Man mag es kaum glauben, aber obwohl die trostlose Welt von „The Walking Dead“ eigentlich zum Dauerfluchen einlädt, halten sich die Überlebenden der Zombie-Apokalypse auch nach vielen Jahren damit weitestgehend zurück. Das liegt natürlich weniger an den guten Manieren der Figuren, sondern vielmehr an den Bestimmungen des „Walking Dead“-Senders AMC.
Der muss sich als Kabelsender zwar eigentlich nicht an die Antifluch-Bestimmungen des herkömmlichen US-Fernsehens halten, schränkt vulgäre Sprache aber trotzdem stark ein, um die Geldgeber*innen hinter dem Sender nicht zu vergraulen (anders sieht das etwa bei Premium-Kabelanbietern wie HBO aus, die nicht von Sponsoren, sondern von Abos getragen werden).
Wie so oft in den USA hat man also auch im Fall von „The Walking Dead“ keine Probleme mit expliziter, teils extremer Gewaltdarstellung, doch wenn jemand das „böse“ F-Wort sagt, hört der Spaß auf. Inzwischen erlaubt AMC theoretisch zwei Fucks pro „Walking Dead“-Staffel. Doch während etwa das Spin-off „Fear The Walking Dead“ davon durchaus Gebrauch macht, war bei der Mutterserie auch nach 167 Folgen ein gelegentliches „Shit“ das höchste der Gefühle – bis jetzt!
"Walking Dead" und die Fucks
Auch in der Vergangenheit war „The Walking Dead“ genau genommen nicht ganz „fuck“-frei. Allerdings beschränkte sich die Nutzung des Ausdrucks auf ein verschlucktes „Fuck“ von Daryl (Norman Reedus) in einem Streit mit Rick (Andrew Lincoln) in Folge 4 aus Staffel 9, ein nicht wirklich hörbares „Fuck“ von Rosita (Christian Serratos) beim Zombieschnetzeln in Folge 9 aus Staffel 11 sowie auf geschnittene und alternative Szenen auf den Heimkino-Veröffentlichungen der Seasons. Am prominentesten ist hier wohl die „Fuck“-Tirade bei der alternativen Einführung von Negan (Jeffrey Dean Morgan) zu Beginn von Staffel 7.
Eine Szene aus der neuen 15. Folge der elften und letzten „Walking Dead“-Staffel stellt somit also in der Tat das erste Mal dar, dass wir ein wirklich deutlich und beherzt ausgesprochenes „Fuck“ in der finalen Fassung einer „Walking Dead“-Episode präsentiert bekommen – und es hätte kaum besser platziert werden können.
» "The Walking Dead" bei Disney+*
Als Commonwealth-Führungskraft Lance Hornsby (Josh Hamilton) Hilltop auf den Kopf stellt und schließlich sogar den kleinen Hershel (Kien Michael Spiller) manipulieren will, um an die gewünschten Informationen zu kommen, platzt den anderen der Kragen. Die Situation spitzt sich zu und auch Daryl richtet schließlich seine Waffe auf Lance, obwohl er mittlerweile eigentlich als Soldat für das Commonwealth arbeitet.
Mit einer Drohung schafft er es aber, die Situation zu entschärfen: „Unless you wanna die for nothing. Tell 'em to drop the guns before something really fucking bad happens.“ Das „Fuck“ unterstreicht in dem Fall den Ernst der Lage und die Wut Daryls – nicht zuletzt weil es so ungewohnt ist, es in „The Walking Dead“ zu hören.
Kein Fluchen auf Deutsch
In der deutschen Fassung der neuen „Walking Dead“-Folge bleibt von alldem allerdings fast nichts übrig. Ein „Fuck“ oder „Fucking“ direkt zu übersetzen, ist in der Tat nicht immer leicht, doch wurde sich in diesem Fall nicht einmal darum bemüht, ein geeignetes Pendant zu finden, sodass Daryl in der besagten Szene auf Deutsch nun sogar überhaupt nicht flucht und seine Warnung somit ein Stück weit ihrer Wucht und Nachdrücklichkeit beraubt wird.
Während in den optionalen deutschen Untertiteln auf Disney+ zumindest noch „... bevor etwas verdammt Schlimmes passiert“ zu lesen ist, heißt es ausgesprochen nur: „Wenn du nicht für nichts sterben willst, dann sollen die ihre Waffen runternehmen, bevor es richtig übel wird.“ Der historische „Walking Dead“-Fuck-Moment bleibt Fans der deutschen Synchronfassung also leider komplett verwehrt.
*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.