+++ Meinung +++
Was die schiere Power betrifft, wird Mel Gibson „Braveheart“ wahrscheinlich nicht mehr übertreffen können. „Apocalypto“ sollte allerdings direkt dahinter eingereiht werden, wenn es darum geht, die Regiearbeiten des Schauspielstars zu bewerten. In Sachen roher Action und mitreißendem Ambiente ist der im mittelamerikanischen Urwald des 16. Jahrhunderts spielende Film für mich sogar die klare Nummer eins unter Gibsons vielen guten bis sehr guten Werken.
„Apocalypto“ ist visuell berauschend, wird von einer fast greifbaren Mystik beherrscht und wirkt dabei doch verdammt realistisch. Dem einen oder der anderen vielleicht sogar zu realistisch. Denn neben all seinen kreativen, technischen und schauspielerischen Qualitäten geht es in diesem historischen Action-Spektakel auch extrem blutig zur Sache. Die blanke Brutalität ist teilweise erschütternd; gerade weil sie so lebensecht erscheint.
Gibson legte bei der Umsetzung der Geschichte eines jungen Mayas großen Wert auf Glaubwürdigkeit und die wie aus einer anderen Welt anmutende Atmosphäre. Um beide aufrecht zu erhalten, beschloss er den Film nicht auf Englisch zu drehen. Natürlich hat er die in der Sprache der yukatekischen Mayas präsentierten Dialoge für uns untertitelt. Doch „Apocalypto“ würde sogar ohne diese Hilfestellung funktionieren, so kraftvoll und aussagestark sind seine Bilder.
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Pranke des Jaguars (Rudy Youngblood) lebt friedlich mit seiner Sippe im Wald. Da wird ihr Lager von einer Gruppe brutal zu Werke gehender, mit überlegenen Waffen ausgestatteter Krieger überfallen. Alle Erwachsenen, die nicht im Kampf sterben, werden zum Abtransport aneinandergefesselt. Kurz bevor es auch Pranke des Jaguars so ergeht, kann er noch seine schwangere Frau (Dalia Hernández) und seinen kleinen Sohn in einem tiefen Erdloch verstecken.
Unter Führung des mächtigen Leitwolf (Raoul Trujillo) werden die Besiegten in eine ihnen unbekannte, riesige Stadt geschafft. Dort werden die Frauen als Sklavinnen verkauft und die Männer zur rituellen Tötung zu Ehren der Götter auf die Spitze einer Stufenpyramide geführt. Pranke des Jaguars verbringt seine – wie er glaubt – letzten Momente damit, an seine kleine Familie zu denken. Während er schon zur Enthauptung auf dem Opferblock liegt, passiert jedoch etwas Unvorhersehbares: Die Sonne verdunkelt sich mitten am Tag. Der junge Mann kann in den Dschungel entkommen, wird aber von Leitwolf und seinen Häschern gnadenlos gejagt…
"Apocalypto" hat sich seinen FSK-18-Sticker redlich verdient
Es ist erstaunlich, was Gibson – zusammen mit seinem Drehbuch- und Produktions-Partner Farhad Safinia („The Professor And The Madman“) – dem Protagonisten hier alles an tödlichen Stolpersteinen in den Weg legt. Deshalb muss ich euch ernsthaft warnen: Die erstklassig inszenierten Fights zwischen den Menschen, aber auch mit der Natur, sowie die faszinierenden Massenszenen mit den rituellen Opferungen sind nichts für Zartbesaitete. In Sachen Blut und Gore geht es hier zu wie in knallharten Horrorspektakeln. Nur dass das alles eben verdammt echt aussieht und sich auch so anfühlt. Weshalb die FSK völlig zu Recht das „Ab 18“-Siegel zückte.
Wer derlei aushalten kann und will, wird mit einem grandiosen Werk belohnt. Gibsons Top-Kollaborateur beim Erreichen dieses Ergebnisses war sein Chef-Kameramann Dean Semler, der für „Der mit dem Wolf tanzt“ mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Schon die eröffnende Tapirjagd im Dschungel begeistert in Bezug auf Dynamik, Direktheit und Authentizität sowie was die Perspektiven angeht. Dabei ist sie nur der, wie sich herausstellt, vergleichsweise noch recht zahme Beginn.
"Apocalypto" ist ganz großes Kino
Extrem wichtig (und sensationell gut!) ist zudem der gelegentlich sehr sparsam eingesetzte, dann wieder mit vollem Bombast aufwartende Score. „Titanic“-Komponist James Horner hatte für Gibson schon „Braveheart“ mit brillanter Musik unterlegt. Nahezu ohne wiedererkennbare Melodien auskommend, lieferte der 2015 viel zu früh verstorbene Kalifornier hier nun die experimentellste, mutigste und mitreißendste Arbeit seiner Karriere ab.
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Die Inszenierung, das subtil die innere Verrottung einer frühen Hochkultur aufzeigende Drehbuch, der Schnitt und speziell die grandiose Ausstattung sind gleichfalls exzellent. Auch nahezu sämtliche anderen Aspekte von „Apocalypto“, bis hin zur größtenteils von mexikanischen Laiendarstellern ausgeführten Schauspielerei, hätten es verdient gehabt, mit Oscars und anderen Awards überschüttet zu werden.
Idiotischerweise leistete sich Gibson jedoch kurz vor dem globalen Kinostart des Films eine seiner antisemitischen Entgleisungen und machte sich damit zum Geächteten in Hollywood. Weshalb es bei den Academy Awards 2007 letztlich nur zu drei Nominierungen in technischen Kategorien und keiner einzigen Statue reichte. Der atemberaubenden Klasse des Films tut die Ignoranz seines Schöpfers aber keinen Abbruch. Für mich ist und bleibt „Apocalypto“ ein Meisterwerk, das mir immer wieder unter die Haut geht.
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