Auch wenn man in aller Regelmäßigkeit das Lichtspielhaus aufsucht, dürfte der eine oder die andere trotzdem überrascht sein, dass „The Contractor“ tatsächlich im Kino lief – und das erst vor drei Monaten! Aber nur, weil der Action-Thriller mit „Wonder Woman“- und „Stark Trek“-Star Chris Pine in der Hauptrolle auf der Leinwand vollkommen untergangen ist, muss der Film noch lange nicht misslungen sein. Ganz im Gegenteil: „The Contractor“ ist sogar die viel bessere Alternative zu Netflix' 200-Millionen-Blockbuster „The Gray Man“ - so sieht das FILMSTARTS-Autor Pascal Reis, dessen Argumente ihr weiter unten im Text findet.
Seit dem 29. Juli ist „The Contractor“ überall auf Blu-ray, 4K Ultra HD und DVD erhältlich. Falls ihr euch den Film aber noch nicht ungesehen in die heimische Sammlung stellen wollt, könnt ihr auch erst mal auf die kostenpflichtige Leihversion bei Amazon Prime Video zurückgreifen, wo der Action-Thriller derzeit für 4,99€ zur Verfügung steht.
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Darum geht’s in "The Contractor"
Als Sergeant bei den Special Forces wurde James Harper (Chris Pine) im Auslandeinsatz verwundet. Um trotzdem leistungsfähig zu bleiben, betäubt er seine Schmerzen mit Medikamenten, die er sich allerdings illegal beschaffen muss. Als seine Vorgesetzten davon erfahren, wird er zwar ehrenhaft aus der Armee entlassen, jedoch ohne Anspruch auf finanzielle Unterstützung.
Wie soll der Kriegsveteran nun seine Familie ernähren und den Schuldenberg abbauen, der sich inzwischen angehäuft hat? Wie ein Glücksfall erscheint da das Angebot seines alten Kameraden Mike (Ben Foster), sich einer paramilitärischen Geheimorganisation anzuschließen. Aber schon beim ersten Einsatz im Dienste seines neuen Auftraggebers Rusty (Kiefer Sutherland) geht alles schief – und für James beginnt eine gefährliche Flucht durch Berlin und Osteuropa.
Deswegen ist The Contractor besser als "The Gray Man"
+++ Meinung +++
Das Problem von „The Gray Man“ ist meiner Ansicht nach sein fehlendes Gespür für eindrucksvoll inszenierte Action. Obgleich der 200 Millionen Dollar schwere Blockbuster der „Avengers: Engame“-Macher Anthony und Joe Russo sicher mit großen Bilder auffährt, sind die Schusswechsel und körperlichen Auseinandersetzungen oftmals bar jeder Dynamik gefilmt und ziemlich zerschnitten. Hinzu kommt der wiederholte Einsatz von eher schwachem CGI, was den Action-Thriller auf Netflix nicht gerade zu einem mitreißenden Seherlebnis erhebt.
Fast schon wohltuend demgegenüber ist „The Contractor“, der nicht auf dicke Hose machen möchte, um dann nur heiße Luft zu bieten. Regisseur Tarik Salehs Inszenierung glänzt durch ökonomisches, fast schon aufgeräumtes Handwerk, das den Zuschauer*innen zu keiner Zeit die Orientierung raubt. Stattdessen weiß der Filmemacher, worauf es ankommt und zeigt bereits in der ersten Action-Sequenz, die in den Wäldern um Berlin angesiedelt ist, dass Übersicht und Impact das A und O sind, wenn es in einem Action-Thriller krachen soll.
Zwar sind Schießereien und Co. hier nicht tonangabend, dafür aber greifbar und einnehmend in Szene gesetzt. In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik heißt es diesbezüglich: „Ebenfalls ein Plus sind die wohldosierten Actionszenen, die vor dreckiger Berlin-Kulisse nie in hohlen Materialschlachten ausarten, sondern sich stimmig in die – simple, aber treibende – Handlung einfügen.“ „The Contractor“ erinnert dabei an die Filme, denen „The Gray Man“ nur gewollt, aber nicht gekonnt hinterherhechelt – nämlich den straighten Action-Filmen aus den späten 1980er- und 1990er-Jahren.
The ContractorDass „The Contractor“ auch abseits seiner Actionsequenzen so gut funktioniert, liegt an seiner fast schon melancholischen Grundtonalität, die nicht nur eine antimilitaristische Message nach und nach an die Oberfläche trägt, sondern auch mit Chris Pine einen hervorragenden Hauptdarsteller zu bieten hat. Sein Elitesoldat ist kein Kämpfer im Namen des Vaterlandes, sondern ein kurz vor der Resignation stehender Familienvater, der noch einmal zur Waffe greift, damit seine Liebsten nicht auf der Straße landen.
Damit ist „The Contractor“ auch auf emotionaler Ebene sehr nachvollziehbar gezeichnet und kann die Zuschauer*innen über seine Laufzeit von gerade einmal 100 Minuten durchweg mitfühlen lassen. Dass die Story selbst zwar nichts Neues bietet und eher simpel gehalten wird, ist nicht weiter schlimm – das war übrigens auch im Falle von „The Gray Man“ kein Problem. „The Contractor“ aber weiß, dass er nicht auf Spektakel machen muss, um eine packende Geschichte zu erzählen. Das müssen die Russo-Brüder noch lernen.
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