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    "The Office" auf Netflix: Darum solltet ihr die Serie nicht in der deutschen Synchronfassung schauen
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Hat auf Netflix schon viele schöne Stunden verbracht: Zu seinen Highlights zählen die Sci-Fi-Dystopie „Black Mirror“ und die Comedy „Bojack Horseman“.

    „The Office“ ist nun komplett auf Netflix verfügbar, Staffel 7 bis 9 sogar erstmals in einer deutschen Synchronfassung. Dabei geht jedoch nicht nur Wortwitz verloren, sondern auch ein weiterer wichtiger Faktor, der die Serie im Original auszeichnet.

    NBC / Netflix

    +++ Meinung +++

    The Office“ ist eine der großartigsten Sitcoms aller Zeiten und neben „SpongeBob Schwammkopf“ wohl die Serie, von der am meisten Memes im Internet kursieren. Im Verlauf seiner neun Staffeln und insgesamt 201 Episoden hat sich der Mockumentary-Hit über die Jahre eine gewaltige Fangemeinde aufgebaut. Seit 15. Januar ist die komplette Serie auf Netflix verfügbar – wahlweise auf Deutsch oder Englisch. Wenn ihr jedoch die wahre Genialität von „The Office“ erleben wollt, dann sollte eure Wahl auf den Originalton fallen. Das gilt hier sogar noch mehr als bei anderen Comedy-Serien. Denn „The Office“ ist gleich aus mehreren Gründen ungeeignet für Synchros.

    Grund 1: Der Wortwitz

    Dieses Argument lässt sich für so ziemlich jede Comedy-Serie bringen. Anders als bei Dramen, wo es reicht, der Handlung und den Emotionen der Figuren folgen zu können, lassen sich komödiantische Inhalte nicht so leicht übersetzen. Hier kommt es eben viel auf Wortwitz und Timing an und das funktioniert oft nur in der Ausgangssprache. Für „The Office“ gilt das genauso. Die Autor*innen haben die Witze auf Englisch verfasst und nicht jeder davon lässt sich auch sinnvoll ins Deutsche übersetzen.

    Besonders die Hauptfigur Michael Scott (Steve Carell) bringt ständig englische Phrasen und Sprichwörter durcheinander. So verhaspelt sich Michael zum Beispiel beim Versuch, die Redewendung „How the tables have turned“ (auf Deutsch sinngemäß: „Wie sich das Blatt gewendet hat“) zu verwenden und bekommt dabei aber nur ein peinliches „How the turntables“ heraus, gefolgt von einem betretenen Schweigen. In der deutschen Fassung wurde diese Zeile fast wörtlich mit „Wie der Plattenspieler wendet“ übersetzt, was überhaupt gar keinen Sinn ergibt.

    Grund 2: Die Improvisation

    Was „The Office“ außerdem von durchweg geskripteten Sitcoms wie etwa „The Big Bang Theory“ unterscheidet, ist das hohe Maß an Improvisation. Da die Serie im Mockumentary-Stil erzählt wird (ein fiktives Filmteam dreht innerhalb der Handlung eine Dokumentation über die Büro-Angestellten), bekamen die Schauspieler*innen die Erlaubnis, auch mal eigene spontane Ideen in ihre Auftritte einfließen zu lassen. Da die Kameras wie bei einer echten Dokumentation auf die dabei entstehenden Überraschungen schnell reagieren müssen, wirkt der Mockumentary-Stil noch authentischer.

    Gerade diese Momente der Spontanität leiden aber auch unter der Übersetzung. Synchronsprecher*innen haben diesen Improvisationsfreiraum in der Regel nicht. Sie müssen sich ans Skript halten, dass einerseits als Übersetzung der Originalzeilen dient, andererseits aber auch zu den Lippenbewegungen der Figuren passen muss. Das Ergebnis: Die deutsche Fassung von „The Office“ wirkt viel gekünstelter und gar steif im Vergleich zum spontanen Original.

    Grund 3: Stromberg

    Wieso die deutsche Synchronfassung von „The Office“ schauen, wenn es bereits eine deutsche Version davon gibt? Wie die US-Variante von „The Office“ ist auch „Stromberg“ eine Art Remake der britischen Original-Serie. Wer Büro-Humor auf Deutsch haben möchte, bekommt auf Netflix mit 46 Folgen und einem Film von „Stromberg“ eine ausgezeichnete Alternative.

    Zwar gibt es hier auch deutliche Unterschiede: „Stromberg“ setzt wie das britische Original voll und ganz auf unbequemen Fremdschämfaktor, während man in der US-Version mit fast allen Charakteren ehrlich mitfühlen kann, was „The Office“ im Vergleich mit „Stromberg“ deutlich massentauglicher macht. Doch wer auf jene Art von Humor steht, wird mit „Stromberg“ seinen Spaß haben.

    Englischkenntnisse vorausgesetzt

    Natürlich braucht es ausreichende Englischkenntnisse, um „The Office“ im Originalton zu genießen. Es bringt nichts, die Serie auf Englisch zu schauen, wenn ihr dann kein Wort versteht oder euch beim Zuhören so anstrengen müsst, dass ihr keinen Spaß mehr habt. Untertitel können hierbei zwar Abhilfe schaffen, aber sind Geschmackssache.

    Die meisten von uns werden Sitcoms deshalb schauen, um sich mit leicht bekömmlicher und lustiger Unterhaltung berieseln zu lassen. Es ist also völlig okay, bei Netflix die deutsche Version auszuwählen. Auch wenn dabei ein beträchtlicher Teil der Genialität des Originals flöten geht: „The Office“ auf Deutsch ist immer noch besser als viele andere Comedy-Serien im Originalton.

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