Von der Kritik nahezu durchgehend gefeiert, vom Publikum aber weitestgehend ignoriert: „Pleasure“ von Ninja Thyberg zählt zu den großen Geheimtipps 2022 und wird in den Bestenlisten des Jahres sicherlich bei vielen Cineast*innen einen Platz in der Top 10 für sich verbuchen dürfen. Auch wir von FILMSTARTS sind begeistert von dem Film und vergeben in unserer Kritik 4,5 von 5 möglichen Sternen.
PleasureAllerdings sollte man sich bei „Pleasure“ auf harten Tobak einstellen, denn die Geschichte ist in der heutigen Pornoszene angesiedelt. Alles dreht sich dabei um die 19-jährige Linnéa (Sofia Kappel), die nur ein Ziel hat: Sie möchte der nächste große Pornostar werden. Deswegen verlässt sie ihre schwedische Heimatstadt und zieht nach Los Angeles, um als „Bella Cherry“ ihren Traum wahr werden zu lassen. Doch der Weg an die Spitze erweist sich für die junge Frau als ungemein steinig...
Momentan steht „Pleasure“ im Abo von Amazon Prime Video zur Verfügung. Wer also Lust hat, sich eines der Highlights 2022 anzuschauen, hat hier die Chance dazu. Man muss sich jedoch auf jede Menge Sexszenen verschiedenster Couleur einstellen: Dreier, Bondage-Praktikaten und auch zwei Szenen, in denen der Akt selbst bis in den Bereich physischer und psychischer Gewalt/Missbrauch vordringt.
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Ist der Sex in Pleasure wirklich komplett simuliert?
Schon während der Sichtung von „Pleasure“ stellt man sich als Zuschauer*in unweigerlich die Frage, ob hier wirklich jede Szene simuliert ist oder ob es doch auch echten Sex zu sehen gibt. Der Grund dafür ist nicht nur, dass die Sexszenen wirklich ungemein authentisch wirken, sondern auch, weil hier Pornostars (z.B. Kendra Spade, Chris Cock, Dana DeArmond oder Xander Corvus) mitwirken, die auch im echten Leben ihr Geld damit verdienen, vor der Kamera Sex zu haben.
In einem Interview mit der Los Angeles Times hat Regisseurin Ninja Thyberg, die selber viele Jahre in der Pornoszene recherchiert hat, beschrieben, wie sie die Sexszenen in Szene gesetzt hat. Dabei ging es nicht nur um eine starke Choreographie, sondern auch um Sicherheit. Die Bondage-Szene erklärt Thyberg folgendermaßen: „Wir haben die Bondage-Position im Voraus ausgearbeitet, Sofia so kurz wie möglich in der Situation gehalten und viele Gespräche darüber geführt, wie sie sich wohl und unwohl fühlt.“
Das erklärt auch die Intimität und Authentizität, die „Pleasure“ in den Sexszenen entfesselt – gerade wenn diese wirklich unangenehm zur Sache gehen. Denn – obwohl hier alles gestellt ist – geht Ninja Thyberg bis an die Grenzen des Machbaren. Dabei helfen ihr clevere Kameraperspektiven, eine ausgefeilte Montage und die Bereitschaft der Schauspieler*innen, sich gänzlich fallen zu lassen (nackte Körper gibt es natürlich unzählige zu sehen). In dem Interview gibt Thyberg diesbezüglich Folgendes an:
„Damals hatten wir keinen Intimitätskoordinator. Also habe ich diesen Job gemacht, ohne darin Erfahrungen zu haben. Aber ich habe darauf geachtet, andere um mich herum zu haben, die dabei helfen. Also waren wir dieser enge Kreis von wichtigen Abteilungs- und Crewmitgliedern. Und die meisten von uns waren Schwedinnen und Frauen.“
Übrigens: Falls ihr euch noch über weitere Filme informieren wollt, ob in diesen der Sex echt oder simuliert ist, solltet ihr einen Blick in unser Special „Nachgeforscht: Bei welchen Filmen war der Sex am Set echt?“ werfen. Hier erwartet euch nicht nur „Blau ist eine warme Farbe“, sondern auch der Netflix-Hit „365 Days“, Gaspar Noes „Love“, der Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ und viele weitere:
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