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    Drohende MCU-Enttäuschung: Sorry, "Ms. Marvel" – aber das Ende von Folge 5 ist eine Frechheit!
    Julius Vietzen
    Julius Vietzen
    -Redakteur
    Seit "Iron Man" ist Julius ein riesiger Fan, der nach "Avengers: Endgame" und dem Ende der Infinity-Saga nun auch die Multiversums-Saga im MCU in vollen Zügen genießt.

    „Ms. Marvel“ hat richtig stark angefangen, kommt aber in der zweiten Hälfte von Episode 5 auf dem bisherigen Tiefpunkt an, weil die Folgen einfach zu überfrachtet und die Geschichte zu überhastet erzählt wird. Kann das Finale die Serie noch retten?

    2022 Disney und seine verbundenen Unternehmen.

    +++ Meinung +++

    Die ersten beiden Folgen „Ms. Marvel“ haben mich wirklich begeistert: Eine strahlende, neue Heldin (Iman Vellani) in einem Spannungsfeld aus Schule, Familie und erster Liebe, so bunt und spaßig und kreativ inszeniert – das gab es im MCU schon lange nicht mehr (wenn überhaupt!). Doch mit Folge 3 schlichen sich dann langsam die ersten Schwächen ein, die in Folge 4 immer ausgeprägter wurden und nun in Folge 5 ihren traurigen Höhepunkt fanden.

    Das Problem ist dabei keineswegs, dass „Ms. Marvel“ in Folge 4 und 5 einen Abstecher nach Pakistan und in die Vergangenheit einlegt – das passt zur Thematik der Serie, die sich von Anfang an um Familie und kulturelles Erbe drehte. Und so nehmen sich Showrunnerin Bisha K. Ali und ihr Team viel Zeit, in Folge 5 die ganze Flashbackszene abzuschließen, und sorgen für einige wirklich schöne, berührende Momente.

    Das Problem ist, dass man nebenbei noch zu viele andere Geschichten erzählt – wovon einige zwischenzeitlich komplett vergessen wurden (das DODC, Kamalas Schulalltag) und andere komplett gegen die Wand gefahren werden.

    Das große Problem bei "Ms. Marvel": Clandestine

    Das betrifft vor allem Clandestine, die am Ende von Folge 2 noch mit einem geschickten Cliffhanger eingeführt werden, nur um dann in Folge 3 innerhalb weniger Minuten eine 180-Grad-Wende von der scheinbar freundlichen Ersatzfamilie zur mörderischen Bösewicht-Gruppe hinzulegen.

    Diese Entwicklung hätte sich mindestens über zwei Folgen ziehen müssen, so wird das Potenzial der Djinn verschenkt, die zumindest auf dem Papier eigentlich perfekt zu „Ms. Marvel“ passen, weil hier zentrale Themen wie Familie, Heimat und erzwungenes Exil gespiegelt werden.

    In Folge 4 brechen Clandestine dann spielend leicht aus dem ach-so-sicheren Supermax-Gefängnis von Damage Control aus, reisen in gefühlt wenigen Augenblicken um die halbe Welt (das erinnert fast schon an das überhastete Erzähltempo in den letzten Staffeln „Game Of Thrones) und sind genau zur rechten Zeit am rechten Ort, um Kamala in Karatschi abzufangen.

    Und in Folge 5 erfüllt sich dann ihr Wunsch, ein Portal in ihre Heimatdimension zu öffnen, nur dass sich der Schleier aus unerfindlichen Gründen als tödlich für die Djinn herausstellt. Und mindestens ebenso schwammig ist die Figurenzeichnung, denn auch eine Erklärung, warum Najma (Nimra Bucha), die 80 Jahre auf die Heimkehr in ihre Dimension gewartet hat, auf einmal doch ihr Leben opfert, um den Schleier zu schließen, bleiben die Serien-Verantwortlichen schuldig.

    Zu wenig Zeit, zu viel zu erzählen

    In den letzten Momenten von Folge 5 springen wir nach New Jersey zu Bruno (Matt Lintz) und Kamran (Rish Shah), der irgendwie alleine aus dem Gefängnis entkommen ist und durch das Schließen des Portals irgendwie neue Kräfte erhalten hat, weil noch schnell das Finale in Folge 6 vorbereitet werden muss.

    Es bleibt aber (in der Originalfassung) nicht mal mehr die Zeit, Bruno sein „Du hast auch Kräfte?“ komplett aussprechen zu lassen. Stattdessen noch eine Explosion, dann endet die Folge völlig abrupt – das ist wirklich fast schon unfreiwillig komisch geschnitten.

    Mehr und mehr zeigt sich so: Während „Daredevil“ und Co. (ehemals auf Netflix, mittlerweile auf Disney+) jeweils mindestens drei Folgen pro Staffel zu lang waren, sind die sechs Episoden bei den MCU-Serien einfach zu kurz und/oder zu wenig. Klar kann man in viereinhalb Stunden eine gute Geschichte erzählen. Doch die sechs Folgen sind zumeist einfach viel zu vollgestopft – und das nicht nur bei „Ms. Marvel“, sondern auch bei anderen MCU-Serien.

    Wird nun auch das Finale eine Enttäuschung?

    Und nicht nur war die zweite Hälfte von Folge 5 viel zu überhastet und überladen, ich fürchte nun leider, dass es auch in Episode 6 nicht wirklich besser wird. Denn im Finale müssen Bisha K. Ali und Co. nun:

    •  entweder noch Kamran als Bösewicht in Stellung bringen oder das lange abwesende DODC in diese Rolle zwängen
    •  einen großen Schlusskampf inszenieren
    •  Kamala zu Ms. Marvel machen (inklusive Kostüm) und ihre Rolle in „Captain Marvel 2“ anteasern
    •  eventuelle Erklärungen zu Clandestine und dem Schleier nachschieben
    •  die ganze Sache mit dem zweiten Armreif aufklären und was die außerirdischen Kree damit zu tun haben
    •  Kamala und Nakia (Yasmeen Fletcher) versöhnen
    •  die Dreiecksbeziehung zwischen Kamala, Bruno und Kamran auflösen
    •  die „Gut ist das, was man tut“-Erklärung von Sheikh Abdullah (Laith Nakli) nochmal aufgreifen
    •  die Figuren aus Kamalas Schulumfeld wenigstens mal noch für einen Moment zurückbringen

    Und das sind sicherlich noch nicht mal alle Handlungsstränge, die vor dem Finale von „Ms. Marvel“ noch offen sind. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das hört sich nach ganz schön viel für eine einzige Folge an.

    Ich hoffe sehr, dass „Ms. Marvel“ in der letzten Folge noch die Kurve kriegt und ein so tolles Finale bekommt, wie es die Serie verdient. Immerhin zeichnen mit Adil El Arbi und Bilall Fallah wieder die Regisseure für diese Episode verantwortlich, die auch die hervorragende erste Folge inszeniert haben. Ich bin gespannt...

    Mein Kollege Sebastian hat in seinem Video zu „Ms. Marvel“ Folge 5 übrigens versucht, all die offenen Fragen und merkwürdigen Entwicklungen zu erklären. Falls ihr euch dafür interessiert, findet ihr hier das Video:

     

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