+++ Meinung +++
Duelle popkultureller Größen haben ihren unbestreitbaren Reiz. Ob „Freddy vs. Jason“, „Alien vs. Predator“ oder „Godzilla vs. Kong“, man weiß stets, was man bekommt: Tumbe Unterhaltung, bei der etwas bis viel Potenzial ungenutzt bleibt, und das Hirn während des Anschauens am besten Pause macht. Doch „War“ zeigt, dass es nicht immer fiktive Popkulturlegenden sein müssen. In dem Actionfilm bekämpfen sich Martial-Arts-Legende Jet Li und der in Sachen Kampfkunst ebenfalls famose Haudrauf-Star Jason Statham.
Klingt nach simpler, knackiger Action-Unterhaltung, ist aber leider eher zum Gähnen – und das heute auf Sat.1 umso mehr. Denn der Privatsender zeigt „War“ bereits ab 22.55 Uhr und somit fünf Minuten zu früh: Der Film hat eine FSK ab 18 Jahren und dürfte ohne Sondergenehmigung im Free-TV erst ab 23 Uhr uncut laufen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Sat.1 also heute Abend die Schere ansetzen und den Spaßfaktor eines eh schon enttäuschenden Films so noch weiter drosseln...
"War": Li vs. Statham, Mafia-Killer vs. FBI-Agent
Mafia-Killer Rogue (Jet Li) hat sich einen Todfeind geschaffen: Einst tötete er den Partner des FBI-Agenten Crawford (Jason Statham), der seither auf Blutrache aus ist. Doch das erweist sich als äußerst knifflig, denn Rogue ist ein Phantom, das sich alle sechs Monate ein neues Gesicht zulegt. Als der unerbittliche Killer in San Francisco aufkreuzt und die örtlichen Triaden und Yakuza gegeneinander ausspielt, nimmt Crawford die Fährte auf – und muss feststellen, dass das Phantom verwunderliche Motive hat...
Interview zu "Bullet Train": Brad Pitt und Joey King verraten uns ihre Lieblingsactionfilme!Die Story von „War“ ist eine Verschränkung von gleich zwei altbekannten und bewährten Actionfilm-Formeln. Auf der einen Seite steht die Vendetta-Motivation Crawfords, auf der andere Seite tritt Rogue einen Plot los, der unter anderem aus Sergio Leones Westernklassiker „Für eine Handvoll Dollar“ bekannt ist: Ein Fremder taucht in einem umkämpften Gebiet auf und stiftet dort so viel Unfrieden, dass sich die verfeindeten Gruppen schließlich gegenseitig ausschalten.
Originalität ist also nicht das Hauptziel von „War“. Was kein Beinbruch wäre, würde Regisseur Philip Atwell die altbewährten Motive als Sprungbrett für ein Action-Feuerwerk nutzen, das den Hauptdarstellern die Gelegenheit gibt, ihre Stärken auszuspielen. Doch leider geraten die Actionpassagen unter der Regie des Musikvideo-Filmers zäh und ideenlos. Jet Li und Jason Statham agieren (trotz FSK-18-Gewaltspitzen) wie mit angezogener Handbremse. Von ihrer markanten Körpersprache, die sie üblicherweise selbst in C-Level-Actionfilmen sehenswert macht, ist nur wenig zu spüren – und dennoch sind die Kampfszenen noch die Glanzlichter des Films.
Actionszenen spielen in „War“ eine untergeordnete Rolle. Der Großteil des Films spult in Manier eines Fließband-Kriminalfilms die beiden besagten Plotmotive ab – was Atwell in recht hübsche Bilder verpackt, solange man sie für sich stehend betrachtet. Doch Atmosphäre, geschweige denn Spannung, kann er aus dem Malen-nach-Zahlen-Skript nicht herausquetschen.
Der Fairness halber: So enttäuschend der Film in den meisten Kritiken davonkommt, wie etwa auch in der 2-Sterne-Kritik bei FILMSTARTS, darf man nicht verheimlichen, dass er durchaus auch seine Fans hat. 2014 erstellte Time Out etwa ein Ranking der besten Actionfilme, basierend auf einer Umfrage unter Kritiker*innen sowie Regietalenten, Schauspieler*innen und Stuntleuten. Und in diesem Ranking landete „War“ auf Platz 93 – was an unserer TV-Warnung jedoch insofern nicht rüttelt, als dass Sat.1 den Film aller Voraussicht nach nur gekürzt zeigen wird.
» "War" streamen bei: WOW TV* / Amazon Prime Video*
Falls ihr euch also unserer mangelnden Begeisterung für „War“ zum Trotz von der Begegnung Statham versus Li überzeugen wollt, solltet ihr das lineare Fernsehen am besten links liegen lassen und für die volle Ladung eher zum Streaming greifen. „War“ ist unter anderem bei WOW TV, Amazon Prime Video und Netflix abrufbar – und zwar absolut uncut!
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