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    Einer der besten Horrorfilme seit langem: Wie kann man Genre-Fans heute noch schocken? [Interview mit "Smile"-Regisseur Parker Finn]
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Seitdem er nach „Scream“ eine Woche lang nicht schlafen konnte, jagt er diesem Gefühl hinterher – und schaut deshalb so gut wie jeden Horrorfilm.

    Ein falsches Lächeln ist wohl der verstörendste Gesichtsausdruck überhaupt – und damit perfekt geeignet für einen Schocker wie „Smile - Siehst du es auch?“. Wir fragen den Regisseur u. a., wie man abgeklärte Horror-Fans heute noch erschrecken kann…

    Zu Beginn von „Smile – Siehst du es auch?“ sieht die Psychologin Rose (Sosie Bacon) hilflos mit an, wie eine ihrer Patientinnen plötzlich furchteinflößend-ausdruckslos lächelt und sich dann mit einer Porzellanscherbe selbst die Kehle durchtrennt. Völlig schockiert muss die Medizinerin bald feststellen, dass noch mehr als ein einzelnes tragisches Schicksal dahintersteckt – denn offenbar ist hier eine dämonische Präsenz am Werk, die von Person zu Person springt und von den Traumata ihrer Opfer zehrt…

    FILMSTARTS: Viele Filmemacher*innen haben in den vergangenen zwei Jahren die Nachricht bekommen, dass ihre Werke zu einem Streaming-Service abgeschoben oder gar ganz gecancelt werden. Bei dir war es genau andersherum. Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass „Smile“ bei den Testvorführungen so gut angekommen ist, dass er nun doch nicht wie ursprünglich geplant direkt bei Paramount+ landet, sondern einen großen Kinostart bekommt?

    Parker Finn: Paramount hat mich und die Produzenten ins Büro geholt, um uns die Nachricht mitzuteilen – und damit ist für mich wirklich ein Traum wahr geworden. Ich bin mit Kinofilmen aufgewachsen und sie sind auch der Grund, warum ich selbst Filme machen wollte. Ich bin Paramount jedenfalls sehr dankbar.

    FILMSTARTS: Wieso glaubst du, sind gerade fake smiles ein derart verstörender Gesichtsausdruck?

    Parker Finn: (lacht) Das hat viel mit dem inneren Widerspruch eines nicht freundlichen Lächelns zu tun. Wenn ausgerechnet ein Lächeln eine Drohung beinhaltet, dann wird das ganze Konzept auf den Kopf gestellt – und gerade das geht unter die Haut.

    FILMSTARTS: War es das Lächeln einer bestimmten Person, das dich auf die Idee zu „Smile“ gebracht hat?

    Parker Finn: Mich hat die Idee von Menschen, die ein Lächeln „aufsetzen“, schon immer fasziniert. Wenn man eine Gruppe von Personen für ein Bild zusammenholt, dann setzen sie alle ein Lächeln auf – aber eben nur für fünf Sekunden, bevor es gleich wieder verschwindet. Da ist ein sehr interessantes Element der Maskierung bei einem Lächeln und das ist auf jeden Fall ein Teil der Inspiration für den Film.

    FILMSTARTS: Wie schwer war es denn, sich beim Schreiben zusammenzureißen und keine Szene zu erfinden, in der Rose einer ganzen Gruppe von „lächelnden“ Menschen begegnet. So eine Sequenz hätte zwar nicht wirklich zur Story gepasst, aber vermutlich – vor allem im Trailer – schon extrem geil ausgesehen…

    Parker Finn: Ein Schlüssel dafür, einen guten Horrorfilm zu machen, ist ein Gefühl dafür zu haben, wann man Vollgas geben muss und wann man sich besser zurückhalten sollte.

    FILMSTARTS: Haben du oder dein Casting-Team nach all den Vorsprechen irgendwann Albträume voller lächelnder Menschen bekommen?

    Parker Finn: Ich glaube, ich habe während der Produktion gar nicht genug geschlafen, um überhaupt Träumen zu können.

    FILMSTARTS: Es gibt einen Moment, der mich besonders hart erwischt hat. Da nutzt du die bekannte Idee, dass eine Figur in einer Tonaufnahme nach einer dämonischen Präsenz sucht – nur um uns dann plötzlich aus einer ganz anderen Richtung zu erschrecken. Was muss man deiner Meinung nach machen, um ein mit den Mechaniken und Tropen des Genres vertrautes Horrorpublikum auch im Jahr 2022 noch zu schocken?

    Parker Finn: Das Horror-Publikum kennt sich heutzutage so gut aus und hat so viele Filme gesehen… deshalb ist es für mich wichtig, ihm beizubringen, wovor es sich fürchten sollte, nur um das Gelernte im letzten Moment zu unterlaufen und es auf eine Weise zu erschrecken, mit der es überhaupt nicht rechnet.

    FILMSTARTS: Das gruselige Lächeln hätte in einem Horrorfilm wie „Smile“ auch leicht nur ein bloßes Gimmick sein können. Aber du dringst dann doch sehr schnell sehr tief zu einem dunklen und verstörenden, aber auch empathischen Ort vor, an dem es viel um Psychosen und Traumata geht. Dein letzter Kurzfilm „Laura Hasn’t Slept“ beschäftigt sich ebenfalls mit Psychotherapie – ist das ein Thema, das dich besonders interessiert?

    Parker Finn: Therapie ist ein sehr spannendes Mittel, um in den Kopf von jemandem vorzudringen. An der Story hat mich darüber hinaus vor allem die Idee gereizt, dass wir alle ein gewisses Maß an Trauma mit uns herumschleppen, sei es nun leicht oder schwer. Ich habe mich dafür mit einigen Psychologen getroffen und sie auch das Skript gegenlesen lassen.

    FILMSTARTS: Wir wollen an dieser Stelle natürlich auf keinen Fall das Ende des Films verraten. Aber hat die Konsequenz von „Smile“ auch etwas damit zu tun, dass hier auf reale psychische Probleme angespielt wird - schließlich will man dann auch nicht hingehen und sagen: „Stell dich einfach deinen Traumata und dann wird schon alles gut!“

    Parker Finn: Genau. Ich mag generell keine Enden, bei denen alles sauber aufgelöst wird, am besten noch mit einer schönen Schleife drum. Ich mag weniger aufgeräumte und schmutzige Finals – und ich bin sehr froh, dass ich einen Weg gefunden habe, um den Figuren eine gewisse Katharsis zu ermöglichen, aber im selben Moment auch zu den dunklen Themen des Films zurückzukehren und sie konsequent logisch weiterzuführen…

    „Smile – Siehst du es auch?“ läuft seit dem 29. September 2022 in den deutschen Kinos.

    Smile - Siehst du es auch?
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