„Haus des Geldes“ war noch nicht einmal zu Ende, da kündigte Netflix auch schon an, den spanischen Serien-Hit direkt neu aufzulegen bzw. das Serien-Universum mit einem koreanischen Ableger zu erweitern. Remake-Skeptiker zeigten sich davon natürlich wenig begeistert, doch „Haus des Geldes: Korea“ bringt ein völlig neues Setting mit – und damit auch ganz neue Möglichkeiten, der Geschichte rund um den Professor und seine nach Weltstädten benannte Diebestruppe neue Facetten mitzugeben. Aber wie viel Neues steckt nun wirklich in der koreanischen Neuauflage?
Zumindest einige neue Gesichter bekommen wir zu sehen: „Squid Game“-Star Park Hae-soo gibt etwa Berlin, die aus dem Mystery-Meisterwerk „Burning“ bekannte Jeon Jong-seo schlüpft in die Rolle von Tokio, Yoo Ji-tae („Oldboy“, „Into The Mirror“) beerbt Alváro Morte als Professor und „Lost“-Star Yunjin Kim macht ihnen das Leben als Ermittlerin schwer. Wer sich jetzt aber schon darüber wundert, dass die Figuren genau gleich heißen wie im Original, der sei hiermit gewarnt: Spätestens ab der Hälfte der ersten Episode wird euch nämlich noch viel, viel mehr ziemlich bekannt vorkommen...
"Haus des Geldes: Korea": Unnötige Kopie ohne Mehrwert
Während der Autor dieses Artikels die Eröffnung von Folge 1 noch durchaus vielversprechend und zumindest „anders“ genug fand, um am Ball bleiben zu wollen, hatte sich jegliche Hoffnung auch schon wieder gelegt, sobald der Abspann einsetzte. Netflix wollte natürlich direkt mit Episode 2 weitermachen, doch da hatte er schon abgeschaltet.
Bei FILMSTARTS-Videoredakteur und „Haus des Geldes“-Fan Sebastian sah das anders aus: Der stürzte sich für euch nämlich Hals über Kopf in die Serie und kann euch so im obigen Video (das ihr auch auf YouTube findet) ganz genau verraten, ob sich das Reinschauen lohnt oder nicht. Spoiler: Egal ob ihr die spanische Vorlage kennt oder nicht – Argumente, die für das koreanische Remake sprechen, gibt es kaum.
Die Rahmenbedingungen eines wiedervereinten Koreas, das sich zwar im wirtschaftlichen Umbruch befindet, vor allem aber bloß die Reichen noch reicher gemacht hat, bringt zwar durchaus Potenzial mit – ist am Ende aber eben auch nicht mehr als bloß der Rahmen, in dem sich die eigentliche Geschichte abspielt. Und die ist nahezu identisch mit der altbekannten Story.
Einmal mehr soll nicht einfach nur eine Bank ausgeraubt werden, sondern das Geld erst einmal gedruckt werden, bevor es erbeutet wird. Und der Weg dorthin? Der steckt voller altbekannter Figuren, die am Ende eben genau das tun, was sie schon in der spanischen Version getan haben.
Nach "Squid Game" geht's erst richtig los: Netflix kündigt große Film- und Serien-Offensive für 2022 anDenver (hier: Kim Ji-Hun) springt nach dem Öffnen des Safes erstmal in einen Geldhaufen, bevor sich langsam eine Liebesbeziehung mit der späteren Stockholm anbahnt. Der Direktor der Münzprägeanstalt (das Ziel der Diebestruppe) hat wie Arturo eine Affäre mit einer Angestellten. Berlin (Park Hae-soo) spielt sich gerne mal auf. Oslo (Kyu-Ho Lee) und Helsinki (Kim Ji-hoon) sind natürlich zwei kräftig gebaute Typen mit Bart – so auf Biegen und Brechen ihren Vorgängern nachempfunden, dass sie fast schon wie deren Parodien wirken.
Die zumindest teilweise neuen Hintergrundgeschichten einzelner Figuren wie Tokio oder Berlin bringen zwar ein wenig frischen Wind in die Geschichte, aber eben noch lange nicht genug, um dabei von einem tatsächlichen Mehrwert zu sprechen, der einen derart schnell nachgeschossenen Neuaufguss rechtfertigen würde. „Haus des Geldes: Korea“ fühlt sich am Ende leider weniger wie die erhoffte Erweiterung des Heist-Universums an, sondern lediglich wie eine auf das koreanische Publikum zugeschnittene 1:1-Kopie des Originals.
Ja, in Korea freut man sich womöglich darüber, bekannte heimische Stars in einer derart aufwändig produzierten Netflix-Serie zu sehen – und diese auch noch in der eigenen Sprache erleben zu können. Darüber hinaus stellt sich allerdings die Frage, für wen „Haus des Geldes: Korea“ sein soll: Wer das noch recht frische Original kennt, braucht sich das Ganze jedenfalls nicht einfach nochmal anzugucken. Und wer noch keines der beiden Formate kennt, wählt wohl eher die spanische Variante – die ist immerhin schon abgeschlossen (und zumindest bis zur zweiten Staffel auch richtig, richtig unterhaltsam).