Nachdem Netflix nicht nur bekanntgeben musste, dass man im vergangenen Quartal (Januar bis März) erstmals seit zehn Jahren einen Rückgang bei der Zahl der Abonnements (nämlich um 200.000) zu verbuchen hatte, sondern im kommenden Quartal (April mit Juni) auch noch mit einem weiteren Rückgang um weitere zwei Millionen Abonnements rechnen würde, legte die Netflix-Aktie an den Börsen einen Sturzflug hin und verlor innerhalb weniger Stunden mehr als ein Viertel ihres Wertes… der lange Zeit als unaufhaltsam geltende Siegeszug des Streaming-Riesen hat so erstmals einen ganz mächtigen Dämpfer verpasst bekommen.
Da passt es irgendwie in die trostlose Stimmung, dass eine neue Netflix-Originalserie bei der Internet-Plattform IMDb bereits einen Tag nach der Veröffentlichung der acht Folgen der ersten Staffel auf Anhieb eine historische Tiefstwertung eingefahren hat: Die japanische Manga-Adaption „He’s Expecting“ steht nach 442 Bewertungen aktuell bei einer durchschnittlichen Wertung von 1,0 von 10 Sternen. Zum Vergleich: Auf Platz 1 der Bottom 100 der schlechtesten Filme aller Zeiten steht aktuell die Parodie-Vollkatastrophe „Disaster Movie“ – und selbst der hat noch eine Wertung von 2,1 von 10 Sternen.
Aber natürlich sollte man bei solchen Wertungs-Anomalien immer ganz besonders genau hinschauen – schließlich ist es quasi unmöglich, auf „natürlichem“ Wege eine Wertung von 1,0 bei der IMDb zu bekommen. Da könnte man buchstäblich eine frisch gestrichene Wand beim Trocknen der Farbe filmen und würde wohl noch immer einen (deutlich) besseren Schnitt bekommen.
Es spricht also viel für eine (Review-Bombing-)Kampagne gegen die Serie – und tatsächlich haben die ersten Nutzerkritiken, die allesamt über die Prämisse der Serie herziehen, ausnahmslos 1 Stern als Wertung, während spätere Kritiken, die dann auch spürbar von Nutzer*innen stammen, die die Serie auch tatsächlich gesehen haben, einen deutlich höheren Schnitt mit Wertungen zwischen 7 und 10 Sternen haben.
Das wahre Problem hinter den Wertungen
Aber wo liegt eigentlich das Problem? In „He’s Ecpecting“ geht es um einen schwangeren Mann – und viele 1-Sterne-Bewertungen drehen sich ausschließlich um die biologische Unmöglichkeit dieser Prämisse sowie die LGBTQ+-Message, die hier angeblich vermittelt werden soll.
Nun ja, in Hollywood gab es einen vergleichbaren Film ja auch schon mal – und wir würden jetzt nicht unbedingt behaupten, dass sich Ivan Reitmans Komödie „Junior“ mit dem „Twins“-Duo Arnold Schwarzenegger (als schwangerer Forscher) und Danny DeVito (als sein Laborpartner) seit ihrem Kinostart 1994 zu einem Vorreiter des queeren Kinos entwickelt hätte…
Der Ab-18-Film, den Netflix schon seit Jahren versteckt hält, ist wie "ein Albtraum" und "ein Auto ohne Bremsen"