Das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop verfügt über die Funktion „Haut glätten“: ein Klick, schon wirken Gesichter auf Fotos glatter. Auch bei vielen Serien und Filmen gehört die digitale Nachbearbeitung von Farben und Gesichtern zum Standard, auf das Make-up am Set wird also per Computer sozusagen eine weitere Schicht aufgetragen. Doch egal, wie das Ergebnis erreicht wird (ob mit Nachbearbeitung am Computer oder ohne): Populäre Serien wie „Riverdale“ oder „Tote Mädchen lügen nicht“ zeigen Teenager auf dem Bildschirm, die nicht so aussehen wie das Publikum, für das diese Serien zuallererst produziert werden.
Jugendliche Zuschauer*innen werden in Serien und Filmen beständig mit einem Bild konfrontiert, das ihre eigenen Körper im Vergleich weniger perfekt erscheinen ist. Die Manipulation von Gesichtern ist dermaßen üblich, dass es auffällt, sobald eine Serie davon abweicht – so wie es die schwedische Jugendserie „Young Royals“ tut, wo der Thronerbe Wilhelm (Edvin Ryding) Akne hat, oder nun die neue Netflix-Serie „Kitz“.
In „Kitz“ wird Lisi (Sofie Eifertinger) in Kitzbühl mit einer Clique dekadenter Münchner*innen konfrontiert, allen voran das Instagram-Model Vanessa (Valerie Huber). Bei Lisi, die das Gegenstück zu Vanessa bildet, sind Hautunreinheiten unter ihrem Make-up zu erkennen. Im offiziellen Pressematerial zur Netflix-Serie heißt es, der Verzicht aufs nachträgliche Entfernen von Hautunreinheiten sei eine bewusste Entscheidung gewesen, man habe damit einen Trend gegen „toxische, unrealistische Schönheitsideale“ unterstützen wollen.
Gegen toxische Schönheitsideale
Wie konsequent – d. h. bei wie vielen Figuren – sich in „Kitz“ der Darstellung schädlicher Schönheitsideale verweigert wird, ist eine andere Frage. Jedenfalls ist Lisis Gesicht auch mit inhaltlicher Bedeutung aufgeladen. Nikolaus Schulz-Dornburg, der „Kitz“ gemeinsam mit Vitus Reinbold erfunden hat, sagte dazu:
„Lisi sollte weder ein perfektes Image noch Äußeres haben, sie sollte natürlich wirken. Für einen spannenden Kontrast zu den beiden modelnden Influencerinnen mit der perfekten Babyhaut.“
Nun müssen wir beobachten, wie ernst es Netflix mit dem Trend ist, auf digital bearbeitete Gesichter zu verzichten bzw. die Darstellung unreiner Haut zuzulassen – gerade auch in Produktionen, die sich an ein noch viel größeres Publikum richten als „Kitz“. Mit der zweiten Staffel „Emily In Paris“ etwa ist gerade erst eine Serie angelaufen, die aussieht wie ein verfilmter Instagram-Influencer-Feed. Selbst wenn Emilys Freundin Mindy (Ashley Park) hier in Folge 9 weint, sitzt das Make-up perfekt.
Alle sechs Folgen der ersten Staffel „Kitz“ stehen bei Netflix zum Abruf bereit. Wenn ihr wichtige Neustarts, egal ob Kino, Streaming oder Heimkino, auf gar keinen Fall verpassen wollt, dann abonniert unseren kostenlosen Newsletter, der jeden Donnerstag erscheint.