+++ Meinung +++
Wes Millers „A Day To Die“ ist ein Film, wie es ihn in den vergangenen Jahren gleich dutzendfach gab: Ein zum Erbrechen generischer Genre-Streifen mit hundsmiserablen Spezialeffekten, dem man sofort anmerkt, dass der groß auf dem Poster promotete Bruce Willis zum Abdrehen seiner wenigen Szenen lediglich für ein oder zwei Tage am Set vorbeigeschaut hat.
Es fühlt sich mitunter fast so an, als seien die Szenen mit dem „Stirb langsam“-Star einfach aus einem anderen Film in „A Day To Die“ hineingeschnitten worden. Denn seine Gesichtsausdrücke und Dialogzeilen wirken stets irgendwie nicht ganz passend. Manchmal wird sogar, wenn Bruce Willis gerade den Mund aufmacht, einfach schnell weggeschnitten…
Man konnte damit auch seinen Spaß haben
Ich habe mir im Verlauf der vergangenen Jahre einige dieser Filme wie „Cosmic Sin“, „Midnight In The Switchgrass“ oder „Killing Field“ angesehen – und hatte sogar meinen Spaß an der vermeintlich-ausgestellten Langeweile des einstigen Superstars. Irgendwie fand ich das sogar auf eine sympathische Art cool-abgezockt:
Zwei Tage angeödet rumstehen – und dann mit einer Millionengage wieder nach Hause fliegen. Warum auch nicht? Spätestens ab dem dritten oder vierten Film dieser Art konnten sich die Produzent*innen (oder das Publikum) ja auch nicht mehr beschweren – sie wussten schließlich, was sie bekommen, wenn sie Bruce Willis für einen solchen Kurzauftritt buchen.
Die Erkrankung hat alles verändert
Aber mit dem Bekanntwerden seiner Aphasie-Erkrankung, die es ihm zunehmend unmöglich gemacht hat, sich mehr als nur ein oder zwei möglichst einfache Sätze auf einmal zu merken, ändert sich der Blick auf das filmische Schaffen von Bruce Willis natürlich radikal: Als trashige Belustigung taugen die Filme nun jedenfalls nicht mehr.
Stattdessen stellt sich vielmehr die Frage, ob man den in „A Day To Die“ sichtlich verwirrten und desorientierten Bruce Willis nun bemitleiden soll, weil er sich, durch die Krankheit seines Talents beraubt, hier durchaus ein Stück weit der Lächerlichkeit preisgibt. Oder soll man ihn bewundern, weil er trotz der Erkrankung so lange es nur irgendwie ging weitergemacht hat mit dem, was er seit Jahrzehnten so sehr liebt?
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Von außen lassen sich dabei zwei zentrale Fragen leider kaum beantworten:
- Hat Bruce Willis das alles wirklich aus eigenem Antrieb getan oder wurde er von den Personen, die von seinen Gagen mitprofitieren, womöglich auch ein Stück weit zum Weitermachen angetrieben?
- Wollte Bruce Willis wirklich diese Art von Filmen drehen, um schnelles Geld abzusahnen? Oder blieb ihm gar nichts anderes mehr übrig, weil er mit seinen kognitiven Einschränkungen bei einer normalen Filmproduktion gar nicht mehr bestehen konnte? (Woody Allen hat ihn ja angeblich bereits im Jahr 2015 gefeuert, weil er sich schon damals seinen Text nicht mehr merken konnte.)
Ein Film fürs Kino oder nicht?
Damit kommen wir zur eigentlichen Frage dieses Artikels: Ist es okay, dass SquareOne Entertainment, der deutsche Verleih des Films, die „Gunst der Stunde“ genutzt hat, um den offensichtlich für den VoD-Markt bestimmten „A Day To Die“ kurzfristig doch noch in die Kinos zu bringen?
Dem Film selbst wird diese Entscheidung auf jeden Fall gerecht: Schließlich ist eine Produktion wie „A Day To Die“ von Vorneherein darauf ausgelegt, den Namen des Stars möglichst gewinnbringend auszuschlachten, während Willis’ (Nicht-)Performance als Schauspieler auf Macher*innen-Seite niemanden wirklich zu interessieren scheint. Da ist die zusätzliche Auswertung im Kino nur der logische nächste Schritt, um mit dem plötzlich wieder in den Schlagzeilen stehenden Star noch ein paar Euro mehr zu machen.
Soll man ins Kino gehen oder nicht?
Aber was ist mit Bruce Willis und seinen Fans: Sollte man sich den Film nun im Kino ansehen, um seinen Liebling nach jahrelanger Durststrecke (nach „Death Wish“ von 2018 und „Glass“ von 2019) noch ein letztes Mal auf der großen Leinwand zu sehen?
Es gibt meiner Meinung nach keine klare Antwort auf diese Frage. Man sollte sich nur vorab bewusst darüber sein, dass es eben nicht der unkaputtbare Actionheld von einst ist, den man da sieht, selbst wenn seine Figur (arg unbeholfen) mit einem Maschinengewehr herumhantiert. Stattdessen sieht man einen schwer erkrankten Mann, der sich mit aller Kraft an sein früheres Leben klammert – und das hat durchaus auch etwas Ehrenvolles…
Aber so oder so: Einen besseren oder auch nur weniger schlechten letzten Kinoauftritt hätte man Bruce Willis natürlich auf jeden Fall gegönnt (die 1,5 Sterne in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik meines Kollegen Lutz Granert erscheinen mir zumindest schon sehr großzügig)…
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