+++ Meinung +++
Ich habe „Jurassic Park“ nie im Kino gesehen. Erst einige Jahre später durfte ich den Spielberg-Klassiker auf VHS schauen. Und was soll ich sagen, der Film hat mein jugendliches Ich einfach weggeblasen. Auch heute noch ist „Jurassic Park“ für mich ein Paradebeispiel gelungener Blockbusterunterhaltung.
Ganz im Gegensatz zur „Jurassic World“-Reihe, die jetzt mit „Jurassic World 3: Ein neues Zeitalter“ ihren traurigen Tiefpunkt erreicht hat. Mit seiner konfusen Handlung um genetisch veränderte Heuschrecken (!) und ausufernden Auto-Dino-Verfolgungsjagden besitzt der Abschluss der „Jurassic World“-Trilogie inzwischen mehr Ähnlichkeit mit Reihen wie „Fast & Furious“ und „Jason Bourne“ als mit dem ursprünglichen „Jurassic Park“.
„Jurassic Park“ hat einen Kindheitstraum erfüllt!
Natürlich ist auch „Jurassic Park“ ein Blockbuster – und das ist ja per se auch erst einmal gar nichts Schlechtes. Der Ausflug in den Dinopark ist eine Jahrmarktsattraktion, echtes Kino der Sensationen, das die Zuschauenden auch über die Special-Effects ins Kino gelockt hat. Für mich auf jeden Fall war es die Erfüllung eines Kindheitstraums: Lebensechte Dinos auf der Leinwand? Das hatte man 1993 in dieser Perfektion noch nicht gesehen.
Insbesondere die animatronischen Dinosaurier von Special-Effects-Legende Stan Winston (durch ihn wurde auch die „Alien-Queen“ in „Aliens“ lebendig) lassen die Urzeitgiganten fast lebensecht wirken. Wem bei der ersten Begegnung mit dem Brachiosaurus nicht gemeinsam mit Dr. Alan Grant (Sam Neill) und Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) die Kinnlade runterklappt, der hat Kino nie geliebt. Eine Szene, die bei mir auch heute – gerade im Verbund mit dem ikonischen „Jurassic Park“-Score von John Williams – noch immer Gänsehaut beschert.
Der Horror des Unsichtbaren
„Jurassic Park“ setzt seine Dino-Attraktionen gezielt ein. Bei einer Laufzeit von 127 Minuten bekommen wir die Urzeit-Giganten gerade einmal 15 Minuten zu Gesicht! Die Dinosaurier bleiben fremde Kreaturen: faszinierend, extrem gefährlich und vor allem auch lange ungesehen. In bester Horrorfilmmanier lauern die fleischfressenden Urzeit-Monster in den Schatten, rascheln in den Büschen und töten außerhalb des Sichtfeldes der Zuschauer*innen. So entfaltet sich der von ihnen ausgehende Schrecken langsam in den Köpfen - und das schon bevor sich die todbringenden Echsen in Gänze zeigen.
Statt die Urgewalt der Tiere punktuell einzusetzen und so für einzelne magische Momente zu sorgen, bietet uns „Jurassic World 3“ eine inflationäre Dino-Flut, die über die Leinwand schwemmt: Dinos zu Land, in der Luft und im Wasser. Dinos als abgerichtete Killermaschinen, Dinos hinter jedem Busch und als Haustiere im Käfig. Bis zur vollkommenen Übersättigung werden immer mehr und ungewöhnlichere Saurier auf uns losgelassen, in der Hoffnung, dass doch eines dieser gewaltigen Monster irgendwie beeindrucken mag.
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Und dabei sind die Riesenechsen ja nicht einmal mehr die eigentliche Gefahr in „Jurassic World 3“, denn diese wurden in ihrem eigenen Film in die Statistenrolle gedrängt – stattdessen bekommen es die Protagonisten mit mutierten Heuschrecken zu tun. „Jurassic World 3“ ist eine riesige Dino-Materialschlacht, die zum reinen Selbstzweck verkommt. Die eigentlichen Stars der Filmreihe spielen für die Handlung nur noch eine untergeordnete Rolle und selbst wenn im „großen“ Finale drei Spitzenprädatoren gegeneinander um die Vorherrschaft im Reservat kämpfen, lässt einen das unbeeindruckt zurück – gerade auch, weil dieser Kampf für die Hauptfiguren keinerlei Bedeutung besitzt.
In „Jurassic World 3“ haben die Dinos ihren Biss verloren
Sowieso lässt mich die Sorge um die Protagonisten in „Jurassic World 3“ gänzlich kalt. Sofern die Figuren aus moralisch richtigen Gründen handelt, scheinen sie unverwundbar – ganz egal, wie dämlich sie sich im Umgang mit den prähistorischen Fleischfressern auch verhalten mögen. Oftmals lassen sie die Riesenechsen durch eine simple Handgeste befrieden – was von Dinotrainer Owen Grady (Chris Pratt) lächerlich oft unter Beweis gestellt wird.
Nicht einmal mehr die vom Franchise selbst aufgestellten Regeln müssen noch beachtet werden: Dr. Grants ikonischer Rat, sich in der Gegenwart eines Raubdinosauriers nicht zu bewegen und sich so seinem Sichtfeld zu entziehen, wird in „Jurassic World 3“ lediglich für einen halbgaren Gag genutzt, nur um Sekunden später sein Heil doch in der wilden Flucht zu suchen. Die grausamen Tode ereilen dagegen nur noch die Antagonisten.
„Jurassic Park“ war Blockbuster-Spannungskino von der ersten bis zur letzten Minute
Dabei war es doch genau eben jener Überlebenskampf, der „Jurassic Park“ zu so einem spannenden Film gemacht hat. Vor den Giganten der Urzeit sind alle Figuren gleich – und so fiel in „Jurassic Park“ auch ein Ray Arnold (Samuel L. Jackson), der technische Leiter der Parkanlage, den Dinos zum Opfer, ohne ein Bösewicht zu sein.
„Jurassic Park“ und auch sein Sequel waren in der Wahl der Opfer noch deutlich unberechenbarer und grausamer, als es die „Jurassic World“-Reihe ist. Diese Ungewissheit um das Überleben der Figuren ist auch der Grund dafür, dass auch die legendäre Küchenszene, in der sich die Kinder Tim (Joseph Mazzello) und Lex (Ariana Richards) an einer Gruppe hungriger Raptoren vorbeischleichen müssen, mir auch heute noch den Schweiß auf die Stirn treibt.
Ein Crossover mit „Fast & Furious“ scheint nicht mal mehr absurd
Wohin ist das „Jurassic“-Franchise nur geraten? Autorennen gegen Killerdinos und Figuren im Leerlauf, die in bester Actionheld-Manier jede Herausforderung spielend meistern – ein Crossover mit der „Fast & Furious“-Reihe scheint nach „Jurassic World 3“ jedenfalls absolut vorstellbar (da beide Reihen demselben Rechteinhaber gehören, wäre es übrigens sogar möglich).
Sollten noch weitere Teile kommen, wünsche ich mir das natürlich nicht. Meine Forderung ist viel mehr: Make Dinosaurs dangerous again! Macht die unberechenbaren Urzeit-Monster wieder zu den eigentlichen Hauptdarstellern des Franchise und gebt den Dinosauriern wieder ihren furchteinflößenden Gore-Faktor zurück, denn ich will mich beim Anblick eines T-Rex wieder vor Angst und Ehrfurcht schlotternd in den Kinosessel drücken können!
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