+++ Meinung +++
Am 20. Januar 2022 ist „Nightmare Alley“ in den deutschen Kinos erschienen. Jetzt, nicht mal zwei volle Monate später, landet er schon im Abo von Disney+. Wer düstere Psychothriller mag, sollte diese Chance nutzen. Die neueste Arbeit von Guillermo del Toro ist nicht nur für vier Oscars nominiert (darunter als Bester Film), sondern ist auch eines meiner persönlichen Highlights der vergangenen Monate.
›› "Nightmare Alley" bei Disney+*
Das ist "Nightmare Alley"
„Nightmare Alley“ basiert auf dem gleichnamigen Roman, dessen erste Verfilmung im Jahr 1947 hierzulande als „Der Scharlatan“ bekannt ist. Die Geschichte handelt von einem talentierten Obdachlosen, der sich einem Wanderzirkus anschließt und sich dort die Tricks der angeblichen Hellseher*innen aneignet, um selbst Karriere zu machen. Mehr will ich auch gar nicht verraten, denn für mich bestand ein großer Reiz des filmischen Vergnügens darin, nicht zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt.
Der düstere Thriller hat mich zunächst aber auch weniger durch die Handlung gepackt als vielmehr durch seine zahlreichen interessanten Charaktere, die den Wanderzirkus bevölkern. Gemeinsam mit dem Protagonisten Stan Carlisle (Bradley Cooper) lernen wir all die mal mehr, mal weniger grotesken Schausteller*innen kennen.
Da wären zum Beispiel das Hellseher-Ehepaar Zeena (Toni Collette) und Pete (David Strathairn), der Muskelmann Bruno (Ron Perlman) und dessen stetiger Begleiter, der kleinwüchsige Major (Mark Povinelli). Außerdem die junge Molly (Rooney Mara), in die Stan sich verguckt. Zirkusleiter Clem (Willem Dafoe) hingegen hat alle Voraussetzungen für einen Superschurken: Der Geschäftsmann zwingt Obdachlose zu erniedrigenden Auftritten und nutzt einen konservierten Baby-Fötus im Endstadium als Dekogegenstand!
Ein charismatischer Blender
Doch in dieser illustren Runde war es immer wieder Stan selbst, der mich am meisten in seinen Bann zog. Bradley Cooper versprüht in der Rolle den rauen Charme eines Film-Noir-Helden der 40er-Jahre. Er ist durchsetzungsfähig, charmant und strahlt selbst in heiklen Situationen ein fast schon unverschämtes Selbstvertrauen aus.
Doch er hat eben auch eine mysteriöse Vergangenheit und es ist stets klar, dass Stan kein lupenreiner Held ist, sondern ambitioniert nach dem eigenen Glück greift. Diese Ambition sorgt im Laufe des Films dann für den einen oder anderen krassen Moment: Von brutalen Gewaltexzessen bis hin zu psychologischen Horror-Szenarien. „Nightmare Alley“ entpuppt sich als albtraumhafter Auf- und Abstieg eines talentierten Blenders, der immer mehr seinen eigenen Betrügereien verfällt.
Ein mitreißender Trip in die narzisstische Psyche eines Mannes, der zerstörerische Kreise zieht, eingerahmt von einem Set-Design und einer Kameraarbeit erster Güte, wie man es von Guillermo-del-Toro-Filmen gewohnt ist, und von einem stargespickten Cast, der jede noch so kleine Nebenrolle mit Tiefgang füllt. Hinzu kommt ein so perfektes wie gemeines Ende, das auch noch nach dem Verlassen des Kinosaals intensiv in mir nachwirkte.
Neu auf Disney+ im März: Gleich 2 der besten Filme 2021, die neue Marvel-Serie & viele weitere Highlights*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
