Dreck, Siff, Drogen, Sünde und schieres, amoralisches Chaos: Der Filmtitel „Bad Lieutenant“ ist Programm. Sowohl bei Werner Herzog, der in „Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“ von 2009 einen manischen Nicolas Cage zeigt, als auch in dessen Inspiration „Bad Lieutenant“ von 1992. Darin ist unter der Regie des provokanten Regisseurs Abel Ferrara ein heruntergekommener Harvey Keitel als Gesetzeshüter mit kaputtem Moralkompass zu sehen. Der fiebrige, schmuddelige Film lief 1992 bei den Filmfestspielen von Cannes und spaltet seither die Gemüter:
Die Meinungen reichen von „widerlicher Schund“ bis „brillantes Meisterwerk“. Wer sich selber einen Eindruck verschaffen wollte, musste sich zuletzt mit Discs vom Gebrauchtmarkt zufriedengeben, da die letzte Heimkino-Auflage vergriffen ist. Nun tut sich aber was: Heute erscheint „Bad Lieutenant“ erneut auf DVD und Blu-ray.
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Die DVD- und Blu-ray-Neuauflage stellt im Fall von „Bad Lieutenant“ sogar ein waschechtes Heimkino-Comeback dar, denn der laut Ferrara unter massivem Drogeneinfluss entstandene Film lässt sich in Deutschland aktuell nirgends legal streamen. Hier lachen also Anhänger*innen der physischen Medien zuletzt.
"Bad Lieutenant": Verleugnung und Erlösung
Im Mittelpunkt von „Bad Lieutenant“ steht ein New Yorker Polizist, der gequält durch das Leben streift und von Süchten geplagt wird: Illegales Glücksspiel, Sex und Drogen sind sein einziger Lebensinhalt, und in ihm rumort es unentwegt, ob ihn all dies erfüllt oder noch weiter quält. Denn irgendwo tief in ihm schlummert eine religiöse Seele. Vielleicht geht ihm genau deshalb ein aktueller Kriminalfall so nah: Eine Nonne wurde vergewaltigt. Für das Finden des Täters winkt eine hohe Geldsumme als Belohnung. Aber vielleicht wäre es der größte Lohn, sich durch gute Arbeit einfach wieder wertvoll zu fühlen?!
In den USA bekam „Bad Lieutenant“ unter anderem aufgrund einer freizügigen Sexszene und der harschen Sequenz, in der besagte Vergewaltigung gezeigt wird, das gefürchtete NC-17-Rating verpasst. Da diese Altersfreigabe in den Staaten praktisch einem Werbeverbot gleichkommt, wurde eine alternative, gekürzte Fassung erstellt, die das mildere R-Rating erhielt. In Deutschland war man weniger zimperlich: Ohne Sex- oder Gewaltzensuren sicherte sich der einer Abwärtsspirale gleichkommende Schuld-und-Sühne-Thriller eine FSK ab 16 Jahren.
Trotzdem ist „Bad Lieutenant“ eine Seherfahrung, die stärker zermürbt als so mancher FSK-18-Schocker, da Ferrara das Publikum hautnah miterleben lässt, wie Keitels Figur mit ihren Süchten, ihren Erwartungen an sich selbst und ihren urkatholischen Schuldgefühlen ringt. Die bewusst schwitzig-elendigen Nacktszenen, Keitels aufwühlendes Spiel und die Genrekonventionen aushebelnde, zermarternde Erzählweise tun da ihr Übriges. Doch all dieses Leid hat künstlerischen Wert – Regielegende Martin Scorsese etwa lobte „Bad Lieutenant“ als einen der besten Autorenfilme der 1990er-Jahre.
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