In der zweiten Staffel der Netflix-Serie „Bridgerton“ macht die Königin von England (Golda Rosheuvel) es schon wieder, nachdem wir das auch schon in Staffel 1 gesehen hatten: Sie lässt sich eine Dose mit einem Pulver bringen und schnupft etwas davon in die Nase – sichtlich begeistert. Ist das aber überhaupt Kokain, woran viele wahrscheinlich spontan denken dürften?
Nein, es ist kein Kokain – aber es ist ein witziger Zufall, dass ausgerechnet in Folge 6, kurz nachdem wir sie schnupfen sehen, auch ein Mitglied der Bridgerton-Familie eine kleine Drogen-Eskapade erleben wird. Dass es sich bei Königin Charlottes Konsum nicht um Koks handelt, liegt schon mal nahe, wenn man sich das Pulver etwas genauer anschaut: Was sich die Queen da in die Nase schupft, sieht eher braun als weiß aus.
Und schnupfen ist hier genau das richtige Stichwort: Es handelt sich um Schnupftabak, im Englischen einfach nur kurz „snuff“ genannt. Kennt man Tabak heute eher in seiner bröseligen Form zum Rauchen, wurde er früher sehr häufig in Pulverform geschnupft – und in schicken Schnupftabakdöschen aufbewahrt, die auch als Sammelobjekte galten.
Schnupftabak in der Regency-Ära
Schnupftabak war (nicht nur) im London der Regency-Zeit, in der „Bridgerton“ spielt, schwer in Mode. Queen Charlotte frönt in den 1810er Jahren der Serie also einem historisch korrekten Laster – was bei Kokain nicht der Fall wäre. Das wurde erst um 1860 herum von Albert Nieman „entdeckt“, indem er ein Alkaloid aus dem Cocastrauch isolierte (das Kauen der Blätter war aber auch schon vorher wegen seiner berauschenden Wirkung verbreitet).
Ist es denn aber auch historisch korrekt, dass die Königin überhaupt Schnupftabak konsumiert hat? Ja, und wie! Die reale Queen Charlotte, Ehefrau von George III. (in der Serie gespielt von James Fleet), wurde im Volksmund sogar „Snuffy Charlotte“ genannt, weil ihre Vorliebe für das Pulver so bekannt war. Überhaupt war die durch das enthaltene Nikotin stimulierend wirkende Substanz auch schon zuvor bei vielen europäischen Royals sehr beliebt – was ihr auch zu einem Image als Luxus-Produkt verhalf und den Besitz einer Schnupftabakdose zu so etwas wie einem Statussymbol machte.
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