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    "Andor" verschenkt sein volles Potenzial: In diesem wichtigen "Star Wars"-Aspekt enttäuscht die Disney+-Serie
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Liebt Episode I-VI, „Clone Wars“ und „The Mandalorian“. Die Sequel-Trilogie war für „Star Wars“-Fan Benjamin aber eine riesige Enttäuschung.

    „Andor“ hat viele Qualitäten und der neue Ansatz, die einfache Bevölkerung des „Star Wars“-Universums in ihrem Alltag zu zeigen, ist spannend. Doch die Umsetzung enttäuscht zumindest in einer Hinsicht: Aliens spielen kaum eine Rolle.

    2022 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved. / Disney+

    +++ Meinung +++

    Andor“ ist unter anderem mit dem Versprechen an den Start gegangen, einen Blick auf den gewöhnlichen Alltag einfacher Leute in der „Star Wars“-Welt zu werfen. Das funktioniert zum Teil sehr gut. Mit der Arbeiterstadt Ferrix wurde hier ein faszinierender kleiner Mikrokosmos geschaffen, der gut durchdachten Regeln und Konventionen folgt, die sich in einer echten Gesellschaft eben auch etablieren würden. Doch so toll das in vielerlei Hinsicht auch gelungen ist, eine gewisse Enttäuschung kann ich nicht abschütteln: „Andor“ besteht zu 99 Prozent aus Menschen. Die zahlreichen spannenden Alien-Spezies, die die Galaxis bevölkern, spielen kaum eine Rolle.

    ›› "Star Wars: Andor" bei Disney+*

    "Andor" ist zu menschlich

    Wenn es darum geht, die bisher missachteten Facetten des „Star Wars“-Universums besser auszuarbeiten, haben sich die Macher*innen um Showrunner Tony Gilroy wohl leider ein kleines bisschen zu sehr an der echten Welt orientiert. Denn alle wichtigen Figuren, mit Ausnahme des Droiden B2EMO, sind Menschen. Nur um sie dreht sich die Handlung. Alles Außerirdische findet im Hintergrund oder in Form von kleinen Nebengags statt.

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    Eine der Qualitäten von „Star Wars“ ist es jedoch schon immer gewesen, ikonische (Alien-)Figuren zu erschaffen, die eben nicht so aussehen, als könnten sie aus jedem x-beliebigen Film- und Serienuniversum stammen. Ob Yoda, Darth Maul, Ahsoka Tano, Cad Bane oder sogar Jar Jar Binks (!): Diese Figuren sind allesamt keine Menschen – und sie sind es, die allein durch ihre Präsenz nicht nur für optische Abwechslung sorgen, sondern auch das „Star Wars“-Universum größer und vielfältiger wirken lassen.

    „Star Wars“ hat aber auch schon immer ein Diversitäts-Problem, und damit meine ich nicht, dass zu wenige menschliche Minderheiten in wichtigen Rollen besetzt werden. Das wäre nochmal ein anderes Thema. Aber es gibt mir einfach zu wenige nicht-menschliche Hauptfiguren. Ich finde, ein so vielfältiges Universum wie „Star Wars“ sollte seine Vielfalt generell viel mehr ausreizen. „The Book Of Boba Fett“ zum Beispiel hatte zwar auch keine Alien-Hauptfigur, bot mit Black Krrsantan, Grogu, dem Rancor, Cad Bane sowie den Pykes, Mok Shaiz und seinen Majordomo, den Gamorreanern und den Sandleuten einfach eine viel breitere Palette an Spezies. Mich persönlich spricht das einfach mehr an als die x-te menschliche Nebenfigur. Zumindest in diesem Aspekt stinkt „Andor“ also ziemlich ab.

    Dass mich der Mangel an bedeutsamen Alien-Figuren stört, liegt aber nicht nur an meiner ganz persönlichen Vorliebe für die vielfältigen Wesen, die „Star Wars“ eigentlich bietet, sondern macht mir auch die Immersion ein bisschen madig. Denn so gut das Worldbuilding im Großen und Ganzen auch ist: Die Art und Weise, wie sich die nicht-menschlichen Bewohner*innen von Ferrix in die Stadt einfügen, wirkt einfach nicht natürlich. Immer dann, wenn einer von ihnen auftritt, dann als Comic Relief. Das führt dann dazu, dass ich die Figur nicht als organischen Teil der Welt wahrnehme, sondern als Werkzeug des Autoren oder der Autorin, das innerhalb eines Drehbuchs einen bestimmten Zweck erfüllt. Die Immersion leidet darunter.

    Möglicherweise gibt es irgendwo im erweiteren „Star Wars“-Kanon eine Begründung dafür, dass die Galaxis zum großen Teil von Menschen bevölkert wird und diese die meisten wichtigen Positionen einnehmen. Aber die wahren Gründe sind doch folgende: Erstens ist es deutlich kostenaufwändiger, massenhaft Alienkostüme zu gestalten, als einfach Schauspieler mit gewöhnlicher Verkleidung vor die Kamera zu stellen. Zweitens kann sich das Publikum besser mit Menschen identifizieren und möglicherweise auch gewisse Stars wiedererkennen. Doch als Fan ist mir das egal. Ich wünsche mir vor allem eines: eine glaubwürdige und faszinierende Welt, in der ich mich verlieren kann.

    Diese "Star Wars"-Qualität hätte "Andor" ruhig behalten dürfen

    Bisher wirkt „Andor“ leider noch wie eine (für „Star Wars“-Verhältnisse) recht generische, wenn auch sehr hochwertige Sci-Fi-Serie. Doch gerade weil deren Konzept das Worldbuilding so sehr in den Fokus rückt, hatte ich mir erhofft, auch unterschiedliche Alienkulturen kennenzulernen, und eben nicht nur eine Arbeiterstadt, die es genauso gut auch in der echten Welt geben könnte.

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    Trotz allem habe ich den Beginn von „Andor“ sehr genossen und bis jetzt finde ich die „Star Wars“-Serie deutlich besser, als das, was uns mit „Obi-Wan Kenobi“ serviert wurde. Allein für den Mut, etwas so radikal Neues zu wagen, bin ich Tony Gilroy und seinem Team dankbar. Es ist daher nur umso bedauernswerter, dass die Serie einen essenziellen Bestandteil des „Star Wars“-Universums so sträflich außer Acht und damit eine Menge Potenzial liegen lässt. 

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