melise), die Tochter des Technik-Moguls Wu Zhang (Russell Wong), in eine lettische Gefängnisanlage verschleppt wird, steht außer Frage: Ausbruchsexperte Ray Breslin (Stallone) muss her! Der findet zügig heraus, dass hinter dem Fall mehr steckt als gedacht. Denn der Täter ist Lester Clark Jr. (Devon Sawa), mit dessen Vater Breslin vor Jahren aneinander geriet. Also holt sich der alte Haudegen Muskelmann Trent Derosa (Dave Bautista) und den Überwachungsexperten Hush (Curtis Jackson alias 50 Cent) ins Boot, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Da auch das Leben von Breslins Partnerin Abigail Ross (Jaime King) auf dem Spiel steht, wird’s schnell persönlich...
2013 führte der Gefängnis-Actionthriller „Escape Plan“ zu einem raren, gemeinsamen Kinoauftritt von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. In einer Nebenrolle durfte sich zudem Rap-Ikone Curtis Jackson alias 50 Cent mit den Action-Urgesteinen messen. 2018 bekam „Escape Plan“ eine Direct-to-Video-Fortsetzung – ohne Schwarzenegger, dafür aber mit Dave Bautista. Der als Drax aus „Guardians Of The Galaxy“ bekannte Wrestler und Schauspieler agierte aber genauso wie Stallone trotz prominenter Platzierung auf dem DVD-Cover bloß in einer nebensächlichen Rolle. Böse Zungen würden sagen: Sie agierten als bloße Publikumsköder.
Escape Plan 2: HadesDas tat offenbar sogar dem Köder leid: Stallone bezeichnete „Escape Plan 2: Hades“ als die schlechteste Produktion, an der er sich jemals beteiligt hat. Im selben Atemzug gelobte er, dass „Escape Plan 3: The Extractors“ viel besser wird, ja sogar an seine Action-Glanzzeiten anknüpfen soll! Nun lässt sich unmöglich sagen, ob Stallone wirklich solchen Optimismus verspürte, oder ob es bloß Promogewäsch war. Über das fertige Produkt lassen sich dagegen konkretere Aussagen machen – die leider gar nicht rosig sind.
Immerhin: Der mit Stallone, Bautista und 50 Cent werbende, dritte Teil ist keine derartige Mogelpackung wie der zweite Part. So ist Stallone dieses Mal in mehr als einem aufgebauschten Cameo zu sehen, sondern spielt eine tragende Rolle. Das tröstet aber kein Stück darüber hinweg, dass der unter riesigem Zeitdruck entstandenen Produktion eben diese Hektik durchweg anzumerken ist. Vor allem die Actionszenen sind zumeist uninspiriert choreografiert und inszeniert, weshalb bestenfalls die gelegentlichen Gewaltspitzen für ein paar Millisekunden an Leben auf dem Bildschirm sorgen.
Die sporadischen Härte ist zwar recht banal umgesetzt, doch angesichts der trostlosen, ebenso weiten wie leeren Schauplätzen bleibt sie ein rarer Lichtblick im Action-Thriller. Schon der erste „Escape Plan“ war alles andere als ein Glanzlicht im Schaffen Stallones, aber der Hauptschauplatz hat durchaus etwas hergemacht. In „Escape Plan 3“ dagegen killen die charakterlosen Drehorte jegliche Stimmung, womit sie sich den ebenso lahm skizzierten Hauptfiguren anpassen.
Oder, um es mit den Worten aus der FILMSTARTS-Kritik zu sagen: „Für 'Escape Plan 2' hat sich Stallone öffentlich geschämt. Beim dritten Teil wäre eine solche Entschuldigung ebenso angebracht.“
Escape Plan 3: The Extractors